Eine Kurzreise nach Baden-Baden

Anfang September 2009 entschlossen wir uns zum Verbringen eines verlängerten Wochenendes in Baden-Baden und Umgebung. Über die Autobahn A 45 "Sauerlandlinie" ging es nach Frankfurt und von dort weiter nach Süden Richtung Karlsruhe. Es herrschte extrem viel Verkehr, zudem reihte sich Baustelle an Baustelle und wir wurden Zeuge mehrerer Unfälle. Mithin brauchten wir für die 450 km nach Baden-Baden sechseinhalb Stunden Fahrzeit. In unmittelbarer Nähe zur Altstadt checkten wir im vorab gebuchten Romantikhotel "Der kleine Prinz" ein, wo wir bereits von außerordentlich freundlichen Mitarbeitern erwartet wurden. Um uns von der langen Fahrt zu erholen, schlenderten wir abends in die nahe gelegene Altstadt. Da auf der bekannten Galopprennbahn in Iffezheim gerade die "Große Woche" stattfand, hatte die Stadt Baden-Baden im Bereich des Kurhauses eine Art Stadtfest mit zahlreichen Essensständen und Livemusik organisiert. Zu unserem Erstaunen war das Fest trotz des sehr warmen Abends nicht besonders gut besucht. Wir hingegen konnten den Tag hier sehr schön ausklingen lassen.

Baden-Badens Name datiert erst aus dem Jahre 1931. Bis dato hieß die Stadt nur Baden. Der heutige Name entstand aus einer inoffiziellen Bezeichnung im 19. Jahrhundert: Baden in Baden. Die Geschichte Baden-Badens ist lang. Zwar gibt es erste Spuren der Besiedlung bereits aus der Mittelsteinzeit, prägend für die Stadt war allerdings die Zeit der römischen Besiedlung, da die Römer etwa ab dem Jahre 80 n. Chr. eine Siedlung sowie mehrere Bäder errichteten. Nach einer wechselvollen Geschichte wurden im Mittelalter ab 1306 mit der Erlaubnis des Markgrafen Friedrich II. die Thermalquellen wieder für Bäder genutzt. Die erste Kurtaxe wurde 1507 erhoben und ein Kurdirektor kümmerte sich um den aufstrebenden Kurbetrieb. Im 17. Jahrhundert kam der Bäderbetrieb zum Erliegen, aber mit dem Rastatter Kongreß wurde Baden-Baden am Ende des 18. Jahrhunderts als mondäner Kurort wiederentdeckt. Viele herrschaftliche Gäste machten den Ort zur Sommerhauptstadt Europas, während Paris als Winterhauptstadt fungierte. Es entstanden Luxushotels, das Kurhaus (1821–1824) und die Spielbank (1810–1811), die jedoch 1872 wieder geschlossen und von 1933 bis 1943 wieder geöffnet wurde. Internationale Pferderennen finden seit 1858 in Iffezheim statt. Wie man der Presse entnehmen konnte, mußte die Rennbahn allerdings drei Wochen vor unserem Besuch Konkurs anmelden. Augenscheinlich war die Konkurrenz durch das Internet zu groß. Da die Stadt Baden-Baden im Zweiten Weltkrieg keine großen Schäden erlitt, gehört sie zu den am besten erhaltenen Kurorten in Deutschland. Das Stadtbild wird von herausragenden Beispielen der Kurarchitektur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts geprägt.

Das Kurhaus und Umgebung, welches wir bereits am ersten Abend unseres Besuches kennenlernten, ist mit dem darin angesiedelten Casino architektonischer und gesellschaftlicher Mittelpunkt sowie Wahrzeichen der Stadt. Das Gebäude wurde im 19. Jahrhundert vom Karlsruher Baumeister Friedrich Weinbrenner im klassizistischen Stil entworfen und an der Stelle des 1766 erbauten Promenadenhauses errichtet. Das weiße, langgestreckte Gebäude, das den Kurgarten nach Westen hin begrenzt, besteht aus drei Teilen: dem Mittelbau mit der von korinthischen Säulen getragenen Vorhalle (heute Veranstaltungsort), dem linken Seitenflügel mit Gesellschaftsräumen und Restaurants und dem rechten Seitenflügel, der die Spielbank beheimatet. Die Säle sind im Stil französischer Königsschlösser des 17. und 18. Jahrhunderts ausgestattet.

Ein Stückchen nördlich des Kurhauses liegt die Trinkhalle, welche in den Jahren 1839-1842 errichtet wurde. 16 korinthische Säulen stützen die 90 m lange, offene Vorhalle.

