Sie wurde 1935 in Hannover eröffnet und diente als Ausbildungsstätte für den aktiven Veterinäroffiziersnachwuchs.
Das Amt war die für alle Gebiete des Veterinärdienstes zuständige Forschungsanstalt in Krankheitserforschung, -vorbeugung und -bekämpfung usw. Es bestand in Berlin.
In den Heereslehrschmieden wurden Beschlagschmiede für das Heer herangebildet.
Diese waren die zentrale Beschaffungsstelle für das veterinärärztliche Gerät. Sie hatten die Heimatpferdeveterinärparke mit diesem Gerät zu beliefern sowie selbst Arzneimittel herzustellen.
Sie entsprach in Stärke etc. einer Veterinärkompanie der Infanteriedivision und diente zur Aus- und Fortbildung von Veterinäroffizieren und Veterinäroffiziernachwuchs.
Es diente der Fortbildung von Veterinäroffizieren und Veterinäroffizieranwärtnern und hatte wissenschaftliche Versuche nach Weisungen durchzuführen.
Hierhin wurden die aus den Armeepferdelazaretten antransportierten kranken Pferde gebracht. 1940 betrug die Aufnahmefähigkeit 1000 kranke Pferde.
Sie hatten sinngemäß die Aufgaben der Verterinäruntersuchungsstellen des Feldheeres. Hier wurden in Laboratorien Untersuchungen durchgeführt.
Sie wurden im Krieg zu Nachschubstellen für die Veterinärparke des Feldheeres und die Einheiten des Ersatzheeres für das gesamte Veterinärgerät.
Bei Beginn des Krieges wurde das Ersatzpersonal für die Veterinärdienste bei den Fahrersatzabteilungen ausgebildet. Da dies nicht praktikabel war, wurde seit 1941 Ausbildung in den Veterinärersatz- und Ausbildungs-Abteilungen betrieben.
Diese gehörten allerdings nicht zu den Veterinärtruppen. Hier wurden Reservepferde für die Truppen aufgenommen.
Bei Kriegsbeginn gab es rund 700 aktive Veterinäroffiziere und ca. 800 im Beurlaubtenstatus. Um den Bedarf zu decken, wurde die Gesamtzahl der Offiziere im Krieg auf 5.500 erhöht. Sie waren Fachoffiziere einer Sonderlaufbahn. Ihre Dienstgrade hießen Veterinär, Oberveterinär, Stabsveterinär, Oberstabsveterinär, Oberfeldveterinär, Oberstveterinär, Generalveterinär, Generalstabsveterinär, Generaloberstveterinär. Zur karmesinroten Waffenfarbe trugen die Veterinäroffiziere auf den Schulterstücken neben den Rangabzeichen eine Schlange - ohne Äskulapstab -, die Veterinäroffiziere im Generalsrang das Generalsrot an Aufschlägen und Besatzstreifen. Auch im Kriege stand jedem Veterinäroffizier der berittenen und bespannten Truppe ein Reitpferd zu.
Während des Krieges ergaben sich für die Veterinäroffiziere etwa folgende Laufzeiten in den einzelnen Dienstgraden:
Die Verluste der Tierärzte betrugen fast 16 % und waren damit enorm hoch, da sie ja nicht zur kämpfende Truppe gehörten. Sie liegen nur wenig unter denen der Ärzte. Ende November 1943 waren 156 Veterinäroffiziere gefallen, 62 gestorben in folge von Krankheit, 38 tödlich verunfallt und 32 durch Suizid gestorben. Am 1.12.1944 sahen die Verluste folgendermaßen aus (in Klammern die Zahlen für den Osten): 268 (243) Gefallene, 30 (24) Verstorbene, 632 (608) Vermißte und 531 (478) Verwundete. Zum Kriegsende waren 1.486 verstorben, davon 565 gefallen, 331 gestorben, 539 vermißt und 51 Suizide.
Der Mangel an Offizier- und Unteroffizierdienstgraden bei Kriegsbeginn zwang dazu, Führer- und Unterführerstellen mit Personen zu besetzen, die kaum eine militärische Ausbildung hatten wie Ingenieure. Sie wurden als Sonderführer in das Kriegsheer eingereiht.
