Reisen nach Madeira

Bislang war ich zwei Mal auf Madeira, da uns der erste Aufenthalt so gut gefallen hatte.
Ende September 2013 und im Juni 2014 erreichten wir nach einem gut vierstündigen Flug die Hauptstadt von Madeira, Funchal. Schon der Anflug vermittelte einen Eindruck von den sehr hohen Bergen im Landesinneren. Das geographisch gesehen zu Afrika gehörende Madeira ist seit 1976 eine autonome Republik Portugals. Die Insel liegt ca. 600 km von Afrika entfernt auf der geographischen Höhe von Casablanca und ist, genau wie die Kanaren, die noch 400 km weiter südlich liegen, vulkanischen Ursprungs.

Neben Madeira gehören noch Porto Santo und die unbewohnten Ilhas Desertas zum Archipel. Sie alle bilden die Spitzen großer Vulkanberge, die sich vom Meeresboden erheben und über die Wasserfläche ragen. Heute gibt es allerdings keine vulkanischen Aktivitäten auf Madeira und den Nachbarinseln mehr. Der Pico Ruivo ist mit 1862 m (über dem Meeresspiegel) der höchste Berg und da Madeira nur 57 km lang und 22 km breit ist, erscheinen die Berge um so schroffer. Der Reiz der Insel liegt in diesem Kontrast: Meeresküste und Hochgebirge befinden sich auf engstem Raum.

Die Fluglandung erfolgte bei starkem Seitenwind knapp entlang der schroffen Berge. Später sollten wir feststellten, daß sich ein Teil der Landebahn auf Betonpfeilern über der Schnellstraße und im Meer befand.

2013 erreichten wir bei starkem Regen aber über 20 Grad Außentemperatur über die am und in den Berghang gebaute Schnellstraße nach gut 20 km unser in Funchal gebuchtes Hotel Quinta Bela São Tiago. Quinta würde man auf spanisch mit Finca übersetzen, es handelt sich um einen (ländlichen) Herrensitz. Das sehr schöne Hotel liegt am Berghang mit traumhaftem Blick über den Hafen von Funchal und ist fußläufig von der Innenstadt gelegen. Auch 2014 wählten wir wieder dieses Hotel.

Funchal

Von den etwa 25.0000 Einwohnern Madeiras leben etwa zwei Drittel in der Hauptstadt. Funchal erhielt seinen Namen von den ersten Siedlern im 15. Jahrhundert wegen des vielen hier wachsenden wilden Fenchels (port. Funchal). Die Inselmetropole avancierte bereits im 15. und 16. Jahrhundert zu einem attraktiven Ort und wurde Klein-Lissabon genannt. Alle Großgrundbesitzer der Insel besaßen hier einen Stadtpalast und auch italienische und flämische Kaufleute siedelten sich an und erwarben mit dem Zuckerexport riesige Vermögen. Später kamen englische Weinhändler hinzu und bestimmten schon bald das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben. Somit verwundert es wenig, daß sich in Funchal zahlreiche Kirchen, Paläste und Befestigungsanlagen aus mehreren Jahrhunderten finden.

In der Altstadt (Zona Velha) sollte unbedingt der täglich außer sonntags geöffnete Mercado dos Lavradores (Bauernmarkt) besucht werden.

Am westlichen Ende der Altstadt findet sich die Igreja do Socorro. Der Vorplatz bietet einen wunderschönen Ausblick über das Meer, die Steilküste mit einer unten liegenden Felsbadeanstalt sowie das Fortaleza São Tiago von 1767. Einen ausgezeichneten Einblick in die Geschichte der Insel bietet das Madeira Story Center. Es liegt direkt am Jardim do Almirante Reis, einer großen Freifläche am Meer, in der sich auch die Talstation der zum botanischen Garten fahrenden Seilbahn befindet. Die Altstadt durchzieht die Rua de Santa Maria, die "Freßmeile" der Stadt, wo sich Restaurant am Restaurant reiht.

