Photos zu Veterinärkompanien im Zweiten Weltkrieg finden sich hier.
Die weitreichende Verwendung des Pferdes im Zweiten Weltkrieg bedingte ein umfangreiches Veterinärwesen, das im folgenden kurz dargestellt werden soll. Besonders ausführlich sind die Abschnitte gehalten, die den Einsatz meines Großvaters betreffen.
Z.Zt. der Mobilmachung 1939 verfügte jede Infanteriedivision, Gebirgsdivision und Kavalleriebrigade über je eine Veterinärkompanie. Als Heerestruppen waren aufzustellen:
Als Armeetruppen waren aufzustellen:
Zu den Aufgaben der Veterinäre gehörte primär die Versorgung verletzter und kranker Pferde. Bei der Truppe wurden verwundete und kranke Pferde zunächst vom Truppenveterinär und dem Hilfspersonal versorgt. Es verblieben nur leichtkranke Pferde, die übrigen wurden abgeschoben.
Die Evakuierung verletzter und kranker Pferde ging bei Marsch und Unterkunft folgendermaßen vor sich: die Tiere wurden von der Truppe zu einem Pferdesammelplatz gebracht, der sich an leicht erreichbarer Stelle von der Veterinärkompanie errichtet wurde. Von dort wurden die Pferde mit Pferdetransportwagen zur Veterinärkompanie der Division gebracht. Falls eine Heilung hier nicht möglich war, brachte man die Tiere zu einem Pferdesammelplatz der Armee und ggf. weiter zum Pferdelazarett der Armee.
Während des Gefechts wurden kranke und verletzte Pferde von der Front zum Pferdeverbandsplatz geführt, wo Notfälle versorgt wurden. Von dort wurden sie zu Fuß oder in Pferdetransportwagen zu Pferdesammelplätzen geführt oder transportiert, die von der Veterinärkompanie 5-10 Km hinter der Front eingerichtet wurden. Diese benötigten mindestens 6 Stunden zur Einrichtung und darin konnten 150 Pferde behandelt werden.
Falls ein Pferd weitergehende Behandlung benötigte, wurde es zu Fuß oder mit Pferdetransportwagen zur Veterinärkompanie der Division (Lazarettstaffel) gebracht. Diese Lazarettstaffel wurde ca. 20-35 Km hinter der Front möglichst getrennt in eine Lazarett- und Vorratsstaffel eingesetzt. Dauerhaft dienstunfähige Pferde oder solche, die eine lange Rekonvaleszenzzeit benötigten, wurden zu den Pferdesammelplätzen der Armee bzw. Pferdelazaretten der Armee gebracht. Solche Pferdelazarette benötigten mindestens 12 Stunden Aufbauzeit und darin konnten 500 kranke Pferde behandelt werden.
Pferdesammelplätze wurden errichtet, um Pferde von der Front ins Hinterland zu verlegen. Normalerweise befand sich ein Armeepferdesammelplatz zwischen der Division und der Armee und einem Divisionspferdesammelplatz bei der Division. Zu evakuierende Pferde wurden entweder direkt oder durch diese Sammelplätze ins Hinterland gebracht. Pferde, die spezielle Operationen benötigten und solche, die vermutlich nicht mehr für weiteren Armeeeinsatz tauglich waren, wurden mit der Bahn von den Lazaretten in die Heimatpferdelazarette gebracht.
Die bei der Truppe ausgefallenen Pferde wurden teilweise aus der Vorratsstaffel der Veterinärkompanie ersetzt werden. Von der Vorratsstaffel wurden die Pferde zu Pferdesammelplätzen gebracht.
Der Veterinärdienst war ein Teil der "Versorgung der Truppe". Die "Kriegsveterinärvorschrift" zählte folgende Aufgaben des Kriegsveterinärwesens auf:
Für die Durchführung des Veterinärdienstes standen eine Reihe von Organen, Personen und Einrichtungen zur Verfügung:
Unter dem Oberbefehlshaber des Heeres bestand das Oberkommando des Heeres u.a. aus 11 Inspekteuren, zu denen auch der Veterinärinspekteur zählte. Das ebenfalls unterstellte Allgemeine Heeresamt bestand aus 13 Inspektionen, u.a. auch die Veterinärinspektion. Der Veterinärinspektor leitete als Chef des Kriegsveterinärwesens den gesamten Veterinärdienst der Kriegswehrmacht.
Der Heeresveterinär im Stabe des Generalquartiermeisters des Generalstabes des Heeres war zugleich in Personalunion Gruppenleiter der dort eingegliederten Veterinärabteilung. Diese bestand aus drei Veterinäroffizieren. Hauptaufgabengebiet war die ständige Verbindung mit den leitenden Veterinäroffizieren des Feldheeres, um jederzeit über die Lage im Veterinärgebiet und Planungen durch den Generalstab unterrichtet zu sein. Bei den Rückzügen und Frontbegradigungen im Osten 1943 galt die Hauptsorge des Heeresveterinärs dem rechtzeitigen Abtransport von Pferden und Gerät, der durch die Transportlage und Partisanentätigkeit erschwert wurde. Der Nachschub an Pferden wurde immer schwieriger. Der Heeresveterinär besuchte häufig die Front und mußte immer wieder gegen die "Auskämmung" der Veterinärtruppen kämpfen, an deren Stelle Alte, Gebrechliche, Hilfswillige und Kriegsgefangene traten.
Die Zahl der Heeresgruppenkommandos wechselte im Laufe des Krieges ständig. Der Heeresgruppenveterinär überwachte den gesamten Veterinärdienst und die Fürsorgemaßnahmen für die Pferdebestände im Heeresgruppenbereich.
Zu den Armeekommandos gehörte seit Beginn des Krieges ein Armeeveterinär als Leitender Veterinäroffizier mit einer Veterinärabteilung. In der Hand der Armeeveterinäre lagen in erster Linie die vorausschauende Seuchenvorbeuge und die Seuchenbekämpfung im Armeegebiet.
Das Generalkommando besaß eine Quartiermeisterabteilung, der u.a. auch ein Korpsveterinär unterstellt war. Dieser überwachte den gesamten Veterinärdienst im Korpsbereich.
Für jede bespannte Division war bei der Mobilmachung ein Divisionsveterinär für das Divisionskommando vorgesehen. Die sollmäßige Ausstattung der Infanteriedivisionen war einem häufigen Wechsel unterworfen: 1939: zwischen 4.100 - 6.000 Pferden; 1944: 4.000 Pferde, 1945: 3.600 Pferde. Die Kriegsveterinärvorschrift schreibt zum Divisionsveterinär: "Die Tätigkeit der Divisionsveterinäre bilden das Rückgrat des Veterinärdienstes im Felde."
Leitende Veterinäroffiziere waren auch bei anderen Dienstellen eingesetzt, so z.B. Oberfeldkommandanturen, Wehrmachtsbefehlshabern etc.
Navigation
Das deutsche Heeresveterinärwesen im Zweiten Weltkrieg, Teil 1
Das deutsche Heeresveterinärwesen im Zweiten Weltkrieg, Teil 2
Das deutsche Heeresveterinärwesen im Zweiten Weltkrieg, Teil 3
Der Sattel eines Veterinäroffiziers der Kavallerie