Hierzu zählten die Unteroffiziere und Mannschaften der Veterinäreinheiten des Feld- und Ersatzheeres, mit Ausnahme der Spezialisten wie Hufbeschlagpersonal. Die Zahl der in den Veterinärtruppen eingesetzten Unteroffiziere und Mannschaften betrug ca. 81.000 Mann. Die Waffenfarbe war auch hier Karmesinrot und das Abzeichen der Einheit. Die Mannschaften im niedrigsten Mannschaftsdienstgrad in den Veterinäreinheiten führte die Bezeichnung "Reiter", mit Ausnahme der motorisierten Pferdetransporteinheiten, in denen diese Mannschaften "Kraftfahrer" hießen. Ausbildung und Ersatzgestellung erfolgte bis Frühjahr 1941 durch die Fahrerersatzeinheiten, danach durch die neuaufgestellten Veterinärersatz- und Ausbildungsabteilungen. Ausgenommen waren die Spezialisten für die motorisierten Pferdetransporteinheiten. Somit ist es sehr wahrscheinlich, daß mein Großvater, der 1942 in der Kraftfahr-Ersatz-Abteilung 16 ausgebildet wurde, später als Kraftfahrer in solch einer motorisierten Pferdetransporteinheit eingesetzt wurde. Bild 19 zeigt ein in diesen Einheiten verwendetes Pferdetransportfahrzeug. Neben dem Geburtsjahrgang war der Tauglichkeitsgrad ausschlaggebend für den Einsatz. 1941 wurden alle Angehörige der Geburtsjahrgänge 1908 und jünger, die "k.v." waren, zur fechtenden Truppe geschickt. 1943 wurden den Veterinärtruppen des Feldheeres nur noch Angehörige der Jahrgänge 1907 und älter zugewiesen, 1944 nur noch Angehörige der Jahrgänge 1901 und älter.
Dieses gehörte nicht zum Veterinärpersonal, unterstand aber den zuständigen Veterinäroffizieren.
Die Verwendung des Pferdes in der deutschen Wehrmacht war zwangsläufig durch die Kapazität der deutschen Industrie und ihre begrenzten Möglichkeiten, Kraftfahrzeuge, Betriebsstoff und Bereifung zu liefern, bedingt. Hauptsächlich wurden die Pferde an der Ostfront eingesetzt, fast 3/4 aller Pferde fanden hier Verwendung. Bedeutend war ihr Einsatz vor allem in der Schlammperiode und im Winter, wo Motore einfroren. Pferde vor bespannten Fuhrwerken, Fahrzeugkolonnen und Schlitten bildeten of das letzte Verbindungsglied zwischen der Front und der Nachschubbasis.
Das deutsche Friedensheer verfügte bei Kriegsbeginn über 573.000 Einhufer. Die Zahl der im Heer verwendeten Pferde und Tragtiere erreichte 1943 eine Höhe von 1.380.000 Tieren. Insgesamt haben ca. 2.750.000 Tiere im Krieg im Dienst der Wehrmacht gestanden. Nach Untersuchungen sind ca. 60-63 % der Pferde des Heeres gestorben. Die Lebenserwartung eines Pferdes im Krieg betrug ca. 4 Jahre, während Kraftfahrzeuge schon nach einem Jahr ausfielen.
Bei Kriegsbeginn lag die Pferdesollstärke einer Infanteriedivison zwischen 4077 und 6033 Pferden, beim Ostfeldzug hatten die Divisionen zeitweise rund 2.000 Panjepferde im Dienst. Die Pferdesollzahlen der genormten Infanteriedivision 44 wurde auf 3.979 Pferde und die der Infanteriedivision 45 auf 3.608 Pferde herabgesetzt, um den Nachschubbedarf zu verringern.
Die Beanspruchung der Pferde war unglaublich, Fahrzeuge sanken bis zu den Achsen ein, eine richtige Fürsorge nicht mehr möglich und die Fütterung auf Grünfutter und Ersatzfuttermittel umgestellt.
Bislang habe ich zwei Zeitzeugenberichte über Veterinärkompanien an der Ostfront gefunden. Besonders ausführlich sind die Erinnerungen von Oswald Döpke "Ich war Kamerad Pferd". Dieser befand sich mit seiner Kompanie in Frankreich und Rußland und Teile seines Buches sind auch im Internet nachlesbar. Identischer mit den Erfahrungen, die mein Großvater vermutlich gemacht hat, sind die Erinnerungen von Oswald Maier, der der Veterinärkompanie der 305. Infanterie-Divsion angehörte. Die Division wurde in Stalingrad eingeschlossen, die Veterinärkompanie aber frühzeitig evakuiert.
