Der Verlauf der Werse an der Pleistermühle hat sich in den letzten 200 Jahren stark verändert. Hier soll versucht werden, diese Entwicklung anhand von historischem Karten- und Photomaterial nachzuzeichnen.
Preußische Uraufnahme 1 : 25.000 von 1837-42 und damit eine der ältesten detaillierten Darstellungen der Umgebung der Pleistermühle. Gut zu sehen sind zwei Gebäude auf dem nördlichen Ufer, an der Brücke das Mühlradsymbol und eine Insel im nördlichen Mühlenkolk.
Großmaßstäbige Karte von etwa 1865. Sie wurde nach der Errichtung der "neuen" Mühle (ca. 1862-63) erstellt, die nach dem Brand des alten Gebäudes errichtet worden war. Exakt bezeichnet sind die "Umfluth Schleuse", von der auszugehen ist, daß sie der (Holz-) Flößerei diente. Über den (Wasser-) "Überfall" konnte bei Bedarf Hochwasser schneller abfließen. Fast an gleicher Stelle befindet sich heute die "Überflutwiese", die den gleichen Zweck hat.
Auffällig ist der grün eingezeichnete, großflächige Sumpf-Schwemmlandbereich vor allem im südlichen und südöstlichen Teil des Mühlenkolkes. Auch die immer noch bestehende Insel im nördlichen Kolk ist grün eingezeichnet.
Karte von 1884 im Maßstab 1:10.000, die eine weitgehend unveränderte Situation in den letzten 20 Jahren zeigt. Auch hier zu sehen ist noch das alte Kötterhaus mit einem separaten Nebengebäude. Erstaunlich ist, daß die großflächige Erweiterung des Mühlenkolkes 1874 im südlichen Bereich hier noch nicht abgebildet wurde.
Photo nach 1884 und vermutlich vor 1890. Zu sehen ist das alte Kötterhaus mit einem neu angebauten Nebengebäude, welches ganz augenscheinlich noch landwirtschaftlichen Zwecken diente. Rechts am Nebengebäude befindet sich offenbar ein Anbau. Evtl. fand hier der Kaffeeausschank statt. Das separate Gebäude von der Karte von 1884 scheint nicht mehr zu existieren.
Leider nicht gut erkennbar ist der Bereich des alten Stauwehrs. Wie auf einem anderen Bild aus dem gleichen Zeitraum zu sehen ist, befand sich vor dem Wehr eine größere Holzfläche auf Pfählen auf Höhe des Wasserspiegels. Anscheinend wurde diese später mit dem auf dem linken Bild erkennbaren Holzzaun begrenzt. Völlig unklar ist, welchem Zweck die Holzkonstruktion diente und wie genau der Wasserabfluß durch das Wehr erfolgte.
Photo um 1896. Nachcolorierte Winteraufnahme, die Ruderboote wurden der Aufnahme hinzugefügt. Der Photograph stand am Südostufer. Gut erkennbar ist das grundlegend erweiterte Kötterhaus. Dieses wurde deutlich nach vorne verlängert und durch ein erhötes Dach mit ausgebautem Dachgeschoß ergänzt. Der Winkel zwischen Anbau und alten Nebengebäude diente als Terrasse.
Zeitgleich hatte man die Holzfläche vor dem Wehr entfernt. Fraglich ist, wo sich das bereits 1890 von Hermann Löns beschriebene "Badehaus" befand. Auf den drei bislang bekannten Aufnahmen aus der Zeit vor 1903 ist es nicht sichtbar.
Nachcoloriertes von Photo von 1898. Das Wehr ist noch nicht umgebaut. Am Gebäude der Kaffeewirtschaft wurde ein Abdach installiert.
Topographische Karte 1 : 25.000 von 1907. Nunmehr eingezeichnet sind drei Inseln, wobei die zwei südlichen augenscheinlich durch Abtrennungen vom südlichen Festland entstanden sind.
Photo von 1905. Das Mühlenwehr wurde umgebaut und durch eine Mauer in der Mitte in zwei Bereiche geteilt. Das Badehaus ist gut sichtbar.
