Eine Reise nach Hongkong, Macau, Singapur und Bangkok

Nach achtjähriger Asienabstinenz sollte unsere nächste Reise von Dezember 2008 bis Januar 2009 wieder in diese Weltregion führen. Zur besseren Vergleichbarkeit wurde beschlossen, die drei Metropolen Hongkong, Macau, Singapur und Bangkok nacheinander zu besuchen, wobei die zeitliche Gewichtung allerdings unterschiedlich sein sollte: zwei Tage Hongkong, ein Tag Macau, drei Tage Singapur und anschließend acht Tage Bangkok zum Ausklang. Mit den An- und Abreisetagen sowie den dazwischen liegenden Transfers würden nämlich schon zahlreiche Urlaubstage verbraucht werden.

Hongkong

Die Anreise erfolgte von unserem Heimatflughafen aus nach München, von dort mit einem modernen Airbus der Lufthansa mit Schlafbestuhlung in der Businessclass nonstop in 11 Stunden bis Hongkong. Glücklicherweise wurde vor einigen Jahren in Hongkong ein neuer Flughafen errichtet: Chek Lap Kok Airport auf Lantau Island circa 25 km östlich der Hongkonger Innenstadt. Die Einreise in die seit 1997 wieder zu China gehörende ehemalige britische Kolonie gestaltete sich problemlos und wir wurden am Flughafen schon von unserem Fahrer samt Limousine erwartet, der uns zum gebuchten Hotel, dem Mandarin Oriental bringen sollte. Sehr zügig erreichten wir auf bestens ausgebauten, mautpflichtigen Straßen mit Linksverkehr Downtown Hongkong. Wir erhielten im Mandarin eine fantastische Suite mit Blick über den Victoria Harbour nach Kowloon.

Central District

Für den nächsten Tag hatte ich mir ein volles Besichtigungsprogramm vorgenommen, welches ich zu Hause schon ausgearbeitet hatte. Die erste zu besichtigende Sehenswürdigkeit befand sich unmittelbar neben dem Mandarin Hotel, nämlich der Statue Square. Dieser zentrale Platz ist von modernen Hochhäusern eingerahmt und aus der Kolonialzeit steht nur noch ein einziges Gebäude, das Legislative Council Building von 1903. Da mein Besuch an einem Sonntag stattfand, wurde ich Zeuge eines schon im Reiseführer beschriebenen Schauspiels, denn die offenbar in großer Zahl in der Stadt beschäftigten philippinischen Hausangestellten haben immer sonntags arbeitsfrei. Für die tief religiösen, katholischen Philippinas wurde vor dem LegCo Building ein großer Straßengottesdienst abgehalten.
Etwa 10 Gehminuten entfernt befindet sich ein weiteres Relikt aus der kolonialen Vergangenheit der Stadt, die St. John's Cathedral aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Anblick dieser anglikanischen Kirche lädt den Betrachter zu einer mentalen Zeitreise ein. Unmittelbar daneben befindet sich das imposante dreistöckige Backsteingebäude der ehemaligen französischen Auslandsmission. Die Grünfläche davor wurde auch hier von unzähligen Philippinas als Picknickfläche genutzt.
Nicht sehr weit entfernt liegt der Hong Kong Park, den ich mir persönlich größer vorgestellt hatte. Er ist sehr liebevoll an einem steilen Hang gebaut und wurde von Besuchern an diesem Sonntag bei wunderschönem Wetter regelrecht belagert. Auch ich konnte, wie schon im Reiseführer angekündigt, ein frisch vermähltes Hochzeitpaar beim Posieren für die Photografen beobachten. Zum Besuch des Flagstaff Museum of Tea Ware innerhalb des Parks war für mich nicht mehr genügend Zeit.
Als nächstes hatte ich die Besichtigung von Victora Peak, dem höchsten Aussichtspunkt über der Stadt geplant. Von einer Talstation in der Nähe des Parks fährt eine Standseilbahn hinauf auf den Berg. Bei meiner Planung hatte ich natürlich nicht den Wochentag in Betracht gezogen - die Schlange vor der Seilbahn betrug mehrere 100 m und eine Wartezeit von über einer Stunde wollte ich mir nicht antun.

Also modifizierte ich mein Programm, nunmehr sollte es nach Westen in Richtung der Central Police Station gehen. Schlagartig veränderte sich der Charakter der Stadt, man verläßt das Bankenviertel mit den großzügig geschnittenen Straßen und erreicht einen verwinkelten Bereich Hongkongs. Nebenstraßen und Gassen erlauben in dem hügeligen Gelände Ausblick auf die Rückseiten von Häuserblocks und Hinterhöfen, wobei diese Ansichten nicht immer angenehm sind. Wie aus einer anderen Zeit mutet das mitten darin befindliche Ensemble von Kolonialbauten rund um die ehemalige Zentrale Wache an. Unmittelbar dahinter befindet sich die längste überdachte Rolltreppe der Welt, die Central-Mid-Levels Escalator, die den tiefer gelegenen Central District mit den höher gelegenen Mid-Levels verbindet und vor allem in der rush hour von Tausenden von Menschen benutzt wird.

