Im Frühjahr 2003 fiel uns die Entscheidung, wo wir unseren Sommerurlaub im Juni verbringen sollten, besonders schwer: Krieg im Nahen Osten, SARS in Asien, da blieben nicht viele Fernreisedestinationen. Nach langwieriger Recherche entschieden wir uns für - Mexiko. Zwar hatten wir vor Jahren, als wir einen Aufenthalt in Arizona zu einem Grenzübertritt in die mexikanische Stadt Nogales benutzten, keinen besonders guten Eindruck vom Land erhalten, wollten uns aber gerne eines Besseren belehren lassen. Nach längerem Hin- und Her, wohin es in dem großen Land gehen sollte - zur Disposition stand auch Baja California, entschieden wir uns für das an der Pazifikküste, ca. 4 Stunden nördlich von Acapulco gelegene Städtchen Zihuatanejo (gesprochen: Siwatanecho).
Da ich von Puerto Rico über die Englischkenntnisse der Einheimischen vorgewarnt war, büffelte ich in den Wochen vor der Abreise nochmals ordentlich Spanisch, was sich wirklich als notwendig erwies! Los ging es in den letzten Maitagen von unserem heimischen Flughafen nach Frankfurt. Da wir üble Erfahrungen mit dem Weitertransport des Gepäcks gemacht hatten, checkten wir unsere Koffer aus und wieder ein, wodurch sich vom Eindruck her die 2stündige Wartezeit in Frankfurt erheblich verkürzte. Dann hieß es um 13.30 Uhr einsteigen in die Boeing 747 der Lufthansa. Leider gehört die Lufthansa zu den Fluggesellschaften, die die Business Class nur auf dem Lower Deck hat. So wurde ich um das Vergnügen des Reisen auf dem Upper Deck des Jumbos gebracht, was ich sonst so liebe.
Nach 12 langen Stunden erreichten wir endlich Mexico City, wo wir wieder die Koffer aus- und eincheckten, was hervorragend klappte.
Mit Geldwechseln und Flughafenbesichtigung vertrieben wir uns die 2stündige Wartezeit bis zum Weiterflug. Um 20 Uhr saßen wir dann in der Maschine der Aero Mexicana, die nur eine knappe Stunde bis zu unserem Reiseziel brauchte. Da es zu Fuß vom Flugzeug zum Flughafen ging, bekamen wir gleich einen Eindruck von den vorherrschenden Temperaturen. Willkommen in den Tropen! Ruck zuck hatten wir unser Gepäck in Empfang genommen und konnten zu einem Schalter im Flughafen gehen, der die Taxifahrten zentral organisierte, was bestens funktionierte.
Nach vielleicht 30 Minuten Fahrt, bei der wir wegen der Dunkelheit fast nichts sahen, erreichten wir unser Hotel, das Villa del Sol am Playa la Ropa. Sehr freundlich wurden wir begrüßt und konnten unser Zimmer in Empfang nehmen. Nun wußten wir, warum uns der Empfangschef darauf hingewiesen hatte, daß wir das beste Zimmer der Kategorie bekommen würden. Das Zimmer war durch eine geschwungene Treppe von außen zu erreichen und lag im 1. Stock. Es war eher eine Minisuite auf 2 Ebenen und verfügte sogar über eine Außenterrasse mit kleinem Pool. Dieser Urlaub ließ sich wirklich gut an!
Am nächsten Tag erkundeten wir erst einmal ausgiebig das Hotel. Der Prospekt hatte nicht zu viel versprochen. Die relative kleine Anlage mit vielleicht 60 Zimmern/Suites, die nicht umsonst zu den "Small Luxury Hotels of the World" gehört, ist im traditionellen mexikanisch/spanischen Stil erbaut und verfügt nur über ein Obergeschoß. Zwischen den Gebäuden finden sich Grünanlagen, Pools und große "Lagoons". Zum Hotel gehört ein vom öffentlichen Strand abgetrennter Privatstrand, der aufgrund der extrem intensiven Sonneneinstrahlung nicht nur mit Strandmöbeln, sondern auch mit palmgedeckten Sonnenschirmen ausgestattet ist. Frühstücken konnten wir täglich auf einer unmittelbar an diesen Strand angrenzenden Terrasse. Somit hatte man nicht nur einen phantastischen Ausblick auf den Strand und die Bucht von Zihuatanejo, sondern konnte sich bei Temperaturen von 30-33° auch an einer schönen Brise erfreuen.
