Endlich erreichten wir den Sequoia National Park, den wir nach Entrichtung der obligatorischen Gebühr von $ 10 befahren duften. Der Park erhielt seinen Namen nach dem dort heimischen Baum Sequoiadendron giganteum, dessen Art es schon vor 100 Millionen Jahren auf der Erde gab. Die Bäume können bis zu 3000 Jahre alt und 80 m hoch werden. Einer der größten Bäume der Welt soll der General Sherman Tree im Park sein. Verwandt sind die Bäume mit den Redwood trees der Kalifornischen Küste, die viel höher aber nicht so dick werden.
Ein Spaziergang entlang dieser Urweltriesen ist ein unvergeßliches Erlebnis! Leider sah man dieses in früheren Jahrhunderten nicht so und schlug die Riesenbäume als Brennholz oder veranstaltete einen solchen Schwachsinn, wie Tunnel für Fahrzeuge durch die Bäume zu schlagen - was natürlich unweigerlich deren Absterben verursachte.
Zur Zeit unseres Besuches im Park waren viele Einrichtungen, wie z.B. das Giant Forest Museum noch nicht fertiggestellt, so daß wir uns mit einem Durchfahren des Parks mit einigen Stops begnügten. Spät abends erreichten wir dann noch Fresno, wo uns die 36 ° Außentemperatur fast erschlugen. Im Sequoia National Park in den Bergen war es hingegen viel kühler gewesen.
Am nächsten, ebenfalls wieder brütendheißen Tag ging es Richtung Yosemite National Park. Am South Entrance mußten wir hier sogar 20 $ Eintritt berappen, Maßstab für die enorme Popularität des Parks. Kurz hinter dem Eingang nutzten wir die Gelegenheit zum Besuch des Pioneer Yosemite History Center, welches einen guten Einblick in das harte Leben der amerikanischen Pioniere vermittelte. Weiter ging es in Richtung des touristischen Zentrums des Parks, dem Valley Visitor Center. Vorher zweigte allerdings eine Straße nach Osten zum Glacier Point ab, der genau oberhalb des Yosemite Valleys liegt. Also wollten wir auch dort hin. Gerade angekommen, entlud sich die Hitze des Tages in einem riesigen Gewitter, wobei der Donner von den umliegenden Bergen atemberaubend reflektiert wurde. An eine Aussicht in das Tal war bei den Dunstschwaden nicht zu denken.
Im Tal angekommen, hatte sich der Dunst etwas verzogen und wir hatten einen ersten Blick auf "die" Attraktionen Yosemites, der Felsformation El Capitan und den Yosemite Falls. Im Tal selbst tobte der Bär, trotz der Vorsaison schoben sich Unmengen von Autos über die engen Straßen. Ich wollte unbedingt im direkt im Tal gelegenen historischen Grandhotel Ahwahnee übernachten, ein an und für sich aussichtsloses Unterfangen ohne Vorausbuchung. So wurden wir an der Rezeption dann auch abgewiesen - alles sei ausgebucht. Die freundliche Rezeptionistin empfahl uns allerdings, später noch mal anzurufen, vielleicht sei doch noch was frei. So nutzten wir die Gelegenheit zur Besichtigung des Yosemite Museum und Indian Village. Die hier seit Jahrhunderten ansässigen Indianer hatten hier nach der Gründung des Nationalparks 1890 keinen Platz mehr.
Als wir uns später nochmals im Ahwahnee meldeten, hatten wir das unglaubliche Glück, doch noch eine Unterkunft zu bekommen. Es war allerdings kein Zimmer im 1927 erbauten Haupthaus, sondern ein separates Häuschen im zum Hotel gehörenden Wald. Auf alle Fälle logierten wir nun stilecht. Keiner unserer amerikanischen Freunde wollte später glauben, daß wir ohne Vorabreservierung dort hätten übernachten können!
An nächsten Tag bekamen wir einen noch besseren Eindruck von der Enge des Tals. Im Sommer, zur Hochsaison, mußte es hier schrecklich sein! Auf alle Fälle hatten wir einen phantastischen Blick auf "das" Wahrzeichen des Yosemite Valley, das 2300 m hohe Felsmassiv El Capitan, der größten freistehenden Granitformation der Welt und den verschiedenen Wasserfällen, die um diese Jahreszeit enorm viel Wasser führten. Als nächsten fuhren wir nach Norden zum Tuolumne Grove, nicht ohne vorher Blicke auf das wunderschöne Tal des Merced River geworfen zu haben.
Tuolumne Grove ist eine Ansammlung gigantischer Sequoia-Bäume, die durch einen ca. 2 km langen Pfad erschlossen wurden. Der bekannteste Baum ist der Tunnel tree, durch den eine riesige Durchfahrt geschlagen worden war. Natürlich hat der Baum diesen Schwachsinn nicht überlebt. Der untere Baumteil mit dem Tunnel ist aber noch zu besichtigen, der Stamm oberhalb abgebrochen.