Am dem Kurhaus vorgelagerten Goetheplatz wurde ab 1860 auch das repräsentative Theater errichtet. Hier beginnt die Lichtentaler Allee. Sie ist 2,3 km lang und führt am linken Ufer des Flüßchens Oos flußaufwärts bis zum Klosterplatz im Stadtteil Lichtental. Der ursprüngliche Flurweg vom Kloster Lichtenthal zum städtischen Markt wurde einer Legende zufolge im Jahre 1655 als Eichenallee vom badischen Kammerherren Moritz von Lassolaye angelegt und zwischen 1850 und 1870 auf Betreiben der Spielbankpächter Bénazet in einen großen Landschaftspark umgestaltet. Über 300 verschiedene einheimische und exotische Bäume und Pflanzen, wie Linden, Kastanien, Eichen, Platanen, Erlen, Gingkobäume, Silberahorne, Magnolien und Azaleen, säumen den Weg. Zur Zeit meines Besuches am Samstag sah ich zahlreiche Sportler in der Anlage als auch Musiker. Eindrucksvoll war auch der Blick auf die am gegenüberliegenden Ufer gelegenen hochherrschaftlichen Villen sowie das weltberühmte Brenner's Parkhotel.

Ich passierte das Museum Frieder Burda (von 2004), da ich nicht so sehr an zeitgenössischer Kunst interessiert bin. Statt dessen besuchte ich das unweit gelegene, ebenfalls 2004 eingeweihte Stadtmuseum. Dies ist im Vergleich zum Stadtmuseum meiner Heimatstadt recht klein (und der Besuch sogar kostenpflichtig), bedenkt man vor allem die lange Geschichte Baden-Badens. Trotzdem lohnt sich ein Besuch, wenn man an der Geschichte der Entwicklung des Ortes zum "Weltbad" interessiert ist.

Die Altstadt Baden-Badens ist geprägt durch eine große Fußgängerzone mit zahlreichen Geschäften und Cafés. Wunderschön ist das Rathaus von 1689. Etwas entfernt liegt das Friedrichsbad im Renaissancestil (1875-77), unweit befinden sich die römischen Badruinen, die ein anschauliches Bild antiker Thermen vermitteln. Geht man den Hügel hinter dem Friedrichsbad hinauf, erreicht man den Marktplatz, auf dem dunkle Markierungen im Straßenpflaster die römische Kaisertherme anzeigen. Angrenzend steht die katholische Stiftskirche von 1453. Vom Marktplatz schaut man den Florentinerberg hinauf auf das Neue Schloß, die ehemalige Residenz der Markgrafen von Baden (bis 1918). Das Schloß vom Ende des 16. Jahrhunderts ist heute im Privatbesitz und von innen nicht zu besichtigen. Im Oktober 2003 ging es in den Besitz einer kuwaitischen Firmengruppe über und soll zu einem außergewöhnlichen Luxushotel umgebaut werden. Bislang ist aber von Bauarbeiten nichts zu erkennen.

Südlich der Altstadt verläuft die Sophienstraße, auf deren Mittelstreifen eine Platanenallee im südfranzösischen Stil gepflanzt wurde. Die Straße durchläuft auch das sogenannte "Bäderviertel". Interessant ist auch die weiter außerhalb der südlichen Altstadt gelegene russische Kirche, die ab 1880 von der zu der Zeit großen russisch-orthodoxen Gemeinde in der Stadt erbaut wurde. Vor allem im 19. Jahrhundert zog es gekrönte Häupter, Politiker, Künstler und Geschäftsleute aus dem fernen Zarenreich aus verschiedensten Gründen ins Oostal. Zu den bekanntesten gehören Fjodor Michailowitsch Dostojewskij, Rachmaninov, Rubinstein und Tolstoj. Heute wiederholt sich das Phänomen, in der Stadt hört man häufig russische Klänge, viele Speisekarten sind auch in russisch erhältlich und so manches Geschäft bewirbt seine Waren im Schaufenster in kyrillischen Buchstaben. Allerdings sind auch hier die Auswirkungen der Wirtschaftskrise zu spüren. Offenbar besuchen russische Gäste längst nicht mehr so häufig die Spielbank und die Stadt an sich.

Schloß Rastatt

Einen Nachmittag nutzte ich zum Besuch der ca. 15 km von Baden-Baden gelegenen Stadt Rastatt. Leider war das Wetter umgeschlagen und es war recht kühl und regnerisch. Rund um das Schloß finden sich nur kostenpflichtige Parkplätze, bei denen man im voraus die Parkdauer bezahlen muß. Ich wählte erst mal eine Stunde. Beim Besuch in der Info des Schlosses wurde mir dann allerdings gesagt, die Besichtigung sei nur mit Führung möglich und Führungen fänden nur zur vollen Stunde statt. Wie ärgerlich. Ich mußte somit 40 Minuten Wartezeit bei dem Nieselwetter überbrücken und auch noch einen Strafmandat für das Parken riskieren.

Endlich begann die Führung. Ich mußte mich als einzige Außenstehende einer bayrischen Rentnergruppe anschließen. Die Führerin mühte sich redlich, aber ich mag einfach keine Führungen, in denen auch noch das kleinste Detail erläutert wird. Zudem war mein Bedarf an Führungen seit dem 3stündigen Besuch auf der Marienburg in Polen für dieses Jahr mehr als gedeckt. Die Führung in Rastatt dauerte auch schon 50 Minuten.

