Eine Reise nach Hua Hin und Cha Am in Thailand

Anfang 2001 entschlossen wir uns, den nächsten Urlaub im wenig bekannten Badeort Hua Hin, gelegen an der westlichen Seite des Golfes von Thailand, zu verbringen. Ende Mai ging es ab Frankfurt mit der wie immer exzellenten Quantas Airline non-stop in 10 Stunden nach Bangkok. Es regenete in Strömen - Regenzeit! - und war gleichzeitig mit ca. 30° unangenehm schwülwarm. Der Flughafen war - ebenfalls wie immer - chaotisch. Nach längerem Suchen fanden wir auch den vorabgebuchten Taxifahrer, der uns nach Hua Hin bringen sollte. Zu unserem Erstaunen sprach er ein ganz außergewöhnlich gutes, fast akzentfreies Deutsch, welches er nach eigener Aussage am Goethe-Institut in Bangkok gelernt hatte. Auf unsere Frage, warum er diese außergewöhnlichen Sprachkenntnisse nicht anderes als beim Taxifahren einsetze, sagte er, nach dem Crash vor einigen Jahren läge die thailändische Wirtschaft am Boden und er fände keinen anderen Job...

Nach gut 3 Stunden Fahrt, überwiegend durch strömenden Regen und einem vom Fahrer initiierten Zwischenstop bei einem Café, in dem man "deutschen Kaffee" trinken könne, kamen wir am frühen Abend in Hua Hin an. Die Stadt ist bei Thailändern vor allem als Sommersitz der verehrten Königlichen Familie bekannt, die alljährlich um diese Jahreszeit dem stickigen Bangkok entflieht. Hua Hin ist eine typische thailändische Stadt mit dichtem Verkehr, der sich überwiegend aus den beliebten Kleinmotorrädern zusammensetzt, die von ihren Fahren in atemberaubendem Tempo im Linksverkehr um die fahrenden Autos herum gesteuert werden. Typisch sind auch die vielen kleinen Geschäfte, die die Straßen säumen.

Endlich fuhren wir durch das Portal des historischen Sofitel Central Hotels, welches früher unter dem Namen "Railway" bekannt war und nun der französischen Hotelkette angehört. Die Prospekte hatten nicht zuviel versprochen: Die Lobby bestand aus einer nach beiden Seiten offenen Halle, die - typisch für Thailand - mit Porträts der Königsfamilie geschmückt war. Leider gerät die offene Bauweise seit der Erfindung der Klimaanlage in den Tropen immer mehr in Vergessenheit. Um wieviel angenehmer ist es aber, in eleganten Clubsesseln von einer leichten Brise abends umweht zu werden, statt mit einer Aircondition durchgefrostet zu werden!
An der Rezeption wies man uns das schönste Zimmer des Hotels an, direkt über der Lobby im ersten Stock mit wunderschönem Teakholzboden und einem riesigen Balkon, von dem man einen Blick auf die üppige Gartenanlage hatte.

In den nächsten Tagen gestaltete sich das Wetter als für die Regenzeit typisch durchwachsen. Wolkengußartige, ziemlich kühle Regengüsse wechselten sich mit der Sonne ab, die eine enorme Kraft hatte. Sofort wandelte sich das Wetter in eine kaum erträgliche tropische Schwüle von 30° und 95% Luftfeuchtigkeit. Die Straßen waren oft für Stunden nach solchen Wolkenbrüchen für Fußgänger unpassierbar: genauer gesagt - für europäische Fußgänger, denn die Thailänder liefen sowieso meist nur mit Badelatschen herum und hatten somit auch keine Probleme mit unter Wasser stehenden Straßen.
Jedenfalls wurde unsere Unternehmungsfreude durch das Wetter ganz enorm gebremst und wir planten, diesen Urlaub als reinen Badeurlaub zu verbringen. Leider wurden wir eines Besseren belehrt...