Unterveterinär Maier beschreibt nicht nur die Uniform (dunkelrote Schulterstücke wie der Generalstab, was zu Amüsement führte), die Versorgung der Pferde und sein Verhältnis zu anderen Truppenteilen, sondern auch das Leiden der Pferde an der Ostfront. Demnach wurden mehr Pferde wegen Lungenentzündung und Erfrierungen behandelt als wegen Kampfverletzungen. Angst hatten die Veterinäre vor der ansteckenden Rotz-Krankheit, die unter russischen Pferden sehr verbreitet war und weswegen man bei Benutzung die russischen Ställe erst desinfizieren mußte. Er berichtet auch von der weitverbreiteten Nutzung der russischen Panje-Pferde zum Ziehen von Schlitten etc. Zum Bedauern der deutschen Militärs waren diese kleinen Tiere nicht zum Ziehen von schweren Artilleriegeschützen fähig. Die Teilnahme an Kämpfen war für Angehörige der Veterinärkompanien offensichtlich recht selten, da sie sich in den rückwärtigen Räumen aufhielten. Dies dürfte auch der Grund sein, warum mein Großvater überhaupt den gesamten Rückzug der 306. Infanterie-Divsion vom Don bis nach Rumänien überlebt hat.
Dankenswerterweise wurde mir ein außergewöhnlicher Sattel überlassen, da man auf meine Webseite mit den ausführlichen Texten zum Heeresveterinärwesen aufmerksam geworden war.
Der Sattel gehörte einem Offizier, der Veterinär in der Kavallerie war. Herr B. wurde 1922 geboren. Im September 1940 wurde dem Schüler laut Abgangszeugnis "auf Grund der nachgewiesenen Einberufung zum Wehrdienst gemäß Erlaß des Herrn Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung vom 8. September 1939 (…) die Reife zuerkannt". Im Oktober 1940 unterschrieb er seinen "Verpflichtungsschein zur unbegrenzten Dienstzeit in der Wehrmacht" unter dem Truppenteil Artillerie-Ersatz-Abteilung 171. Im Anschluß studierte er in Hannover Veterinärmedizin an der Heeresveterinärakademie. Die letzten Jahre seines Studiums wurden in Trimestern erteilt, damit die Absolventen schneller an der Front eingesetzt werden konnten. Im April 1943 schrieb Herr B. aus Hannover einen Brief an seine Eltern, daß er zum Feldunterveterinär befördert worden sei.
Es ist somit davon auszugehen, daß Herr B. den normalen Werdegang eines Veterinäroffiziersbewerbers gegangen ist:
- der Wehrkreisveterinär prüft die Eignung der Bewerber
- Weiterleitung der Bewerber an den Veterinärinspektor
- Waffenausbildung bei einem berittenen oder bespannten Truppenteil
- Beförderung nach sechs Monaten zum Gefreiten
- Beförderung nach weiteren drei Monaten zum Unteroffizier
- Übernahme in die aktive Veterinärsoffizierlaufbahn, Ernennung zum Fahnenjunker, Beginn des Studiums, Ernennung zum Wachtmeister und später zum Feldunterveterinär
- Ablegen der tierärztlichen Prüfung, Versetzung in das Feldheer.
Herr B. gehörte damit zu einer Elite, denn aufgrund der hohen Bewerberzahl konnten nur ca. 10 % diese Laufbahn antreten. Er approbierte und promovierte im April 1945. Nach dem Kriege eröffnete Herr B. eine Tierarztpraxis in Norddeutschland, ritt noch bis ins hohe Alter und verstarb 2003.
Neben dem Sattel gab es in einer massiven Holzkiste noch einige andere Ausrüstungsgegenstände: eine Schabracke, eine Trense, zwei Paar Sporen, Vorderzeug, ein Paar Reitstiefel mit Stiefelanziehern, Putzzeug und ein Jutesack mit Lederresten.
Auf den ersten Blick erkennbar ist, daß es sich bei dem Sattel nicht um das bekannte, für die Mannschaften verwandte Modell 25 handelt. Vielmehr ist der Sattel eine Mischung aus dem Modell 25 und einem Sportsattel.