Das Schloß Rastatt und der Garten wurde 1700 bis 1707 durch den italienischen Hofbaumeister Domenico Egidio Rossi im Auftrag des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden erbaut. Dessen Residenz war im pfälzischen Erbfolgekrieg durch französische Truppen niedergebrannt worden. Das Dorf Rastatt wurde zur Stadt erhoben und der gesamte Hof siedelte um. Die Residenz in Rastatt ist wohl die älteste Barockresidenz am Oberrhein und wurde nach dem französischen Vorbild Versailles erstellt, in dem der Patenonkel des Markgrafen, der Sonnenkönig Ludwig XIV., herrschte.

Wir gingen über eine breite Freitreppe hinauf in den ersten Stock zur Beletage. Der größte und schmuckvollste Saal ist hierbei der Ahnensaal, er ist mit einer Vielzahl von Fresken geschmückt und zeigt neben Bildern von Ahnen viele gefangene Osmanen. Diese Fresken und die gefangenen Osmanen sollten jedem Besucher aufzeigen, daß der Markgraf als der siegreiche Feldherr der Christenheit zu sehen ist, der Europa vor den Osmanen bewahrt hat. Sein Einsatz in den Türkenkriegen brachte ihm auch den Spitznamen "Türkenlouis" ein.

Vom Ahnensaal aus gelangt man zu diversen anderen Sälen und Schlafgemächern, die extrem aufwendig im barocken Stil ausgestattet sind. Obwohl das Schloß im Zweiten Weltkrieg unbeschädigt blieb, ist vom originalen Mobiliar allerdings kaum noch etwas erhalten. Man bemüht sich um den Zukauf von Ausstattungsgegenständen bei Auktionen. Interessant ist auch die Tatsache, daß es in Frankreich noch eine Firma gibt, die nach alten Vorlagen Stoffbespannungen für Wände nachwebt. Für das Weben der Stoffbahnen für das Schloß brauchte die Firma 10 Jahre! Welche hervorragende Arbeit die Restauratoren bereits geleistet haben, konnte man an einem kleineren Raum sehen, in dem die Arbeiten noch nicht abgeschlossen waren.

Im Schloß befindet sich zudem das Wehrgeschichtliche Museum, die Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte und das Amtsgericht. Ich verzichtete auf den Besuch und entschloß mich zu einem Besuch von Schloß Favorite.

Schloß Favorite

Zwischen Rastatt und Baden-Baden liegt das Schloß Favorite. Bauherrin war die Markgräfin Sibylla Augusta von Baden, Witwe des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden. Dieser war bereits 1707 an einer Kriegsverletzung gestorben, nur zwei Jahre nachdem die markgräfliche Familie Schloß Rastatt bezogen hatte. Seiner Witwe war die Residenz in Rastatt wohl zu groß und sie wünschte sich einen Sommersitz auf dem Lande für fürstlichen Vergnügungen, Geselligkeit und Spiel, Jagd, Maskeraden, Studien und Kindererziehung.

Umgeben ist das Schloß von einem ehemals barocken Lustgarten. Auch heute noch bestehen die Orangerie und eine Allee als Sichtachse, natürlich nach Versailler Vorbild. Als Ende des 18. Jahrhunderts Barockgärten aus der Mode und englische Landschaftsgärten in Mode kamen, wurde auch der Favoriter Garten entsprechend umgestaltet. Er bietet Durchblicke über Wiesen und Teiche, Sichtachsen und Wasserläufe.

Schloß Favorite ist das älteste deutsche Porzellanschloß und als einziges in der ursprünglichen Form erhalten geblieben. Bemerkenswert ist die reichhaltige Sammlung an chinesischem Porzellan und schwarzen Lackarbeiten sowie dem Schwartz Porcelain.

Leider ist auch hier nur eine Besichtigung im Rahmen einer Führung möglich. Da ich erst am späten Nachmittag eintraf, lief die letzte Führung bereits und ich konnte mir das Schloß nicht von innen ansehen. Laut Beschreibung befinden sich im ersten Obergeschoß repräsentative Paraderäume und im Erdgeschoß die Nutzräume, u.a. eine reine Schauküche.

Ich nutze die mir verbliebene Zeit zu einem Spaziergang durch die Gartenanlagen, um dann wieder nach Baden-Baden zurückzukehren.

Da wir für die Heimreise einen ganzen Tag vorgesehen hatten, entschlossen wir uns zu einem Umweg durch das Elsaß. Ziel unseres Ausflug war das direkt an der deutsch-französischen Grenze gelegene Städtchen Wissembourg (deutsch: Weißenburg), dessen Geschichte exemplarisch für das Schicksal elsässischer Städte stehen kann.

Fazit: Baden-Baden ist ein überschaubares, nettes und gepflegtes Städtchen, welches in erster Linie als Kurort dient oder zum Besuch der Spielbank einlädt. Die Sehenswürdigkeiten sind recht schnell besichtigt. Vorteilhaft ist die Nähe zu den beiden schönen Schlössern Rastatts. Überraschend schnell ist man mit dem Auto auch im benachbarten Elsaß.