Da wir nun auch neugierig auf den Ort Zihuatanejo waren, erkundigten wir uns bei der Concierge nach der Entfernung. Bei der nächtlichen Taxifahrt am vorherigen Tag hatten wir davon nichts mitbekommen. Der Concierge meinte, kein Problem, vielleicht 10 Minuten. Also machten wir uns auf dem Weg - zu Fuß. Heraus ging es aus dem Hotel zur Hauptstraße. Über einen schmalen Bürgersteig ging es einen steilen Berg hoch, vorbei an einer riesigen Baustelle, den Berg wieder hinunter, herauf. Nach 20 Minuten waren wir bei der Hitze naßgeschwitzt und wunderten uns über die Zeitangabe. Nach weiteren 10 Minuten sahen wir erst den Ortsrand und es dauerte nochmals 10 Minuten bis zum Ortszentrum. Der Concierge hatte Taximinuten gemeint! Nie wäre er wohl auf die Idee gekommen, daß Europäer zu Fuß die Strecke liefen!
Endlich kamen wir dem Ortszentrum näher. Bürgersteig und Straßen machten einen recht "rustikalen" Eindruck, d.h. die Betonplatten waren nicht bündig verlegt und Schlaglöcher häufig. Die Bürgersteige hatten oft eine schwindelerregende Höhe, aber das kannten wir ja schon aus Thailand. Die Höhe schützt übrigens vor nassen Füßen bei tropischen Regenfällen, die die Straßen dann überschwemmen.
Entlang der Hauptstraße Zihuatanejos reihten sich zahlreiche kleine Geschäfte für den täglichen Bedarf der Bevölkerung aber auch durchaus Läden, die explizit touristischen Bedarf anboten. Sehr sehenswert war der Besuch des überdachten, großen Marktes, in dem von T-Shirts über Obst bis zu Fleisch (offen bei der Hitze von der Decke hängend!) so ziemlich alles angeboten wurde. Die Händler sprachen uns zwar an und wollten Ware verkaufen, waren nicht besonders aufdringlich. Vor allem die Obststände lieferten einen guten Einblick in die Vielfalt der tropischen Früchte.
Weiter wanderten wir durch die Stadt, bis wir an einer Straße landeten, die als "Künstlermarkt" bezeichnet wurde. Hier wurden ausschließlich Waren für den touristischen Geschmack angeboten, die meist entsprechend kitschig waren.
Auch an anderen Tagen besuchten wir die Stadt, konnten uns zunehmend besser orientieren. Bald hatten wir den Hafen des Ortes ausfindig gemacht, von dem aus noch intensiv Fischfang betrieben wurde. Der Fischmarkt war bei den Temperaturen nichts für empfindliche Nasen! Unmittelbar am Hafen gelegen war auch das archäologische Museum der Stadt, in dem man sich redlich bemühte, Einheimischen und Touristen die Kultur der Vorfahren näherzubringen. Das Museum bestand aus einem offenen Gebäude, zu dessen Innenhof sich einige Räume mit Exponaten öffneten. Die Gegend von Zihuatanejo zählt nun nicht gerade zu den Regionen Mexikos mit spektakulären archäologischen Funden, zudem gab es natürlich die bekannten Zerstörungen durch die spanischen Kolonialherren und entsprechend stellten sich die Exponate des Museums dar. Trotzdem hat sich aus meiner Sicht der Besuch gelohnt.