Photo von zwischen 1905 und 1914. Nun wurde für das Mühlenwehr auch an das Badehaus eine gleichartige Mauer bebaut, wie schon in der Mitte einige Jahre zuvor in die Mitte des Wehrs. Links neben dem Badehaus an der neuen Mauer ist ein hölzerner Sprungturm deutlich erkennbar. Das Abdach der Kaffeewirtschaft ist durch eine Wand aus Efeu abgeschirmt, die Fensterrahmen sind dunkel gestrichen und das Ufer naturbelassen mit einem weißen Holzzaun.
Topographische Karte 1 : 25.000 von 1922. Die Karte wurde um die Bezeichnungen "Freibad" und "Bootshäuser" ergänzt.
Photo von 1914. Die Pleistermühle ist noch ohne linkes Nebengebäude und an der Kaffeewirtschaft gibt es noch keine Glasveranda. Das Efeu vor dem Abdach wurde entfernt und die Fensterrahmen weiß gestrichen. Der Weg zum Ufer wurde aber deutlich verbreitert und befestigt. Der weiße Bretterzaun wurde durch einen naturbelassenen Holzzaun ersetzt. Der Sprungturm neben dem Badehaus existiert nicht mehr und die Uferwand ist noch nicht betoniert (erfolgte erst 1930).
Photo von 1929. Die Pleistermühle wurde um ein Nebengebäude mit großem Wasserauslaß erweitert.
Karte von 1939, die augenscheinlich sehr vereinfacht ist.
Photo von ca. 1930 oder wenig früher. Auf der Insel im südöstlichen Flußkolk steht ein Holzhaus. Links am Rande gerade noch erkennbar ist die gegenüberliegende Insel. Gut zu sehen ist auch die flußabwärts liegende Insel.
Luftaufnahme vom Spätsommer 1931 oder Sommer 1932. Blick flußabwärts. Die Pleistermühle wurde mindestens seit 1929 durch ein Nebengebäude erweitert (hier rechts). Aus diesem gab es einen großen, tunnelartigen Wasserauslaß in den Kolk. Das Holzhaus auf der Insel am südöstlichen Ufer wurde abgerissen und durch einen Steinbau ersetzt. Die Pergola besteht noch. Links sichtbar auf der gegenüberliegenden Insel ist eine Badestelle und Bootssteg erkennbar.
Stereoskopische Luftaufnahme von 1935. Am südöstlichen Ufer sichtbar sind zwei Inseln. Das Holzhaus auf der linken Insel ist abgerissen und durch einen (heute noch existenten) Steinbau ersetzt worden. Dieser wurde durch eine Fähre vom Ufer aus erreicht. Nördlich davon befindet sich eine weitere Insel mit Bootssteg.
Photo von ca. 1933. Das Bild zeigt das alte Stauwehr vom oberen Wasserlauf aus. Links das Gebäude ist die Kaffeewirtschaft Pleistermühle, rechts, mit den Stützpfeilern, die Mühle.
Photo von 1939. Auf dem Bild sichtbar ist der Wasserauslaß der alten Pleistermühle (diese war eine Unterflurmühle), das kleine Gebäude wurde aufgestockt und links sieht man die Insel im südöstlichen Wersekolk.
Topographische Karte 1 : 25.000 von 1953.
Luftbild der Pleistermühle und Umgebung vom 12. Mai 1945, aufgenommen von der US Air Force direkt nach Kriegsende (externer Link, zum Vergrößern bitte Bild anklicken)
Gut erkennbar sind die Mehlmühle in der Bildmitte mit weit geöffneten Wasserschütten, auch aus dem Wasserauslaß links strömt Wasser, so daß in der Mühle z.Zt. der Aufnahme gerade Getreide gemahlen wurde. An der Mühle war ein zweites, großes Nebengebäude errichtet worden. Vor dem Nebengebäude gegenüber der Mühle links steht ein LKW.