Im Zuge der Erkundung des Hotels besuchten wir natürlich auch den enorm breiten Strand. Wir wunderten uns, daß dort überhaupt keine Hotelliegestühle aufgebaut und Hotelbedienstete zu sehen waren, sondern sich statt dessen viele Einheimische bewegten. Ein Hotelbediensteter erklärte uns, daß alle Strände in Thailand Staatseigentum seien und man von seiten der Hoteldirektion wegen der aufdringlichen fliegenden Händler auf das Aufstellen von Liegestühlen für die Hotelgäste verzichtet habe. Uns war schnell klar, daß man sich aber ohne Sonnenschirm nicht an den Strand legen konnte: weit und breit war kein Baum, der Schatten spenden konnte, in Sicht und die Sonne brannte unerbärmlich. Also beschlossen wir, Liegestühle in der phantastischen Parkanlage des Hotels zu belegen, und von dort ins Meer zum Schwimmen zu gehen. Kaum hatten wir allerdings die Füße ins Wasser gesteckt, fielen uns auch in unmittelbarer Strandnähe Unmengen von Quallen auf, die im Wasser schwammen: wie unappetitlich! Zudem hatte das Wasser eine nicht sehr einladende braune Farbe. Wir verzichteten auf ein Bad und entschlossen uns statt dessen, am Strand entlang zu laufen. Schon nach wenigen Metern fiel uns die erste tote, am Strand liegende Feuerqualle auf, nach einem kurzen Stück folgte die nächste und übernächste. Das konnte doch nicht wahr sein! Im Reiseführer war schließlich nur von einem "gelegentlichen Aufkommen von Quallen" die Rede! Sofort erkundigten wir uns bei der Hotelconcierge, die uns ungerührt erklärte, daß mit der Regenzeit immer die Quallen kämen. Wir waren erschüttert, ein Baden im Meer würde also für die Zeit unseres Urlaubs unmöglich sein - und das bei der schwülen Hitze!

Abends aßen wir meist im wunderschönen offenen Restaurant unseres Hotels oder gingen zum nahegelegenen Hilton oder Marriott. In unmittelbarer Nähe des Hilton lag auch der für Thailand leider unvermeidliche Rotlichtbezirk, allem Vorhandensein der königlichen Familie zum Trotz. Das Viertel bestand nur aus einigen Querstraßen mit den obligatorischen offenen "Bars", an denen die Prostituierten herumhingen. Mangels Touristen und damit auch Kunden um diese nicht sehr einladende Jahreszeit, vergnügten sie sich mit Fernsehgucken und stumpfsinnigen Barspielen. Partout wollten sie uns zu Getränken einladen und riefen ausgerechnet immer mir "hello Madam" hinterher. Ich war genervt, mir reichte schon der Anblick der glücklicherweise sehr wenigen Kunden, die mit den Frauen an den Bars herummachten.

Leider gab es außer dem Rotlichtbezirk abends außerhalb der Hotels nur noch den sog. Nachtmarkt zu besichtigen. Diese für Thailand typischen Nachtmärkte beginnen gegen 19 Uhr, wenn sich die Temperatur etwas abgekühlt hat und umfassen Unmengen an Eß- und Kleidungsständen. Möchte man thailändische Lebensweise kennenlernen, sollte man einen Besuch auf keinen Fall verpassen! Hier bekommt man zum Beispiel einen ganz hervorragenden Einblick in die enorme Vielfalt der thailändischen Küche. Aber Vorsicht! Original thailändisches Essen ist für einen europäischen Gaumen aufgrund der Schärfe kaum genießbar!
Typisch für Thailand ist auch das Thai-Boxen, welches dort mindestens so populär ist, wie bei uns Fußball. Also entschlossen wir uns an einen Abend, zu der lokalen Boxveranstaltung zu gehen. Das Prozedere kannten wir ja schon aus Bangkok: für unsere Ohren sehr gewöhnungsbedürftige schrille Musik kündigte jeweils die Kämpfe an. Die schwächsten Kandidaten, halbe Kinder, starteten zuerst und droschen mit unglaublicher Kraft und Schnelligkeit in mehreren Runden aufeinander ein. Erlaubt ist so ziemlich alles: Schläge, Tritte etc. Je mehr Kämpfe stattfanden, desto besser wurden die Kämpfer, alles ungewöhnlich zähe, durchtrainierte Männer. Mittlerweile hatte sich auch die Hua Hiner Dorfjugend neben den Kampfring geschlichen, mit Billigung des Veranstalters und natürlich ohne Eintritt bezahlt zu haben.

