Eine Reise nach Kalifornien

Anfang Juli 1999 starteten wir ab Amsterdam zu einer Rundreise durch Kalifornien. Gebucht hatten wir auf der niederländischen Gesellschaft Martinair, die den Vorteil hatte, direkt nach Oakland bei San Francisco zu fliegen, aber nicht durch besonderen Service glänzte. Jedenfalls hatten wir einen ruhigen Flug und landeten nach exakt 11 Stunden Flug in Oakland. Mit dem Taxi ging es nach Downtown zu unserem vorab gebuchten Hotel Waterfront. Dieses sehr schöne Haus lag in einer Art Fußgängerzone direkt am Hafen, dem Jack London Square. Wegen des schönen Wetters waren viele Leute unterwegs, um sich in den zahlreichen Touristenattraktionen zu amüsieren.

Auf dem Highway 1 nach Süden

An nächsten Tag starteten wir unsere Tour. Auf einer riesigen Brücke überquerten wir die San Francisco Bay um bei Half Moon Bay den US Highway 1 zu erreichen, auf dem wir uns die nächsten Tage bewegen würden. Dem Küstenstädtchen Half Moon Bay merkte man deutlich an, daß es im Einzugsbereich der Metropole San Francisco lag: als wir es an dem Samstag durchquerten war schon entsprechender Betrieb.

Gemütlich folgten wir dem US 1 nach Süden. Immer wieder eröffneten sich wunderschöne Ausblicke über den Pazifik, dann und wann konnte man bei State Beaches halten und die Einheimischen bei ihrem samstäglichen Hauptvergnügen, dem Barbecue, am Strand beobachten. Das Baden im kalten Pazifikwasser wagten nur einige hartgesottene. Bei Santa Cruz verließen wir die Hauptstraße, um ins Landesinnere zum Henry Cowell Redwoods State Park zu fahren. Da das bis dahin trübe Wetter aufgeklart hatte, nutzten wir die Gelegenheit, mit der historischen, dampfgetriebenen Schmalspurbahn durch die Redwoodwälder zu kurven.

Ursprünglich hatten wir geplant, in Monterey zu übernachten, mußten aber feststellen, daß die ganze Stadt bis auf das letzte Bett wegen einer Großveranstaltung ausgebucht war! Es war nichts zu machen und die Zeit schritt immer weiter fort. Schließlich blieb uns nichts anderes übrig, als ins Landesinnere bis Salinas zu fahren, wo wir in einem ziemlich mittelmäßigen Motel noch ein Zimmer bekamen.

Am nächsten Tag mußten wir die gesamte Strecke nach Montrerey zurückfahren.
Etwas südlich von Monterey führte der im Privatbesitz befindliche 17-Miles-Drive direkt vom Highway zur Küste. Nach Zahlung einer happigen Gebühr fuhren wir los, durch Wohnviertel und vorbei an einem Golfplatz. Als wir endlich die Küste erreichten, sahen wir vor Dunst und Nebel die Hand vor Augen nicht. Dafür hatten wir das Geld bezahlt? Direkt am Wasser befand sich ein Ausguck, dessen Sinn wir in dem Nebel nicht erschließen konnten. Wir wunderten uns allerdings über die seltsamen Geräusche, die wir vernahmen. Ganz offensichtlich handelte es sich um Tiere, um welche, konnten wir allerdings nicht bestimmen. Innerhalb von ca. 15 Minuten klarte dann der Dunst auf und machte strahlendem Sonnenschein Platz. Nunmehr sahen wir auch die Geräuschquelle: dem Ausguck direkt gegenüber befand sich ein Inselchen, vollständig bedeckt mit einer Seelöwenkolonie, die sich so lautstark bemerkbar machte. Ein unvergeßlicher Anblick! Ein kurzes Stück weiter lagen Seelöwen dann direkt neben der Straße und vor zu Häusern gehörenden Rasenflächen am Strand in der Sonne. Sie hatten sich so an die Menschen gewöhnt, daß sie sich durch ein paar Zuschauer nicht stören ließen.

Nach einer kurzen Strecke erreichten wir Carmel, "der" High Society Ort an der Pazifikküste. Das Städtchen könnte ohne weiteres auch an der Côte d'Azur oder Riviera liegen. Ich fühlte mich unwillkürlich an St. Tropez erinnert. Galerien, teure Restaurants und Designerläden bestimmten das Bild. An die USA erinnerte hier nichts. Gegründet wurde Carmel als Missionsort für die kalifornischen Indianer bereits 1770 durch Juniperro Serra. Besichtigen konnte man die Carmel Mission mit einer eindrucksvollen Kirche samt Indianerfriedhof und wir bekamen einen guten Eindruck vom Leben auf einer solchen Missionsstation. Carmel war übrigens die erste Missionsstation in Kalifornien und diente als Vorbild für eine ganze Reihe weiterer Gründungen.

Südlich von Carmel begann der landschaftlich schönste Teil des Highway 1. Konnte man bei Carmel noch die putzigen Seeotter aus nächster Nähe beobachten, so wand sich der Highway später höher an der Küste entlang, so daß sich spektakuläre Blicke eröffneten. Hinter jeder Kurve verbarg sich ein neuer Ausblick, der den Atem stocken ließ. Hinzu kam unser unglaubliches Glück. Wir wurden von dem an der Pazifikküste notorischen Nebel verschont und hatten statt dessen strahlenden Sonnenschein.

Südlich des Ragged Point veränderte sich urplötzlich die Landschaft. Die schroffe Küstenlinie verschwand und machte breiten, wilden Stränden Platz. Kurz vor Hearst Castle sahen wir auf einmal eine Menschenansammlung unmittelbar an der Straße. Dort mußte es was zu sehen geben! Unserem Herdentrieb folgend hielten wir auch unser Auto an und stiegen aus. Direkt an der Straße auf dem Strand lag eine Gruppe Seelöwen in der Sonne und ließ es sich gutgehen, wie ihr wohliges Grunzen schließen ließ. Von den euphorisch filmenden Menschen ließen sie sich in keiner Weise beeindrucken!

Den Besuch von Hearst Castle, dem Domizil des exzentrischen Zeitungsmilliardärs William Randolph Hearst sparten wir uns in Anbetracht der Besuchermassen, sondern fuhren über Morro Bay weiter nach San Luis Obispo. Dort quartierten wir uns im superkitschigen Madonna Inn ein, einem Hotel, welches jeder Beschreibung spottet. Die Räume sind thematisch dekoriert, von Steinzeit bis Mickey Mouse, das Restaurant erschlägt den Besucher in weiß und rosa. Amerikanischer geht es halt nicht...

Nach diesem geschmacklichen Alptraum machten wir uns am nächsten Tag auf den Weg zum Sequoia National Park. Die Straße von San Luis Obispo bis zur Coast Range führte uns durch weite, völlig vertrocknete Landstriche, die nicht landwirtschaftlich genutzt wurden. Dies änderte sich schlagartig nach Überqueren der Berge und dem Erreichen des fruchtbaren San Joaquin Valley. Bewässerungsfeldbau wurde betreiben soweit das Auge reichte.