Lassen Volcanic National Park

Durch die geringere Bekanntheit herrschte beispielsweise viel weniger Trubel als in den anderen Parks und man hatte bessere Gelegenheit, sich alle Attraktionen anzuschauen. Der Park verdankte seine Einrichtung den vielfach auftretenden Formen des aktiven Vulkanismus und erinnerte in Teilen an Yellowstone. Die Landschaft ist aber rauher und verfügt über höhere Berge. So ist der Mount Lassen immerhin 3200 m hoch. Z.Zt. unseres Aufenthaltes lag entlang der Straßen noch Schnee. Wie auf der gesamten Reise hatten wir auch hier wieder Glück: malerische Seen glänzten im Sonnenschein. Kurzum: der Park ist ein Geheimtip für Kalifornien-Reisende!

Unser Nachtquartier fanden wir in einem weniger schönen Motel in Redding, von wo aus wir am nächsten Tag zu einer Fahrt zur Whiskeytown - Shasta - Trinity National Recreation Area aufbrachen. In dem Gebiet, welches aus 3 Seen besteht, war bei dem sonnigen Wetter am Sonntag der Teufel los: die Parkplätze waren mit Mobil Homes überfüllt, auf den Seen wurde Wassersport groß geschrieben. Whiskeytown selbst bestand nur aus einer alten Poststelle!

Da wir noch reichlich Zeit hatten, entschlossen wir uns, nicht direkt zur I 5 zurückzufahren, sondern einen Umweg durch die Berge zu nehmen. Hier zeigten sich die USA wieder von der weitläufigen Seite: Stundenlang kurvten wir durch einsame Gebiete, in denen auch zahlreiches Wild zu sehen war. Nach Erreichen das Highways brauchten wir dann noch 2,5 Stunden bis zur Hauptstadt Kaliforniens, Sacramento.

Wahrzeichen Sacramentos ist das dem Capitol in Washington nachempfundene Regierungsgebäude. Für uns interessanter war ein Besuch in Old Town Sacramento, dem ursprünglichen Ortskern der Stadt. In typisch amerikanischer Manier war der Stadtteil hergerichtet worden mit Souvenierläden und Freßbuden. Obwohl wir an einem Montag dort waren war unheimlicher Betrieb. Ebenfalls einen Besuch statteten wir einem ausgezeichneten Indianermuseum an der K street und dem Nachbau des historischen Fort Sutter, der ursprünglichen Siedlung ab.

Napa Valley

Weiter ging es dann in Richtung des bekannten Weinanbaugebietes Napa Valley, wo wir in Yountville ein ausgezeichnetes Quartier fanden. Den nächsten Tag waren wir mit einem amerikanischen Freund verabredet. Der wiederum hatte einen Bekannten mitgebracht, der im Napa Valley seit Jahren beruflich zu tun hatte und natürlich alle Winzer kannte. Durch ihn bekamen wir wirklich eine Besichtigungstour der ganz besonderen Art. Bei mehreren Winzern wurden wir in die Privathaushalte eingeladen oder konnten die Betriebe mit Privatführungen besichtigen. Mehrere Winzer waren auch zur Ausbildung in Deutschland gewesen und konnten Vergleiche zwischen dem Weinanbau in Deutschland und den USA ziehen.

Auffällig war für uns natürlich, daß die Weinlese fast ausschließlich maschinell erfolgte und man den richtigen Zeitpunkt der Ernte abpassen mußte. Im Gegensatz zu Deutschland dürfen die Trauben in Kalifornien auf keinen Fall zu lange an den Reben hängen, da sonst durch die extreme Sonneneinstrahlung zu viele Öchsle erzielt werden. Mit einem Alkoholgehalt von 13-14 % ist der kalifornische Chardonnay ohnehin schon alles andere als leicht! Interessant waren auch die Verfahren, mit denen der typische Barrique-Geschmack erzielt wird.

Diesen wunderschönen und informativen Tag ließen wir beim Abendessen in einem romantischen Restaurant ausklingen.

San Francisco

Die letzten Tage unseres Aufenthaltes hatten wir für San Francisco vorgesehen. Einen Eindruck von der Stadt bekamen wir bereits bei unserer Anreise vom Napa Valley aus. Ein riesiger Highway führte uns in die Stadt. Nach vielem Suchen bekamen wir direkt im Stadtzentrum am Union Square noch ein bezahlbares Hotelzimmer. Auch unser Auto konnten wir in der Nähe in einem Parkhaus lassen. Das Fahren in der Stadt war schrecklich. Man hatte über das extrem hügelige Gebiet bei der Gründung einfach ein rechtwinkeliges Gitternetz an Straßen gelegt - ohne Rücksicht auf geographische Gegebenheiten. Wollte man von unten nach oben eine Straße überqueren, hing man mit dem Wagen sehr steil am Hang. Sehr gewöhnungsbedürftig!

Spätnachmittags verschafften wir uns schon mal einen ersten Eindruck von der Stadt. Sofort fielen uns die exorbitanten Preise in den Geschäften rund um den Union Square und Downtown an der Market Street auf. Wer sollte das denn bezahlen?