Im Vergleich hier beide Sättel:
Modell 25 | Offizierssattel | ||
Sattelart | Trachtensattel | Trachtensattel | |
Farbe | rotbraun | rotbraun | |
Sitzgröße | 18 Zoll | 17 Zoll | |
Kammerweite | Größe 3 | ca. 30 | |
Gewicht | ca. 9,5 Kg | ca. 5 Kg | |
Auflagefläche | ca. 58 cm | ca. 49 cm | |
hintere Packtaschenschnallen | ja | ja | |
Mantelsackträger | ja | ja | |
Öse im Hinterzwiesel | ja | ja | |
vordere Packtaschenhalterungen | ja | nein | |
Steigbügelschnalle | geschlossen mit Rolle | geschlossen mit Rolle | |
Polsterung Unterseite | Segeltuch | Segeltuch | |
Sattelstrupfen | je 3, Fleischseite nach oben, Schweinsnaht | je 3, Fleischseite nach oben, Garnnaht | |
Material der inneren Sitzfläche | Rohleder | Gurtband, Reißwolle | |
Sattelbaum | Buchenholz, metallverstärkt | Holz, metallverstärkt | |
Sattel zerlegbar? | modulares Stecksystem | nur durch Auftrennen von Nähten | |
Stempel | Größe, WaA und Herstellerkürzel ("WaA 668", "hlv 4" für Maury & Co., Offenbach/Main.) | Herstellerstempel und Wa. Prw. |
Bei akribischer Untersuchung des Sattels konnte ich mit Mühe Fragmente eines Herstellerstempels und eines weiteren Stempels erkennen. Leider hatte das Scheuern des Sattelgurtes den hinteren Teil des Stempels fast unsichtbar gemacht.
Klar erkennbar war der Vorname "MAX" und der Anfangsbuchstabe "R" des Nachnamens. In der Zeile darunter "BERL..." und gut zu lesen in der letzten Zeile "Wa. Prw. 4IV". BERL war einfach in den Ortsnamen Berlin aufzulösen. Es folgte eine intensive Recherche in den (online zur Verfügung stehenden) Adreßbüchern Berlins. Da ich von einem Baujahr von ca. 1940 ausging, recherchierte ich dort unter Sattlern, wurde aber unter dem Anfangsbuchstaben R nicht fündig. Ich schaute mir den Stempel immer wieder aus verschiedenen Blickwinkeln und mit unterschiedlicher Beleuchtung an. Schließlich meinte ich, als Endbuchstaben "GER" erkennen zu können. Eine Adreßbuchsuche unter "Sättel" erbrachte dann den Durchbruch. Der Sattel stammt unzweifelhaft aus der Sattelfabrik Max Rüdiger, SW 68, Brandenburgstraße 35.
Die Brandenburgstraße lag in Kreuzberg und heißt seit 1962 Lobeckstraße. Herr Rüdiger wohnte privat in der Nähe seiner Firma in der Kommandantenstraße 47. Laut Adreßbuch existierten 1940 unter der Hausnummer 35 noch andere Gewerbebetriebe und Privatpersonen.
Bei meinen Recherchern fand ich einen bei Rüdiger 1935 hergestellten Standard-M 25-Sattel - erstaunlicherweise aber ohne Abnahmestempel des Heeres Waffenamtes (WaA).
Rüdiger findet man auch nicht unter den Stempelauflistungen des WaA. War die Firma zu klein für die Bearbeitung großer Bestellungen? Auf alle Fälle stellte sie auch andere Produkte her, so im Jahre 1940 einen Schulranzen.
Aus Mangel an Leder wurde dieser aus massiver Pappe mit gewebten Riemen hergestellt. Der Ranzen war mit Stoff im Buntfarbenaufdruck ("Splittertarn") bezogen. Die Sattelfabrik annoncierte noch bis 1943 im Berliner Adreßbuch (dem letzten Adreßbuch vor Kriegsende).
Das gesamte Areal, auf dem die Firma stand, wurde im 2. Weltkrieg weitestgehend zerstört. Einzig stehen geblieben - wenn auch schwer beschädigt - sind die direkt hinter der Sattelwarenfabrik gelegenen Butzke-Werke, die vor kurzem renoviert wurden.
Einige Zeit, nachdem ich hier den Text über die Firma Rüdiger erstellt hatte, meldete sich tatsächlich die Urenkelin von Max Rüdiger bei mir und gab mir weitere Informationen. Demnach verstarb Max Rüdiger 1947. Einer seiner Söhne war ebenfalls Sattlermeister und hätte die Firma übernehmen sollen. Als er aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, existierte das Gebäude, in dem sich die Sattlerei befunden hatte, nicht mehr. Es war, offenbar schon vorher durch Kriegseinwirkung schwer beschädigt, bei dem Einmarsch russischer Truppen nach Berlin restlos niedergebrannt worden. Herr Rüdiger litt schwer unter den Folgen der Kriegsgefangenschaft, faßte beruflich nicht mehr richtig Fuß und verstarb mit 48 Jahren.