Die Innenstadt (Baixa) Funchals hat einen anderen Charakter als die Altstadt. Hier finden sich zwei Flanierzonen: die Uferstraße Avenida do Mar mit Blick auf den Kreuzfahrthafen, in dem täglich irgendein großer "Pott" festmacht, und die innerstädtisch verlaufende Prachtallee Avenida Arriga. An letzterer liegen zahlreiche Freiluftcafés, wie z.B. das Ritz mit wunderschönen Azulejobildern (Kacheln) an der Fassade, als auch der städtische Park. Eine Besichtigung wert ist zudem die Old Blandy Wine Lodge, die Weinkellerei der Familie Blandy, die aus dem Jahre 1517 stammende Kathedrale,

der Palácio de São Lourenço am Hafen und der Bereich rund um den Kolumbusplatz. Da die Innenstadt sehr überschaubar ist, sind alle Sehenswürdigkeiten völlig problemlos zu Fuß zu erreichen.

Die Quinta das Cruzes liegt oberhalb des Zentrums von Funchal und ist ein historisches Herrenhaus, das einst die offizielle Residenz von João Gonçalves Zarco war (Zarco war im 15. Jahrhundert Legatskapitän [Gouverneur] der westl. Inselhälfte). Heute ist das Haus ein Museum mit einer großen Auswahl an dekorativer Kunst und Antiquitäten aus dem 17. und 18. Jahrhundert und man bekommt einen guten Einblick darin, wie die feine Inselgesellschaft zu dieser Zeit lebte. Geradezu atemberaubend ist in die Sammlung von Silbergegenständen im Untergeschoß! Das Haus ist umgeben von einem herrlichen Garten mit einer Vielfalt an exotischen Blumen, Bäumen und anderen Pflanzen sowie einem kleinen archäologischen Park.

Von der Quinta aus kann man bequem zu Fuß die Straße Richtung Innenstadt herunterlaufen. An der Straße befinden sich zudem noch einige andere Sehenswürdigkeiten wie das Centro Cívico Cultural, das Convento de Santa Clara, das Casa Museu F. de Freitas, das Museu de História Natural do Funchal und die Irgeja do Colégio.

Cabo Girão

Nachdem wir uns die Innenstadt Funchals ausgiebig angeschaut hatten, fuhren wir mit dem Leihwagen zu einem Highlight der Insel: dem Cabo Girão an der Westküste.

Das Cabo Girão zählt mit etwa 580 m zu den höchsten Steilküsten der Welt. Auf der Fahrt von Funchal nach Westen ist die prägnante Felsklippe schon von weitem aus zu sehen. Die beste Aussicht hat man von der Bergstation des Teleférico do Rancho, einer Seilbahn für Landwirte, die bis an den Fuß des Kaps reicht. Dort befindet sich nämlich ein schmaler Küstenstreifen aus Abbruchmaterial, der landwirtschaftlich genutzt wird - ein Indiz für den extremen Mangel an landwirtschaftlicher Fläche auf der Insel. Unmittelbar neben der Seilbahn findet sich ein kleines Restaurant sowie eine Aussichtsterrasse direkt an der Abbruchkante. Da die Gesteinsformationen unterhalb der Plattform nicht einsehbar sind und die unten liegenden Felder auf Boden bewirtschaftet werden, der sich irgendwann schließlich auch mal oben an der Klippe befand, habe ich mich nicht lange aufgehalten. Ziemlich verwunderlich, daß eine solche Terrasse hier genehmigt wurde.

Wir machten kehrt und steuerten auf der Rückfahrt Câmara de Lobos an, dem wohl bekanntesten und ältesten Fischerort Madeiras. Berühmt wurde das Dörfchen durch einen Aufenthalt Winston Churchills 1950.
Das Städtchen ist zweigeteilt: rund um den kleinen Hafen mit seinen bunt bemalten Fischerbooten befindet sich der alte Ortskern. Wendet man sich nach Westen, so wurde der Ort dort radikal modernisiert. Ich bin mir nicht sicher, was die Einheimischen von den ultramodernen Gebäuden dort halten...

Die Rückfahrt Richtung Funchal führte uns auch durch das sogenannte Hotelviertel der Insel. Dieses ist aber, im Gegensatz zu den Pendants auf den Kanarischen Inseln oder Mallorca, überschaubar. Madeira ist eben keine Bade-Destination!