Eine Reise nach Zypern

Mitte Mai 2002 starteten wir zu einem Urlaub auf Zypern. Los ging es ab Düsseldorf mit der unglaublichen eng bestuhlten Hapag Lloyd. Kurzfristig war von der Fluggesellschaft auch die Linienführung geändert worden. Statt, wie geplant, von Düsseldorf nach Larnaca und von dort weiter zu unserem Endziel Paphos zu fliegen, wurde ein Stop auf Rhodos eingelegt, der die Reise ziemlich verzögerte. Da die eigentliche Flugzeit nur 4 Stunden beträgt, wir aber noch den Zwischenstop von einer Stunde einlegten, waren wir schließlich 5 Stunden unterwegs. Weiterhin verloren wir durch die Zeitverschiebung noch eine weitere Stunde und kamen erst in der Dämmerung auf dem internationalen Flughafen in Paphos an.

Augenscheinlich wurde das größte Areal des Flughafens militärisch genutzt, der zivile Teil war recht klein. Problemlos passierten wir den Zoll, um dann unser Auto im Empfang zu nehmen. Das Mietwagenbüro von Europcar bestand nur aus einem winzigen Schalter, der mit einer Person besetzt war. Der freundliche Zypriote fand es so lustig, daß ich nur als Fahrerin für das Auto eingetragen werden wollte ("Ist das in Deutschland auch so, daß die Männer trinken und die Frauen sie anschließend nach Hause fahren müssen?"), daß er uns ein Auto 3 Kategorien größer gab. Im Nachhinein hätte ich ihm um den Hals fallen können, denn der Wagen verfügte nicht nur über Klimaanlage, sondern auch über ein Automatikgetriebe. Da auf Zypern Linksverkehr herrscht, war ich zumindest dem lästigen Schalten enthoben.

Unglücklicherweise war es mittlerweile stockfinster geworden, als wir uns auf den Weg zu unserem Hotel machten. Hier stellten sich auch sofort die ersten Tücken des Fahrens mit einem Auto mit Rechtssteuerung ein: ich blinkte dauernd mit dem Scheibenwischer!! Hinzu kamen recht schmale, dafür aber sehr kurvenreiche Straßen durch die Berge. Da die Banketten erheblich niedriger waren als das eigentliche Straßenniveau (man asphaltiert immer wieder über die alten Straßen), hatte ich Panik, mit der linken Autoseite von der Straße abzukommen. Glücklicherweise ist jedes Mietauto auf Zypern durch ein leuchtend rotes Nummernschild, welches mit dem Buchstaben Z beginnt, gekennzeichnet.

Nach gut 1,5 Stunden Fahrt durch Paphos, Polis und das Örtchen Latchi kamen wir endlich in unserem Hotel, dem Anassa an. Die Prospekte hatten nicht zuviel versprochen. Das Anassa war ein Traum in weiß. Als Vorbild für den Bau hatte der Architekt ein traditionelles griechisches Dorf genommen und war somit zu einer verschachtelten Anlage mit traumhaften Gartenanlagen gekommen. Durch die Anlage des Hauptgebäudes und der Nebentrakte hat fast jedes Zimmer Meerblick! Wir hatten eine Junior Suite mit eigenem Pool gemietet, der zwar nicht groß, aber immerhin doch 1,40 m tief war. Zum Planschen und Abkühlen reichte er allemal.

Den ersten Tag im Hotel nutzten wir zur Erkundung der Anlage. Das Anassa liegt sehr einsam in der Nähe der geschützten Akamas Halbinsel. Ein Teil der Hotelanlage grenzt an einen recht steilen und scharfkantigen Küstenabschnitt, an dem man unmöglich ins Meer gelangen kann. Ein anderer Teil ist eine Badebucht mit sehr grobkörnigem Sand/Kies. Leider war uns das Wasser mit Temperaturen von nur 19° viel zu kalt zum Baden. Hinzu kam ein teilweise recht frischer Wind. Trotzdem waren die Lufttemperaturen von durchschnittlich 23/24° gut auszuhalten. Als extrem störend erwiesen sich sehr kleine schwarze, von den Einheimischen als "flies" bezeichnete Tiere, die millionenfach um Personen schwirrten. Offenbar reagierten sie auf Körperwärme und waren nur durch Wind abzuwimmeln. Angeblich stellt das Auftreten dieser Tiere eine saisonale Erscheinung dar, die an das Blühen der Blumen gebunden ist. Man kann das nur hoffen!