Der Stempel Wa. Prw. war einfach aufzulösen. Das Waffenprüfwesen war eine Amtsgruppe für die Entwicklung und Prüfung des Heeres Waffenamtes (WaA). Der Stempel ist erstaunlich und für mich nur folgendermaßen zu erklären: jeder in der Wehrmacht eingesetzte Gegenstand erhielt einen Stempel des WaA, so z.B. die Sättel Modell 25 den Stampel WaA und drei Kleinbuchstaben, die das Herstellerkürzel darstellten. Der Offizierssattel war kein standardmäßig bei den berittenen Truppen eingesetzter Gegenstand. Da er aber im Krieg benutzt werden sollte, mußte er augenscheinlich vom Waffenprüfamt auf seine Tauglichkeit geprüft werden.
Warum ausgerechnet die für die Artillerie zuständige Abteilung 4 den Sattel prüfte, kann ich nicht nachvollziehen. Ebensowenig wie die römische Zahl IV. Könnte es sein, daß das Vorhandensein der bespannten Artillerie (Sattelpferde) der Grund für die Zuständigkeit war?
Auf dem linken Sattelblatt, links neben der Steigbügelschnalle, findet sich ein weiterer Stempel: 40 - 66. Dies dürfte die Sattelnummer sein. Unter Umständen deutet die 40 auf das Baujahr 1940 hin.
Eine weitere Untersuchung des Sattels förderte eine Einritzung auf der Innenseite des linken Sattelblattes zu Tage. Meines Erachtens handelt es sich um kyrillische Buchstaben. Wegen des darin vorkommenden "i" muß es sich um Ukrainisch oder Weißrussisch handeln, denn nur in diesen kyrillischen Schriften verwendet man diesen Buchstaben (nicht in Russisch!). Demnach lautet die Inschrift: ШПіC (gelesen Schpis). Diese Inschrift gibt Rätsel auf. Meine Recherche ergab, daß es in der Ukraine eine ganze Reihe von Personen mit diesem Familiennamen gibt (Spieß: als Relikt der k. u. k. Zeit). Gleichzeitig findet man den Begriff auch in Memoiren von Ukrainern, die in Kontakt mit der deutscher Wehrmacht gekommen sind und dort den Begriff "Spieß" (d.i. Kompaniefeldwebel) kennenlernten und nun lautmalerisch verwenden. Was aber bedeutet das Wort auf dem Sattel? Herr B., für den der Sattel zeitlebens einen hohen emotionalen Stellenwert hatte, kannte mit Sicherheit die Lösung des Rätsels.
Von den Sporen ist ein Paar noch eindeutig aus Kavalleriezeiten und es sind sogar noch die originalen Sporenriemen mit schwarzer Rollschnalle vorhanden.
Das Vorderzeug entspricht nicht dem Standard-Vorderzeug der Kavallerie, möglicherweise wurde es privat angeschafft.
Gleiches gilt für die Trense, ein hannoversches Reithalfter, welches in der Machtart mit der Genickschnalle an die Trense erinnert, welche Herr B. auf dem Photo von 1938 verwendet.
Die Schabracke ist angefertigt aus einem aufgetrennten Werkstück aus grober, dunkelblauer Wolle. Der Stoff wurde für die Schabracke doppelt verarbeitet und vorne und hinten mit Leder verstärkt. Aus Leder wurde auf der linken Seite ein Monogramm appliziert und auf der rechten Seite eine Innentasche eingenäht. Auf der Unterseite ist spiegelschriftlich "1936" zu lesen sowie der Anfang von weiterer Schrift.
Ebenfalls zu sehen sind noch die Fäden der Originalverarbeitung. Möglicherweise handelte es sich um eine große Pferdedecke, evtl. ein Turniergewinn mit Inschrift. Auch hier hätte nur Herr B. die Herkunft erklären können.
In monatelanger Arbeit wurde der Sattel komplett restauriert und ist wieder einsetzbar geworden.
→ Für weitere Informationen zu solchen Sattel-Sonderformen wäre ich dankbar!
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