Ende Mai 2013 verbrachten wir einen Urlaub auf Malta und die Insel ist problemlos in knapp drei Stunden von Deutschland aus erreichbar. Wir flogen mit Air Malta von Düsseldorf nach Valletta und der Flug bot phantastische Ausblicke auf Sizilien von oben.
Das gebuchte 5-Sterne Hotel Phoenicia, einst britischer Kolonial-Prachtbau, ist mittlerweile in die Jahre gekommen und man sollte die Erwartungen nicht zu hoch schrauben. Allerdings ist die Lage direkt an den Toren der Altstadt Vallettas unbezahlbar, so daß über die Unzulänglichkeiten des Hotels hinweggeschaut werden kann und sollte.
Die Hauptstadt des Inselstaates Malta, Valletta, erlaubt es, die ereignisreiche Geschichte des Landes hautnah zu erleben. Aufgrund ihres kulturellen Reichtums wurde Valletta 1980 als Gesamtmonument in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen.
Die Stadt wurde 1566 nach der siegreich überstandenen Belagerung durch die Osmanen gegründet. Benannt hat man sie nach dem Großmeister des Malteserordens, Jean Parisot de la Valette, der den Auftrag zum Bau veranlaßte. Der Orden hatte sich 1530 auf der Insel niedergelassen. Valletta war die erste Planstadt der Neuzeit, welche ausschließlich am Reißbrett entworfen wurde. Kennzeichnend ist, daß alle Straßen rechtwinklig wie ein Gitternetz angelegt wurden.
Die unzähligen Befestigungslagen, welche die Stadt von allen Seiten abschirmen, sind sehr gut erhalten. Die Hauptstraße "Republic Street" ist gesäumt mit Geschäften und immer voll mit Menschen. Dies ändert sich aber schlagartig nach dem Schließen der Läden, dann ist die Stadt menschenleer. Unzählige Häuser und Befestigungen wurden zu interessanten Museen verwandelt, welche die Geschichte der Stadt sowie der gesamten Insel wiedergeben.
Zwischen dem Hotel Phoenicia und dem Eingangstor von Valletta ist ein großer Kreisverkehr, welcher als Haupt-Busbahnhof für Malta genutzt wird, denn alle Busse in ganz Malta fahren nach Valletta. Am Busbahnhof fielen mir sofort die zahlreichen Schwarzafrikaner ins Auge, die sich dort aufhielten. Die Erklärung dazu wurde einige Tage später geliefert.
Rechts und links von den gewaltigen Befestigungsanlagen, frisch restauriert mit EU-Geldern aus dem Regionalfonds (das Stadttor selbst befand sich z.Zt. des Besuches im Endstadium der Restaurierung), befinden sich die einzigen Grünanlagen der dicht bebauten Altstadt: die Hastings- und Upper Barrakka Gardens, die phantastische Ausblicke über die Stadt und die gegenüberliegenden Ufer bieten.
Betritt man die Stadt, fallen sofort die wie Schwalbennester an den Häusern befestigten, hölzernen Balkone ins Auge. Dieses vermitteln der Stadt ein arabisches Aussehen. Die Geschichte der Balkone soll allerdings auf die Briten zurückgehen, die durch den Import von Holz und den Bau der Balkone eine Verbesserung der Wohnsituation anstrebten.
Die Innenstadt ist eng und die anliegenden Häuser recht hoch, so daß die Straßen fast alle schattiert sind. Zum Glück gibt es für Autos eine Zufahrtsbeschränkung, sonst fiele der Verkehr noch dramatischer aus. Die Altstadt ist fußläufig sehr bequem zu erlaufen, denn sie ist nicht sehr groß.
Hauptattraktion der Stadt ist die St. John's Co-Kathedrale. Die Kathedrale, von außen eher unscheinbar, wird gemeinhin als einer der innen am schönsten ausgestalteten Kirchenbauten des Mittelmeerraumes angesehen. Vom Äußeren her vermutet man nicht den enormen Reichtum der Innenausstattung, der eher an eine orthodoxe denn eine katholische Kirche erinnert.
Der Kalksteinbau wurde unter der Federführung des Architekten Gerolamo Cassar in den Jahren 1573 bis 1577 errichtet. Es sollte allerdings noch mehr als einhundert Jahre dauern, bis auch die Innenausstattung und die Schmuckelemente vollendet waren. 1816 wurde die Kathedrale vom damaligen Papst Pius VII. neben der Kathedrale von Mdina zum Zweitsitz (deshalb Co-Kathedrale) des Erzbistums Malta ernannt, um ihre Bedeutung für Land und Stadt auch nach dem Wegzug der Johanniter zu unterstreichen.
Die Kirche, als Hauptkirche des Ordens erbaut, verfügt über insgesamt zwölf Apsiden, von denen sieben durch die einzelnen sogenannten Zungen (= Nationalitäten) des Malteserordens gestaltet worden sind. In den Boden sind auf einer Länge von 58 Metern 375 Grabplatten aus Einlegearbeiten in verschiedenfarbigem Marmor eingelassen, unter denen Ordensritter bestattet wurden. Auch fast alle Großmeister (bis auf zwei) fanden hier ihre letzte Ruhe. Ihre Sarkophage zählen zu den „vollkommensten Kunstwerken des Hochbarock“. Die Mehrzahl befindet sich jedoch in der Krypta. In einer angeschlossenen Galerie ist neben anderen Gemälden „Die Enthauptung Johannes des Täufers“ von Michelangelo da Caravaggio zu besichtigen. Sehr sehenswert ist auch das angeschlossene Museum mit zahlreichen Wandteppichen.