Aufällig sind das längliche Gebäude der Kaffeewirtschaft oberhalb der Mehlmühle, die drei Inseln im Mühlenkolk und die alte Überflutwiese. Man beachte, daß mindestens vier Boote auf dem Wasser unterwegs sind. Erstaunlich sind auch die zahlreichen Bombentrichter in der Gegend. Da sich die nächste Flakstellung in der Nähe Bahndamm / Pleistermühlenweg befand, sind die Bombentrichter auf dem Photo wohl eher auf sog. Notabwürfe zurückzuführen. Eine Reihe Bombentrichter sind heute noch im Wald in der Nähe der Einmündung des Kreuzbaches in die Werse zu sehen (vgl. dazu die Bilder hier)
Photo von ca. 1949. Blick von der Pleistermühle flußabwärts. Mit dem roten Pfeil gekennzeichnet ist das neu entstandene Bootshaus auf der Insel im nördlichen Mühlenkolk.
Photo von ca. 1949. Vom Festland wurde ein Steg durch das Flußbett der Werse zum Bootshaus errichtet.
Photo von ca. 1949. Blick auf die Pleistermühle mit einem im Krieg erbauten weiteren Nebengebäude (ganz links). Rechts zu sehen ist die 1930 betonierte Mauer an der Kaffeewirtschaft und der Wintergarten von 1932.
Mauer am Ufer der Pleistermühle mit der Jahreszahl 1930 (Photo von 2015).
Photo von ca. 1963. Im roten Halbkreis sichtbar die Insel im nördlichen Mühlenkolk. Das Gebäude rechts neben der Mühle besteht noch (Pfeil).
Photo von ca. 1963. Im roten Halbkreis sichtbar die Insel im nördlichen Mühlenkolk.
Photo von ca. 1963. Im roten Kreis erkennbar ist die Insel im südöstlichen Mühlenkolk.
Luftbild von 1968, welches die Großbaustelle zum Bau des neuen Wehrs an der Pleistermühle zeigt. Zu erkennen ist schon der betonierte Trog, in dem das Wehr installiert werden soll (linker Pfeil). Die die beiden Inseln im südlichen Kolk (rote Kreise) abtrennenden Wasserarme wurden bereits zugeschüttet und das weiße Bootshaus ist mit dem Festland verbunden. Der Oberlauf der Werse wurde ebenfalls durch Zuschüttungen verändert, um einen besseren Wasserdurchfluß durch das neue Wehr zu erreichen. Die Insel im nördlichen Bereich des Kolks ist noch deutlich als Insel erkennbar (oberer Pfeil).
Luftbild von 1973. (1) Das neue Wehr. (2) Das alte Wehr. (3) Die ehem. Insel am Ostufer. (4) Die ehem. Insel am Nordwestufer.
Photo von 1976. Die alte Pleistermühle vor dem Umbau. Die Fuhrwerke fuhren unter den Vorbau und luden Getreide ab und fertig gemahlenes Mehl auf. Links neben der Mühle befand sich das alte Mühlenwehr. Ganz links zu sehen ist der einzig davon übriggebliebene Wasserdurchlaß. Im Hintergrund, oberhalb des Jägerzaunes, ist die zusammen mit dem neuen Wehr etwa 1970 erbaute Bootsanlegestelle und das begradigte neue Ufer zu erkennen. Das Gebäude auf der ehemaligen Insel wird durch die Pleistermühle verdeckt.
Photo von 1980. Blick auf die umgebaute Pleistermühle. Gut zu erkennen ist das alte Mühlenwehr. Links sieht man noch den - 1980 - zugemauerten Bogen, der früher als Wasserauslaß diente. Ganz links sichtbar ist noch ein Teil des neuen, gegen 1970 erbauten Stauwehres.
Photo vom Sommer 1980. Im roten Kreis rechts zu sehen ist die erste Bootstreppe. Etwas rechts davon befindet sich eine kleine mit Seerosen bewachsene Sandbank (Pfeile). Im Kreis links befand sich ein ins Ufer geschobener flacher Wasserzugang. Er wurde vom nicht weit entfernt liegenden Trabergestüt Bracht genutzt, um Pferdebeine zu kühlen.