Zihuatanejo mit ca. 38.000 Einwohnern gehört zu den größeren Küstenstädten der Region. Von einem kleinen Fischerdörfchen hat es sich durch den Tourismus zu einer für mexikanische Verhältnisse recht prosperierenden Kleinstadt entwickelt. Das Bemühen der Stadtverwaltung für eine Verbesserung der Infrastruktur war an einigen Stellen, an denen Straßen und Bürgersteige erneuert wurden, durchaus erkennbar. Etwas am Stadtrand gelegen fand sich sogar ein riesiger Supermarkt, das Centro Comercial Mexicana, das ohne Zweifel auch europäische Standards erfüllte. Negativ auffällig waren allerdings die am Stadtrand an Straßenrändern und brachliegenden Grundstücken überall herumliegenden (Plastik-) Flaschen. Manche Ecken waren regelrecht zugemüllt. An einem Haus in der Nähe des Hafens stand der Spruch: "Wir sind nicht Ihr Mülleimer! Entsorgen Sie Ihren Dreck woanders!" Ob es was nützt?
Die erste Woche unseres Urlaubes verbrachten wir neben gelegentlichen Abstechern nach "downtown" am Strand des Hotels. Eifrige Angestellte bereiteten immer schon die Holzliegen mit Matratzen und Handtüchern vor, so daß man nur Platz zu nehmen brauchte. Vor dem abtrennten Hotelstrand patrollierten natürlich die unvermeidlichen fliegenden Händler, ohne aber besonders aufdringlich zu sein.
Stand die Sonne nicht mehr ganz im Zenit, nutzten wir die Zeit gerne zu einem Strandspaziergang entlang des Playa la Ropa Strandes. Rechts herum, also Richtung Zihuatanejo, fanden sich einige kleinere Mittelklasse-Hotels, deren Manko es u.a. ist, daß sie in den Berg gebaut sind, ein Gang zum Strand also über Treppen zu erfolgen hat. Nach einem Stück kann man am Strand nicht weitergehen, weil Felsen den Weg versperren. In diese Felsen ist das zweite 5-Sterne-Hotels des Strands gebaut, das La Casa Que Canta, was aber wegen Renovierungsarbeiten während unseres Aufenthaltes geschlossen war. Direkt daneben befand sich eine große Baustelle. Vermutlich entsteht noch ein Hotel. Verließen wir unser Hotel am Strand zur linken Seite, reihten sich lose einige kleine Restaurationen entlang des Strandes, die in erster Linie von Einheimischen frequentiert wurden. Fast am Ende des Strandes fand sich eine Attraktion: ein kleines flaches Gewässer mündete von der Landseite ungeschützt auf den Strand. Mitten in dem Gewässer warnte ein Schild vor Krokodilen. Krokodile? Wir fühlten uns in gewisser Weise verschaukelt, wurden aber eines Besseren belehrt. Mehrmals, vor allem an ruhigen späten Nachmittagen sichteten wir mehrere große und auch kleinere Krokodile, die sich in warmen Wasser sonnten, die Augen gerade über der Wasseroberfläche, um uns zu beobachten. Einmal konnten wir beobachten, wie ein Krokodil aus dem Wasser hechtete und einen niedrig fliegenden Vogel erwischte und verschlang!
Direkt daneben sowie auch bei uns im Hotel fand ein Wasserschildkröten-Aufzuchtprogramm statt. Da Wasserschildkröten immer wieder an dem Strand ihre Eier ablegen, an dem sie selbst geboren wurden, hatten die Tiere natürlich am touristisch genutzten Playa la Ropa Probleme. Somit sammelten spezielle Leute morgens früh immer die Eier ein, die die Schildkröten nachts zuvor dort eingegraben hatten. Diese Eier wurden dann in speziell abgezäunte Strandbereiche eingegraben, bis die Tiere im Juli von alleine schlüpfen. Dann werden sie selektiv untersucht und vermessen und ins Meer entlassen. Das Programm wird staatlich unterstützt und steht im krassen - positiven - Gegensatz zu den Vorgängen auf St. Lucia!