Ich folgte der hier kreuzenden Hollywood Road und ab hier erwartet den Besucher das pralle chinesische Leben. Die Straße ist gesäumt mit Bars, Cafés, Restaurants und zahlreichen Antiquitätenläden. Ebenfalls an dieser Straße liegt der Ma Mo Temple, einer der ältesten Tempel auf Hong Kong Island. Die sehr pittoreske Anlage war zur Zeit meines Besuches sehr stark von Gläubigen besucht. Eindrucksvoll ist der Besuch in der weihrauchgeschwängerten Mittelhalle, in der mir nach kürzester Zeit extrem die Augen tränten.

Ich folgte der Straße weiter und erreichte bald den kleinen Hollywood Park, dessen Eingang ein traditionelles chinesisches Tor ziert. Gegenüber des Eingangs kann man in die Werkstätten zweier Sargtischler schauen. Etwas weiter finden sich an der Queen's Road West zahlreiche Dörrwaren-, Kräuter- und Ginsengläden. Besonders bunt dekoriert sind die zahlreichen Geschäfte, in denen man aus Papier gefertigt alles für die Ahnen kaufen kann. Ein Großteil der Chinesen verehrt nämlich buddhistische und taoistische Gottheiten. Dieser Glauben beinhaltet, daß man aus Papier gefertigte Wertgegenstände, zum Beispiel Autos, Häuser etc., anläßlich einer Trauerfeier durch Verbrennen einem Verstorbenen ins Jenseits nachschicken kann.

Mein Gang führte mich weiter zur Des Voeux Road West, wo sich die zahlreichen Dörrfischgrossisten durch einen beißenden Geruch ankündigten. Nicht zu fassen, was es in diesen Läden alles zu kaufen gab! Weniger geruchsintensiv sind die Geschäfte, die Dörrpilze und auch Schwalbennester verkaufen. Über die Bonham Strand erreichte ich den Western Market, ein historisches Gebäude von 1906. Davor hatte man die Straße abgesperrt und es fand ein großes Festival statt. Auf einer Bühne sangen Kinder Weihnachtslieder auf chinesisch, den dazwischen auftretenden Moderator konnte ich nicht verstehen, da er ausschließlich Chinesisch sprach. Auch die Bühnendekoration war nur auf chinesisch verfaßt. Die Vorführungen als auch die vielen kleinen Verkaufsstände fanden aber unter den zahlreichen Besuchern einen großen Anklang. Da ich nichts verstand, schaute ich mir den Western Market an. Sofort ins Auge fiel mir das große mit den Worten "Das Gute" beschriftete Schild: es kennzeichnete eine deutsche Bäckerei. Wer hätte das gedacht? In dem in der Nähe befindlichen modernen Sheung Wang Market war am heutigen Sonntag kaum Betrieb. Nur ein Fleischer erfüllte einen Kundenwunsch - Hühnerfüße wurden zerhackt.

Mittlerweile war es Spätnachmittag geworden und ich machte mich zu Fuß auf den Weg zurück zum Hotel. Zwei Polizisten sprachen mich vermeintlich hilflose Touristin an. Auf meine Antwort, ich wolle zum Hotel laufen, reagierten sie fassungslos. 20 Minuten zu Fuß? Das wolle ich wirklich machen? Einen kurzen Zwischenstop legte ich in einem modernen Kaufhaus ein, um eine dringende Besorgung zu machen. Im Gegensatz zu den hervorragend Englisch sprechenden Polizisten stieß sich hier auf sprachliches Unverständnis. Mit Händen und Füßen versuchte ich mich verständlich zu machen und wurde auch ans gewünschte Regal geführt - nur um festzustellen, daß das gewünschte Produkt aus Japan importiert war und die Verpackungsbeschriftung rein japanisch war!

Kowloon

Für den zweiten Tag war eine Besichtigung des nördlich von Hongkong Island gelegenen Stadtteils Kowloon geplant. Dafür muß mit der Fähre übergesetzt werden. Da wir von unserem Hotelzimmer aus auf die Central Ferry Piers schauten, wußten wir schon, was uns erwartete. Die Piers liegen auf gewonnenem Neuland. Da Hongkong aus allen Nähten platzt, wird nämlich überall, wo es möglich ist, Neuland gewonnen. Die Fähren verkehren im Pendelverkehr und die etwa 10minütige Fahrt kostet nur 2,20 HK $ (ca. 0,22 €).