Ebenfalls sehenswert ist der Grand Master's Palace, der z.Zt. unseres Besuches aber nicht geöffnet war. Wir durften aber die wunderschönen Innenhof besichtigen.
Der Grand Master's Palace (Großmeisterpalast) ist das vermutlich prunkvollste Gebäude Maltas. Er wurde im Jahre 1571 nach Plänen von Gerolamo Cassar fertiggestellt und nimmt heute einen ganzen Straßenblock ein. Nachdem Valletta Birgu als Ordenssitz abgelöst hatte, residierten hier zwischen 1575 und 1798 (Eroberung Maltas durch die Franzosen unter Napoleon) 21 Großmeister. Nach der Vertreibung der Franzostsaiaon en durch die Engländer im Jahre 1800 wurde das Gebäude Sitz des britischen Gouverneurs. Seit 1976 ist der Palast Sitz des maltesischen Parlamentes und Amtssitz des Staatspräsidenten. Vor dem Palast standen, nach britischem Vorbild, Wachen, die auch exerzierten. Dies aber in einer Weise, die jedem britischen Soldaten ein Lächeln entlocken würde!
Eine Attraktion der Stadt ist eher unscheinbar: das Casa Rocca Piccola. Dieses adelige Haus war eines der ersten, welches nach der "Großen Belagerung" durch die Türken 1565 in der Stadt entstand. Das Haus, heute immer noch in adeligem Familienbesitz, vermittelt einen hervorragenden Einblick in die Tradition adeliger malteser Familien über 400 Jahre. Unsere extrem engagierte und kompetente Führerin machte diesen Besuch zudem zu einem Erlebnis der besonderen Art.
Nachdem unser Leihwagen nach einigen Tagen "autofreien" Urlaubens zum Hotel gebracht wurde, stand die erste Fahrt an. Es sollte in die alte Hauptstadt der Insel, nach Mdina gehen.
Das Autofahren auf Malta macht nicht wirklich Spaß. Zwar bin ich durch Fahren in vielen Ländern dieser Welt in gewisser Weise abgebrüht, aber die Malteser sind eine Kategorie für sich. Erschwerend kommt hinzu, daß nach guter englischer Tradition links gefahren wird. Mietet man in Valletta das Auto, befindet man sich zudem in der größten Agglomeration der Insel mit miserabler Straßenbeschilderung und -markierung. In rasanten Tempo fahren die Malteser dreireihig in die vielen "round abouts", um dann in ebenso rasanten Tempo - selbstverständlich ohne zu blinken - von der inneren Spur den Kreisverkehr zu verlassen. Im Gegensatz zu den ebenfalls links fahrenden Zyprioten nimmt man auf Malta keine Rücksicht auf langsam fahrendere Touristen... obwohl die Leihwagen auch hier klar erkennbar sind.
Wie klein Malta ist, wurde uns erst so richtig auf der Fahrt bewußt. Bereits nach ca. 30 Minuten hatten wir die Insel zu dreiviertel durchquert und befanden uns in Mdina.
Die Ursprünge der Besiedlung der Stadt gehen in die Bronzezeit zurück, denn schon damals diente der Hügel wegen der strategisch günstigen Lage als Wohnplatz. Nachdem 870 die Araber den maltesischen Archipel erobert hatten, gaben sie der Stadt den heutigen Name Mdina = von Mauern umgebende Stadt. Um sie besser verteidigen zu können, verkleinerten sie den Befestigungsgürtel auf das Stadtgebiet von Mdina. Auch den Johannitern, die sich 1530 auf Malta niederließen, sagte die strategische Lage der Stadt zunächst zu, so daß sie Mdina zu ihrer ersten Residenz erkoren. Da aber bald offensichtlich wurde, daß Malta von der Küste her günstiger zu beherrschen war, mußte Mdina den Hauptstadtstatus an Birgu abtreten. Nunmehr war die Stadt nur noch für den maltesischen Adel von Bedeutung, der hier weiterhin den Sitz seiner Selbstverwaltung, der Università, innehatte. Nachdem Valletta 1571 zur endgültigen Hauptstadt Maltas ernannt worden war, strebte die Inselbevölkerung in die neue Metropole und in Mdina begann ein erheblicher Bevölkerungsschwund.
Heute ist Mdina ein touristisches Zentrum, in dem die Zeit angehalten zu sein scheint. Das mittelalterliche Stadtbild ist geprägt von schmalen Gassen und den aus dem maltatypischen sandfarbenen Kalkstein errichteten Palästen und Kirchen. Man nennt Mdina heute auch die stille Stadt, denn es gibt dort nur ein Hotel und wenige Restaurants, so daß die meisten Besucher noch vor dem Abend die Stadt verlassen, die sich danach nahezu menschenleer präsentiert.
Obwohl wir die Stadt ja in der Vorsaison besuchten, war es schwierig, einen Parkplatz für das Auto zu ergattern. Ich darf mir nicht vorstellen, welche Zustände hier in der Hauptsaison herrschen! Auch möchte ich nicht wissen, wie es ist, wenn sich noch mehr Menschenmassen durch die schmalen Gassen der Stadt schieben. Dieser Kommentar zum Thema "stille Stadt".
Wir parkten vor dem Domus Romana, einem Museum für römische Ausgrabungsgegenstände und betraten die Stadt durch das Greek Gate.