Bei großer Wärme folgten wir nunmehr der ostwärts führenden Tioga Road, die die Sierra Nevada überquerte. Hier veränderte sich das Landschaftsbild völlig: verstreute Seen, große Bergwiesenflächen mit zahlreichen Tieren und Aussichtspunkte bestimmen das Bild. Nach Verlassen des Parks durch den Tioga Pass Entrance begann die Abfahrt in Richtung des Mono Lake, den wir irgendwann am Horizont in der trockenen Ebene liegen sehen konnten. Welch ein landschaftlicher Unterschied zu den saftig grünen Wiesen von Tuolumne Meadows!
Der Mono Lake entstand vor über einer Million Jahren und ist ein Unikat in den USA. Das Wasser ist extrem salzhaltig, und u.a. durch den Salz- und Kalkgehalt des Wassers entstanden im Wasser Kalktuffe (tufa), die am Ufer hoch aus dem Wasser ragen, was den bizarren Eindruck des Sees noch verstärkt. Da der See für die Wassergewinnung der Stadt Los Angeles genutzt wird, sinkt der Wasserspiegel kontinuierlich. In den letzten Jahren wurden von Umweltschützern Maßnahmen zum Schutz des Sees mit seiner einmaligen Fauna und Flora unternommen.
Wir erreichten das Seeufer über einen wackeliger Holzsteg, der durch den breiten Reedgürtel des Sees führte. Rechts und links sah man überall die oben schon angesprochenen Tufas. Vom See aus machten wir uns auf nach Bridgeport, wo wir in einen netten B&B übernachteten.
Am nächsten Tag fuhren wir, wiederum bei strahlendem Sonnenschein, zur nicht weit entfernt liegenden Geisterstadt Bodie. In Bodie wurde bis 1885 Gold und Silber im großen Stil abgebaut, neben der Mine gab es alleine 60 Saloons. Nach Zahlung eines Eintrittsgeldes, welches uns von einem in die USA ausgewanderten Deutschen abgenommen wurde, konnten wir uns die noch verbliebenen ca. 150 windschiefen Holzgebäude anschauen. Aufgrund der peripheren Lage Bodies hält sich der Touristenansturm in Grenzen und man kann sich in Ruhe auf diesem riesigen Areal umschauen. Hier brauchte man nicht viel Phantasie, um sich in die wilde Zeit vor gut 100 Jahren zurückzuversetzen!
Über den Highway 395 ging es anschließend Richtung Norden zum Lake Tahoe. Streckenweise wurde die Straße von landschaftlich sehr schönen Gebieten gesäumt, teilweise war es auch langweilig zu fahren. Um nicht die ganze Strecke über den 395 fahren zu müssen, bogen wir auf halber Strecke nach Westen ab und fuhren über diverse Paßstraßen, bis wir am frühen Nachmittag in South Lake Tahoe ankamen.
Der Lake Tahoe ist sicherlich einer der schönsten Seen der USA, das Wasser ist ca. 500 m tief und eiskalt. Als wir den See das erste Mal sahen, waren wir überwältigt von der Schönheit. Die Sonne reflektierte im kristallklaren Wasser, auf welchem sich höhere Wellen kräuselten. Die Stadt South Lake Tahoe ist ein typischer amerikanische Erholungsort mit der entsprechenden Infrastruktur. Auf Grund des wunderschönen Wetters war auch entsprechender Trubel. Ein schizophrene Situation herrschte in Stateline, einem Stadtteil von South Lake Tahoe, der exakt auf der Grenze zwischen Kaliforniern und Nevada liegt. Die Grenze wird unverkennbar gekennzeichnet durch die enorm hohen Gebäude der Spielkasinos samt Hotels. In Kalifornien ist Glücksspiel verboten. Wir nutzten diese Besonderheit und quartierten uns in einem dieser Hotel-Spielkasinos ein, dem Harrah's. Wie auch schon in Las Vegas kann man unterhalb der Woche dort in ganz hervorragenden Zimmern extrem kostengünstig logieren. Für einen "Appel und Ei" bekamen wir ene Suite mit 2 Badezimmern und unglaublichem Blick über den See. Kurz: ein Traum. An Glücksspielen haben wir, wie eigentlich von den Hoteleignern gern gesehen, nicht teilgenommen.
Den nächsten Tag nutzten wir zu einer "Kreuzfahrt" auf dem Schaufelraddampfer MS. Dixie. Bei strahlendem Sonnenschein ging es 2 Stunden über den See bis zur Emerald Bay, eine traumhafte Bucht an der Südwestseite des Sees. Von dort aus ging es weiter bis zu Vikingsholm, einem originalgetreuen Nachbau eines Wikingerschlosses, welches 1929 als Sommerhaus errichtet wurde. Dies war so recht nach dem Geschmack unserer amerikanischen Mitfahrer. Jedenfalls bekamen wir auf der Tour einen exzellenten Eindruck von der Größe und phantastischen Lage des Sees. Kein Wunder, daß die Grundstückspreise hier exorbitante Höhen erreichten!
Nur ungern verließen wir den See um unsere Reise fortzusetzen. Entlang der östlichen Seeseite ging es Richtung Norden zum Lassen Volcanic National Park. Der Park steht im Schatten der viel bekannteren Parks wie Yosemite oder Sequoia, beeindruckte uns aber fast mehr.