Im Juni 1995 verbrachten wir einen Urlaub auf Teneriffa. Das zu den Kanarischen Inseln gehörende Teneriffa ist politisch Spanien, geographisch aber Afrika zugeordnet. Die Insel ist die größte der Kanaren und ca. 80 km lang.
Als vorteilhaft erwies sich, daß wir von unserem heimischen Flughafen starten konnten. Die 4 Stunden 45 Minuten Flugzeit verbrachten wir in der gnadenlos eng bestuhlten Hapag-Lloyd Maschine und ich war heilfroh, als wir endlich im Süden Teneriffas auf dem internationalen Flughafen landeten. Da wir leider keinen Mietwagen gebucht hatten (ein absoluter Kardinalfehler!), waren wir auf den organisierten Bus-Transfer zum Hotel angewiesen. Hier ließ zu meinem Schrecken der Massentourismus schon grüßen!
Nach fast 2 Stunden Fahrt über die Autobahn nach Norden Richtung Santa Cruz de Tenerife und von dort zur Nordküste, erreichten wir unser gebuchtes Maritim Hotel. Auch hier war man voll und ganz auf den deutschen Tourismus eingestellt. Das Hotel stellte sich als besseres Touristenhotel heraus und unser Zimmer war ganz hübsch aber klein.
Da wir keine Fahrgelegenheit hatten und diese nachträglich auch nicht zu mieten war, verbrachten wir wohl oder übel den gesamten Urlaub in Puerto de la Cruz. Da das Maritim ein ganzes Stück außerhalb des Ortszentrums lag und es zudem sehr heiß war, gingen wir nur einige Mal zu Fuß in die Innenstadt. Die anderen Male fuhren wir mit dem hoteleigenen Busshuttle oder einem Taxi.
Auf dem Weg zur Innenstadt passierten wir immer den schwarzen Strandstrand von Puerto, die angrenzenden Anlagen werden Playa Jardin, d.h. Gartenstrand genannt. Hier bekamen wir einen Eindruck von der reichhaltigen Vegetation der Insel, so wechselten sich die verschiedensten Kakteen mit blühenden Blumen und Bananenstauden ab. Von einer Stelle der Strandanlage hatte man auch einen wunderschönen Blick auf den mit über 3700 m höchsten Berg Teneriffas, den auch im Sommer schneebedeckten Pico de Teide.
Nähert man sich Puerto von der westlichen Seite, wie wir es immer taten, kommt man zuerst in die aus dem 17. Jahrhundert stammende Altstadt. Entsprechend ihres Alters sind die Straßen häufig sehr schmal und deshalb meist als Einbahnstraßen ausgewiesen. Fahren ist in der Stadt abenteuerlich und es ist viel ratsamer, sich zu Fuß zu bewegen.
Auffällig sind die wunderschönen historischen Balkone, die viele Häuser schmücken sowie die üppige Bepflanzung, beispielsweise mit Bougainvillea, Strelizien oder anderen tropischen Gewächsen.
Das Zentrum der Stadt ist der Plaza del Charco de los Camarones, Treffpunkt der Einheimischen und Touristen gleichermaßen. Der Platz ist umsäumt von alten Lorbeerbäumen, zahlreichen Bars und Cafés. Besonders abends erwacht hier das touristische Leben. Der Platz zieht zahlreiche Straßenkünstler an, die sich hier vor Publikum produzieren.
Unweit des Plaza del Charco liegt die Hauptkirche von Puerto, Nuestra Señora de la Peña de Francia. Der Bau wurde 1697 begonnen und ist bis heute nicht endgültig abgeschlossen. Vor der Kirche liegt es kleiner Platz, von aus man das rege Treiben auf der vorbeiführenden Straße beobachten kann. Diese Straße, wie auch einige andere im direkten Stadtzentrum, sind angenehmerweise als Fußgängerzone ausgewiesen. Hier reiht sich auch Geschäft an Geschäft, Boutique an Boutique. Alle Angebote sind leider völlig auf den (Massen-) touristischen Geschmack abgestimmt...
Hübsch in der Altstadt anzuschauen ist auch noch der kleine Fischereihafen, in dem auf dem winzigen Strand bunt bemalte Fischerbötchen liegen.
Östlich der Kirche befindet sich die "neue Stadt", bestehend aus uninteressanter 08/15 Bebauung. Auch hier finden sich zahlreiche Bekleidungsgeschäfte sowie die meisten Cafés, Restaurants mit Tanz, Night Clubs und Discos. Hübsch gemacht ist die am nördlichen Ende der Neuen Stadt liegende Strandpromenade von San Telmo. Hier findet sich auch das gleichnamige, sehr große Freibad. Sehr nett ist der Rundgang über die Promenade Calle de Aguilar zum Ufer und von dort weiter zum Freibad.
Da wir keine große Lust auf das Essen in unserem Hotel hatten, dort warteten die vornehmlich deutschen Urlauber immer schon eine halbe Stunde vor Öffnung vor dem Speisesaal, machten wir uns auf die Suche nach einem guten Restaurant in Puerto und Umgebung. Leider wurden wir bitter enttäuscht. Selbst zwei Restaurants, die uns als Geheimtips angepriesen wurden und eine wunderschöne Lage außerhalb Puertos hatten, konnten nicht überzeugen. Als ausgewiesene Fischesser bestellten wir natürlich immer wieder Fisch, schließlich befanden wir uns auch auf einer Insel mitten im Atlantik! Immer und immer wieder wurde er uns in der gleichen Zubereitung serviert: Dorade in einem Keramikschälchen schwimmend, in welchem heißes Fett und Knoblauch war. Schade um den Fisch...
Fazit dieser Teneriffareise: Über die Insel selbst kann ich mir kein Urteil bilden, weil ich davon schlicht nichts mitbekommen habe. Es war ein riesiger Fehler, kein Auto zu buchen, denn nur mit einem Mietwagen ist man mobil und bekommt einen besseren Eindruck von der Insel. Puerto de la Cruz ist ein nettes altes Städtchen, welches sich allerdings voll im Griff des Massentourismus befindet. Mich jedenfalls nervt es, wenn mir überall deutsche Speisekarten in die Hand gedrückt werden und ich auf deutsch angesprochen werde. 14 Tage nur hier waren definitiv zu lang. Die Stadt kann man wirklich auch schneller kennenlernen. Auf die Nerven gegangen ist mir auch das Treiben im Hotel, welches wie nach einem Klischee war: da wurden mit Handtüchern morgens in aller Frühe die Liegestühle reserviert, das Warten auf die Öffnung des Speisesaals, die Schlacht am kalten Büfett...