Ein Zwischenstop in Weißenburg / Wissembourg, Elsaß

Ein Zwischenstop in Weißenburg / Wissembourg, Elsaß

Da wir für die Heimreise von dem Kurztrip nach Baden-Baden 2009 einen ganzen Tag vorgesehen hatten, entschlossen wir uns zu einem Umweg durch das Elsaß. Ziel unseres Ausflug war das direkt an der deutsch-französischen Grenze gelegene Städtchen Wissembourg (deutsch: Weißenburg), dessen Geschichte exemplarisch für das Schicksal elsässischer Städte stehen kann.

Das Dorf Weißenburg entwickelte sich aus einer stetig wachsenden Ansiedlung um ein im 7. Jahrhundert gegründeten Kloster. Von 1306 bis 1697 war die Siedlung freie Reichsstadt. Nach dem Westfälischen Frieden 1648 wurde Weißenburg mit großen Teilen des Elsaß ein Teil Frankreichs. Am 4. August 1870 besiegten in der Schlacht bei Weißenburg preußische Truppen die Franzosen und von 1871 bis 1918 war Weißenburg wieder eine reichsdeutsche Stadt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Stadt zusammen mit dem Elsaß erneut Frankreich zugeschlagen und im Zweiten Weltkrieg von 1940 bis 1945 waren die Stadt und das Land wieder vom dem Deutschen Reich annektiert. Seit 1945 gehört die Stadt wieder zu Frankreich.

Wissembourg, 64 km von Straßburg entfernt, ist sicherlich eine der architektonisch reichhaltigsten Städte des nördlichen Elsaß.

Auf dem Weg zu einem Parkplatz passierten wir die Reste der alten Stadtbefestigung, die aus dem 13. Jahrhundert stammen. Vom (kostenfreien) Parkplatz aus erreicht man nach wenigen Schritten die Hauptstraße des Städtchens, die Rue Nationale. Sie ist beidseits gesäumt von wunderschön erhaltenen Bürgerhäusern im typischen elsässischen Fachwerksstil. Auffällig waren auch in den Nebenstraßen die zahlreichen Restaurants, die vor den Häusern Tische und Stühle aufgebaut hatten. Hier war man ganz offensichtlich auf Tourismus eingestellt! Nach wenigen Minuten Fußweg erreichten wir den Place de la Republique, auf dem an dem heutigen Samstag ein kleiner, aber sehr gut besuchter Markt stattfand.

Direkt am Markt befindet sich das klassizistische Rathaus in einem imposanten Gebäude aus dem Jahre 1741. Folgt man der Straße, erreicht man bald die Brücke über das Flüßchen Lauter. Direkt auf dem linken Eckgrundstück steht eines der sehenswertesten Gebäude der Stadt: das „Salzhaus“ aus dem 15. Jahrhundert mit seinem auffallenden Dach. Das Salzhaus wurde 1448 ursprünglich als Krankenhaus erbaut und später als Salzlager- und Schlachthaus verwendet. Rechts biegt die Straße Quai Anselmann ab mit malerischen Häusern entlang der Lauter, eines davon ist das Maison Vogelsberger aus dem Jahre 1540.

Von hier aus sieht man schon die Abteikirche Saints-Pierre-et-Paul (St. Peter und Paul), sie ist eine der größten Kirchen des Bas-Rhin außerhalb von Straßburg. Das vorwiegend gotische Gebäude weist noch einen romanischen Glockenturm vom Vorgängerbau (11. Jahrhundert) auf. Im Innern finden sich bemerkenswerte Glasfenster und Wandmalereien aus dem 14./15. Jahrhundert, unter anderem eine elf Meter hohe Darstellung des heiligen Christophorus sowie eine original erhaltene Orgel von 1766 mit prachtvoller Ausstattung. Vom alten Kloster Weißenburg, an dem der Mönch Otfrid von Weißenburg wirkte, ist lediglich ein unvollendeter hochgotischer Kreuzgang übrig geblieben, der allerdings als einer der schönsten des Oberrheins gilt. Angegliedert an diesen ist ein ehemaliger romanischer Kapitelsaal, der heutzutage als Seitenkapelle dient.

Südöstlich der Abteikirche erreicht man über die Rue de l'Ordre Teutonique den Place du Marché aux Choux (Kohlmarktplatz) mit Brunnen und gesäumt von malerischen Giebelhäusern. In der Nähe befindet sich an der Rue des Dominicains eine ehemalige Dominikanerkirche aus dem 13. Jahrhundert. Sehenswert an der Rue Nationale ist auch das Maison Holzapfel, vormals Zunfthaus.

Außerhalb der Stadtmauer liegt das Viertel Faubourg de Bitche, in dem früher die Winzer wohnten. Deren Wahrzeichen zieren heute noch die Türen der alten Häuser.