Eine Kurzreise nach Villingen-Schwenningen und den Hegau

Im Zuge einer Geschäftsreise nach Südwestdeutschland und der Schweiz im Oktober 2015 machten wir u.a. Station in der Doppelstadt Villingen-Schwenningen. Doppelstadt insofern, als daß die Stadt künstlich im Januar 1972 im Zuge einer Verwaltungsreform aus den beiden Orten Villingen und Schwenningen hervorgegangen ist.

Die Geschichte der beiden Orte ist grundunterschiedlich und neben einer konfessionellen Grenze verläuft zwischen den beiden ca. acht Kilometer entfernten Teilstädten noch die europäische Wasserscheide und die Grenze zwischen den ehemaligen Ländern Württemberg und Baden.

Die Stadtgeschichte Villingens ist eher bürgerlich geprägt. Knapp 500 Jahre lang war für Villingen die Zugehörigkeit zu Vorderösterreich maßgebend. Erst von 1806 bis 1918 gehörte Villingen zum Großherzogtum Baden. Das württembergische Schwenningen hingegen bewahrte lange Zeit einen eher dörflichen Charakter mit einer ausgeprägten bäuerlich-handwerklichen Tradition. Erst mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert stieg die Einwohnerzahl schnell. Schwenningen entwickelte sich zu einem bedeutenden Zentrum der Uhrenindustrie. Erst 1907 wurde das mit rund 13.000 Einwohnern „größte Dorf“ im Königreich Württemberg (1806 bis 1918) zur Stadt erhoben.

In der Weimarer Republik gehörte Villingen der Republik Baden an, Schwenningen hingegen war dem Volksstaat Württemberg zugeordnet. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurden Baden und Württemberg gleichgeschaltet. Nach dem Zweiten Weltkrieg zählte Villingen vorübergehend zu Südbaden, Schwenningen zu Württemberg-Hohenzollern. Mit dem Zusammenschluß der Länder Württemberg-Baden, Baden (Südbaden) und Württemberg-Hohenzollern gingen Villingen und Schwenningen in dem neuen Bundesland Baden-Württemberg auf. Villingen bildete einen eigenen Kreis, während Schwenningen als „Große Kreisstadt“ Teil des Kreises Rottweil war.

Auf dem Weg von Villingen-Schwenningen nach Süden in die Schweiz durchfuhren wir den Hegau, eine vulkanisch geprägte Landschaft nördlich des Bodensees.

Vor ca. 14 Mio. Jahren im Miozän setzte im Hegaugebiet, das am Schnittpunkt zweier Störungssysteme liegt, ein starker Vulkanismus ein. Der Grund für diese Vulkantätigkeit wird in einer für geologische Verhältnisse schnellen Absenkung des Oberrheingrabens gesehen.
Es bildeten sich rund ein Dutzend Vulkane, durch die eine 100 m dicke Tuffschicht in der Region geschaffen wurde. In der sog. "östlichen Reihe" der Vulkane füllten sich die Vulkankegel mit Phonolithgestein, in der "westlichen Reihe" mit Melilithit (Basalt).
In der Eiszeit (Riß-Kaltzeit vor ca. 150.000 Jahren) wurde die Tuffschicht (und damit die Vulkankegel) durch Eismassen abgetragen, die härteren Phonolith- bzw. Basaltkerne waren jedoch widerstandsfähiger und hielten den Eismassen stand. Diese Kerne sind heute zu sehen.

Villingen


Ein Großteil der inneren Stadtmauer ist in Villingen erhalten geblieben. Im Bild zu sehen ist das Riettor, das westliche Stadttor mit blauem Zifferblatt. Es ist der älteste Stadtzugang und wahrscheinlich im Frühjahr 1233 erbaut.

Ecke Obere Straße / Kanzleigasse: Café Raben mit Bemalung des Hauses durch Albert Säger. Im Hintergrund zu sehen das frühgotische Münster "Unserer Lieben Frau". Dessen Baubeginn war 1120


Münsterbrunnen neben dem Münster 1989 gebaut. Ein Werk des Schwarzwälder Künstlers Klaus Ringwald erzählt die 1000jährige Geschichte der Stadt. Auf dem Bild links zu sehen die Münsterpfarrei.

Das spätgotische Rathaus von 1534.

Häuser an der Niederen Straße

Ehemalige Klosteranlage der Franziskaner aus dem 13. und 18. Jahrhundert, jetzt Franziskanermuseum.

Hegau

Hohenhewen der westlichen Reihe und aus Basalt bestehend. Höhe 846 m und darauf die Ruine Hohenhewen. Der Kegel ist Hausberg der Stadt Engen.

Hohenkrähen der östlichen Reihe und aus Phonolith bestehend. Höhe 643 m. Kleinster, steilster und zugleich markantester Kegel aller Hegauer Vulkane mit der krönenden Ruine Hohenkrähen, einer ehemaligen Raubritterburg.