Einer unserer ersten Ausflüge führte uns zum nahegelegenen Bad der Aphrodite am Anfang der Akamas Halbinsel. Diese doch sehr unscheinbare Grotte ist "die" Attraktion Zyperns, welches sich immerhin auch "Insel der Aphrodite" nennt. Interessanter als das Bad an sich war der Naturlehrpfad, der vom Bad aus startet und einen guten Einblick in die natürliche Vegetation der Insel gibt.

Die Akamas Halbinsel ist als ehemaliger britischer Truppenübungsplatz bislang vom Tourismus verschont geblieben und bietet immer wieder phantastische Ausblicke über das Mittelmeer. Wir nutzen die Zeit zu einer ausgedehnten Wanderung auf der Halbinsel, die uns über schmale Trampelpfade von halbwilden Ziegen führte, die hier frei grasen dürfen und uns interessiert beobachteten. Die Vegetation hier erinnerte mich stark an diejenige Südfrankreichs: trockenes, dorniges Gebüsch und Strauchwerk. Für eine Wanderung auf der Akamas Halbinsel sollte man unbedingt viel Zeit einplanen und festes Schuhwerk anziehen!

Etwa 3 km vom Hotel entfernt befindet sich der Fischerort Latchi, der sich aber auch langsam dem Tourismus öffnet. So gibt es eine kleine Hafenpromenade mit den unvermeidlichen Touri-Restaurants und Souvenirläden. Noch liegen im kleinen Hafen aber auch noch die Boote der Fischer. Alles machte einen ziemlich improvisierten Eindruck. Lange wird der Ort aber auch nicht vom Tourismus verschont bleiben, weil unweit des Hafens bereits ein Apartmentanlage gerade fertig gestellt worden war.

Einen Kilometer weiter findet sich die größte Stadt der Region: Polis. Es gibt eine kleine Fußgängerzone mit Restaurants und Andenkenläden, daneben eine Reihe von kleinen Pensionen und Hotels. Zur Zeit unseres Besuches in der Vorsaison war noch nicht viel Betrieb, die Anlagen ließen aber auf ein größeres touristisches Aufkommen in der Hochsaison schließen. Als wir Mitte Mai dort waren, setzten sich die Touristen zu je etwa 50% aus Briten und Deutschen zusammen, die immer "schön unter sich" blieben.

Bekanntermaßen ist Zypern seit 1974 eine geteilte Insel: es gibt einen griechisch-zypriotischen (in dem wir waren) und einen türkisch-zypriotischen Teil. Ein Grenzübertritt ist nur zu Fuß an einem Grenzübergang in Nicosia möglich (und das auch nur vom griechischen zum türkischen Teil, nicht umgekehrt). Somit interessierte uns die Situation an anderen Bereichen der Grenze und wir fuhren in Richtung das Grenzortes Kato Pyrgos an der Nordküste.

Östlich von Polis fuhren wir kilometerlang an völlig unverbauten (Kies-) Stränden vorbei, die an Felder mit Zitrusfrüchten und Weinstöcken grenzten. Wir durchfuhren zahlreiche kleine Ortschaften, bogen in der Berge ab und kurvten über abenteuerliche Serpentinen, die allerdings traumhafte Blicke über das Meer eröffneten.

Endlich kamen wir in Kato Pyrgos an, ein Ort, dem buchstäblich das Hinterland abgeschnitten wurde. Auf dem Hinweg fielen uns schon die Stationen mit UN-Soldaten auf (Photographieren verboten!). Hier schien nun aber wirklich der letzte Hund begraben zu sein, obwohl der Ort sicher nicht klein ist. Der Weg zur Grenze war natürlich nicht ausgeschildert, wir konnten uns nur an der Himmelsrichtung orientieren. Am Ende eines schmalen Weges fanden wir dann einen einsamen Wachsoldaten in seinem Wachhäuschen. Die Straße war verbarrikadiert, man konnte nur erahnen, daß sie mal weitergeführt hatte, so sehr war sie zugewuchert. Leider durfte man auch hier nicht photographieren.

Auf dem Rückweg nutzten wir die Gelegenheit zur Besichtigung einer griechisch-orthodoxen Kirche, die ein für uns sehr ungewöhnliches Interieur hat. Besonders auffallend sind die Bemalungen der Wände in recht grellen Farben sowie die zahlreichen Ikonen.