Den nächsten Tag nahmen wir die Cable Car, die eine Haltestelle am Union Square hatte, um zur Fisherman's Wharf zu fahren. Diese Attraktion San Franciscos entpuppte sich in unseren Augen eigentlich mehr aus Touristenfalle. So entschlossen wir uns, an einer Hafenrundfahrt teilzunehmen. Eindrucksvoll war die Fahrt bei strahlendem Sonnenschein unter der Golden Gate Bridge hindurch, wodurch man erst einmal einen Eindruck von deren riesigen Ausmaßen bekam!

Vorbei ging es auch an "The Rock", der ehemaligen Gefängnisinsel Alcatraz. Da ich vor Jahren das Buch "The Birdman of Alcatraz" gelesen hatte, lief es mir kalt den Rücken herunter. Dies war also das berüchtigte Zuchthaus gewesen! Vom Wasser aus waren alle Bauten gut zu sehen. Leider war in der Schiffstour aber keine Besichtigung eingeschlossen.

Nach unserer Rückkehr in den Hafen fiel uns eine Menschenmenge auf, die sich an einem Gitter drängelte. Dem Lemminge Effekt folgend gingen wir auch dahin. Was sahen wir: mehrere Schwimmpontons, auf der unzählige Seelöwen in der Sonne lagen. Mitten im Trubel des Hafens! Die Tiere hatten sich augenscheinlich gut akklimatisiert, auch dicht vorbeifahrende Boote schienen sie nicht zu irritieren.

Den Rest des Tages verbrachten wir mit ziellosem Umherwandern in der Stadt. Bei der Hitze und den Steigungen kein Vergnügen! Unseren Besuch in einem Blues Club abends bekam ich vor Müdigkeit kaum noch mit.

Muir Woods National Park

Am nächsten Tag stand unsere Abreise auf dem Plan. Da das Flugzeug aber erst abends ging, hatten wir noch reichlich Zeit. So entschlossen wir uns zu einem Abstecher zum in der Nähe San Franciscos gelegenen Nationalpark Muir Woods. Der Park ist berühmt für seinen Bestand an Redwoods, den riesigen Küsten-Sequoia Bäumen. Im Vergleich zu den anderen Nationalparks ist dieser recht klein aber sehr imposant. Hier konnte man auch gut den Unterschied zu den in den Bergen vorkommenden dickeren aber weniger hohen Sequoia gigantea sehen.

Mit diesen schönen Eindrücken fuhren wir Richtung Oakland zum Flughafen.

Fazit der Reise: Will man einen Eindruck vom extrem vielfältigen Bundesstaat Kalifornien bekommen, muß man eine Rundreise machen. Möchte man sich nach der Rückkehr nach Hause nicht ärgern, eine Sehenswürdigkeit verpaßt zu haben, sollte man unbedingt vor Reiseantritt eine Grobplanung unter Berücksichtigung der enormen Weite des Landes vornehmen. Die Tour, die wir unternommen haben, deckte einen Großteil der Attraktionen Kaliforniens ab. Hat man mehr Zeit zur Verfügung, böte es sich an, die Tour weiter nach Süden Richtung Los Angeles auszudehnen. Da wir das Tal des Todes bereits auf einer anderen Reise besichtigt hatten, schauten wir es uns bei dieser Tour nicht an. Besucht man während der amerikanischen Schul-Sommerferien die bekannten Nationalparks Sequoia und Yosemite, muß man mit einem enormen Touristenandrang und der Schwierigkeit, eine Unterkunft zu finden, rechnen.
Als positive Überraschung erwies sich der Lassen Volcanic National Park, dessen Besuch ich uneingeschränkt für Liebhaber wildromantischer Natur empfehlen kann.
San Francisco ist sicherlich ein "Muß" für einen Kalifornienurlaub, beeindruckte mich persönlich aber nicht so sehr. Als sehr störend empfand ich es, daß eine Besichtigung zu Fuß wegen der enormen Steigungen auch für sportliche Personen fast nicht zu schaffen ist. Die Cable Car war oft so überfüllt, daß sie an den Haltestellen nicht mehr hielt oder es fanden sich Schlangen von mehreren Hundert Personen. Das Fahren mit dem eigenen Auto ist nur für ganz hartgesottene Fahrer zu empfehlen.
Erneut möchte ich darauf hinweisen, daß man bei einer Fahrt entlang des US Highway 1 immer mit dem notorischen Nebel rechnen muß, bei dem man die Hand vor Augen nicht sieht. Immer wieder betonten unsere Freunde, welches enorme Glück wir mit dem Wetter gehabt haben. Wir erlebten den Highway wirklich als eine der Traumstraßen der Welt!


Literaturempfehlungen:

- Bosley, Deborah et al.: Kalifornien & Westküste USA, Berlin 4. Aufl. 1997 (= Stefan Loose Travel Handbücher)
- Braunger, Manfred: USA Der Nordwesten, München 1997 (Polyglott-Reiseführer)
- Spiegel Special Kalifornien, Nr. 8 /1997
- Geo Saison San Francisco, Nr. 9 /1997