Hauptsehenswürdigkeit Hua Hins ist der historische Bahnhof, im thai-viktorianischen Mischstil erbaut und an der Eisenbahnlinie von Bangkok nach Singapur/ Malaysia gelegen. Das Bahnhofsgebäude erinnert an die historische Bedeutung des Ortes, denn Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckte die Königliche Familie das Dörfchen als Aufenthaltsort für den Sommer. Dadurch fühlte sich auch die High Society nach Hua Hin gezogen, wovon das ehem. Railway Hotel noch ein eindrucksvolles Zeugnis ablegt. Heutzutage genießt Hua Hin bei vielen Bangkokern aufgrund der relativen Nähe zur Hauptstadt große Beliebtheit. Vor allem am Wochenende konnte man die Bangkoker High Socierty in Hua Hin beobachten. Viele hatten sich auch Apartments in den unzähligen Condominiums gekauft, die sich nördlich und südlich von Hua Hin entlang der Küste finden. Allerdings stehen viele der häßlichen Gebäude seit der Wirtschaftskrise vor einigen Jahren halb leer.

Sehenswert in Hua Hin ist auch die am südlichen Ende des ca. 5 km langen Strandes gelegene Tempelanlage Khao Takiab, von der man einen schönen Ausblick hat.

Täglich nachmittags konnten wir auch immer die Ausfahrt der Fischerboote beobachten, die zu ihren nächtlichen Fangfahrten aufbrachen. Am frühen Morgen landeten sie dann ihren Fang am Pier von Hua Hin an - bei der Hitze nichts für empfindliche Nasen!

War das Wetter nicht ganz so schwül, nutzten wir die Zeit des öfteren zu einem Stadtbummel. Vor allem in Nähe der großen Hotel hatten sich unzählige Verkaufsstände und Schneider niedergelassen. Made to measure Schneiderei ist "die" Spezialität Thailands. Kennt man sich mit den Regeln aus, kann man durchaus ein Schnäppchen machen. Mir war vor meinem ersten Besuch in Thailand nicht bewußt, wie viele unterschiedliche Qualitäten von Seide es gibt und "Thai silk" ist längst nicht immer Seide! Gerne wird, wie auch bei den angeblich reinen Wollstoffen, Kunstfaser untergemischt. Mit einem einfachen Test ist dieses allerdings - zum großen Ärger der Händler - herauszufinden: man muß einfach einen Faden anzünden. Seide und Wolle zerfällt zu Asche während Kunstfaser zu einem harten Etwas zusammenschmilzt.

An einem nicht ganz so warmen Tag mieteten wir uns ein Taxi und fuhren zum ca. 30 km nördlich gelegenen Cha Am, welches uns total enttäuschte. Entlang der Strandstraße reihten sich Hotels, die sich bestenfalls in die Kategorie "Mittelklasse" einordnen ließen. Dazwischen kleine Läden wie gewohnt. Der Strand war allerdings noch breiter als in Hua Hin, das Wasser aber von keiner besseren Qualität. Am Strand gab es einige Liegestuhlverleihe, die ihre Stühle aber noch dichter als auf Mallorca üblich drapiert hatten. Wegen des bedeckten Wetters war nicht viel los, man konnte sich aber gut ausmalen, wie voll es hier an einem Wochenende sein würde...
Auf unserem Rückweg zum Hotel benutzten wir diesmal nicht die vierspurige Hauptstraße, sondern versuchten, immer möglichst nah zum Stand zu kommen. Ein schwieriges Unterfangen. Jedenfalls sahen wir zwischen Cha Am und Hua Hin eine Reihe von Condominiums und Hotels, von denen das beste das Dusit Resort war.

Von einem Ausflug zum Kaeng Krachan National Park, der uns überall verkauft werden sollte, sahen wir ab. Zum einen war es uns für solche weiten Ausflüge viel zu heiß, zum anderen lag der Park in unmittelbarer Nähe zu Burma, und niemand konnte uns in der Regenzeit die Malariafreiheit des Areals garantieren.

Unser Fazit der Reise: Wer einen Traumbadeurlaub erwartet, ist sicher in Hua Hin falsch aufgehoben, sondern sollte lieber zu einer der südlich gelegenen Inseln fliegen. Die Stadt ist ganz interessant, hat eine für thailändische Verhältnisse gute touristische Infrastruktur. Ohne Fahrzeug sind viele andere Hotels oder Sehenswürdigkeiten allerdings nicht zu erreichen. Vor der Abreise sollte man sich unbedingt über das gerade vorherrschende Klima erkundigen. In der Regenzeit ist es für viele Unternehmungen schlicht zu schwül und man kann nicht im Meer baden. Immer wieder empfehlen würden wir das Sofitel Central Hotel, das nach wie vor das erste Haus am Platze ist.