Die Boote landen am Kowloon Public Pier an, wo ein unglaublicher Betrieb herrschte. Dies war aber nur ein Vorgeschmack. Da mir vom vorherigen Tag noch die Füße wehtaten, sollte ein Teil des Weges mit der Untergrundbahn zurückgelegt werden. Diese präsentierte sich als sehr gut organisiert, sauber und pünktlich. In wenigen Minuten erreichten wir die Station Yau Ma Tai. Oberirdisch empfing uns ein Hongkong, welches sich grundsätzlich vom Central District unterscheidet: ziemlich ungepflegte Häuserblocks mit geradezu abenteuerlichen Stromzuführungen und mehr oder minder kleinen Geschäften im Erdgeschoß bestimmten das Bild. An den Außenfenstern der Häuser waren kleine Klimaanlagen befestigt und die Reklamebeschriftung war in vielen Fällen ausschließlich auf chinesisch. Dies war eine andere Welt! Wir folgten der Shanghai street bis zum Tin Hau Tempel, auf dessen Vorplatz sich zahlreiche alte Leute aufhielten, um sich zu unterhalten oder Karten zu spielen. Der Tempel selbst besteht eigentlich aus fünf Gebäuden und auch hier fehlten die zahlreichen Räucherstäbchen nicht.

Ganz in der Nähe des Tempels befindet sich unter der Unterführung der Stadtautobahn der Jademarkt. In dem befestigten Markt bieten unzählige Händler die bei Chinesen so beliebte Jade an. Der Stein ist zu Schmuck, Skulpturen und jeglicher Art von Glücksbringer verarbeitet. Für kleines Geld lassen sich hier wunderschöne Souvenirs erwerben. Überlegt man, mehr Geld zu investieren, sollte man schon ausgewiesener Edelsteinexperte sein!

Auf der anderen Seite der Schnellstraßenunterführung befindet sich eine weitere Markthalle, diese ist aber dem Verkauf von Lebensmitteln vorbehalten. Sie bildet den Anfang des Obst- und Gemüsemarktes an der Reclamation Street. Hunderte von Händlern bieten hier eine gigantische Auswahl an einheimischem sowie importiertem Obst und Gemüse an. Die Wohlgerüche werden nur durch das Angebot von einigen Fischhändlern gestört. Zwischen den Lebensmittelständen finden sich auch einige Bekleidungsverkäufer. Wir waren die einzigen Touristen auf dem Markt, offensichtlich decken sich hier die Bewohner Kowloons mit Nahrungsmitteln ein. Die Beschriftung an den Ständen war auch fast ausschließlich in chinesisch.

Über die Nathan Road liefen wir weiter nach Süden und machten einen Abstecher in den Kowloon Park, der Anfang des 20. Jahrhunderts auf einem ehemaligen britischen Exerzierplatz angelegt worden war. Der Park wirkte in der Realität kleiner als im Stadtplan beschrieben, erfüllt aber seine Funktion als eine der grünen Lungen von Hongkong. Da er an einer Geländekante liegt, erfolgt die Zuwegung über steile Treppen. Wir verließen den Park an seinem südöstlichen Ende bei der Kowloon Mosque, Hauptmoschee der Hongkonger islamischen Gemeinde. Auf dem Weg zurück zur Fähre passierten wir an der Ecke Nathan / Salisbury Road das weltberühmte Peninsula Hotel, auf dessen Besichtigung wir wegen der fortgeschrittenen Zeit dann doch verzichteten. Ursprünglich hatte das Hotel am südlichen Ende von Kowloon gelegen, durch ein groß angelegtes Neulandgewinnungsprojekt ging diese Position aber verloren. Die neu geschaffene Südspitze wurde zu einem Kulturzentrum mit diversen erstklassigen Museen ausgebaut, dadurch verbaute man allerdings dem Hotel den fantastischen Seeblick. Wir selbst hatten uns aufgrund der begrenzten Zeit entscheiden müssen, entweder das Leben in der Stadt oder die Museen zu besichtigen. Steht mehr Zeit zur Verfügung, sollte unbedingt der Besuch des einen oder anderen Museums auf dem Programm stehen.

Um unsere schmerzenden Füße zu entlasten, entschlossen wir uns noch zu einer einstündigen Hafenrundfahrt, die uns durch die Meerenge zwischen Kowloon und Hongkong Island führte. Da es bereits dämmerig wurde erlebten wir, wie in der Stadt die Lichter angingen. Auf beiden Seiten des Wassers wurde unter anderem auch ziemlich kitschige Weihnachtsbeleuchtung eingeschaltet.