Ein Tagesausflug nach Big Island Hawaii

Zwischen 1993 und 2004 war ich bislang insgesamt fünfmal auf O'ahu, um dort Urlaube zu verbringen. Detaillierte Infos zu den Reisen findet man hier.


Im Januar 1995 entschloß ich mich, einen der günstigen Tagesausflüge von O'ahu nach Big Island zu unternehmen. Der Transfer vom Hotel zum Flughafen Honululu, der gut einstündige Flug nach Hilo sowie ein Leihwagen inkl. Versicherung kostete damals nur sagenhafte 99 $.

Morgens sehr früh wurde ich vom Hotel in einem Shuttlebus abgeholt und zum Domestic Airport von Honolulu gebracht. Nach kurzer Wartezeit ging es an Bord des zweistrahligen Jets der Aloha Airlines. Der Flug bot wunderschöne Ausblicke auf die Südküste von O'ahu, führte an Lanai und Molokai vorbei, bis man schließlich im Morgengrauen den Gipfel des mehr als 4000 m hohen Mauna Kea Berges auf Hawaii sehen konnte, der über den Wolken im Sonnenlicht glänzte.

Leider war das Wetter in Hilo alles andere als ansprechend, denn ein feiner Nieselregen empfing uns am Flughafen. Beim Autoverleih erwartete mich ein Shock: ein unfreundlicher Mitarbeiter eröffnete mir, daß das einzige Auto, welches er noch habe, ein 8-sitziger Van sei. Das konnte doch nicht wahr sein! Sollte ich tatsächlich mit einem solchen Monstrum auf der Insel herumkurven? Bin blieb letztlich nichts anderes übrig.

Um die limitierte Zeit zu nutzen, hatte ich vorab einen Besichtigungsplan aufgestellt und absolute Priorität hatte die Besichtigung des Hawaii Volcanoes National Parks. Los ging es vom Flughafen auf einem gut ausgebauten Highway die 45 Km in die Berge. Am Eingang des National Parks war das übliche Eintrittsgeld für Besucher und Fahrzeug zu entrichten und kurz darauf erreichte ich das sehr informative Kilauea Visitor Center. Im Center kann man sich ausgezeichnet über die Entstehung der Vulkane, ihre momentanen Aktivitäten etc. informieren. Wie immer gibt sich der National Park Service die größte Mühe, die Parkbesucher zufrieden zu stellen.

Vom Visitor Center folgte ich dem gut 17 Km langen Crater Rim Drive, der sich entlang des Kraterrandes der Kilauea Kaldera schlängelt und spektakuläre Ausblicke gewährt. Unter einer Kaldera versteht man übirgens einen eingebrochenen Vulkankegel, der in diesem Fall den enormen Durchmesser von 3 Km einnimmt. Besonders vom Kilauea Overlook und vom am Westrand gelegenen Jaggar Museum hat man spektakuläre Aussichten auf die Kilauea Kaldera und den darin befindlichen Krater des 1974 ausgebrochenen Halema'uma'u. . Letzteren kann man allerdings am besten vom Halema'uma'u Overlook betrachten, den man nur zu Fuß über einen Schotterpfad erreichen kann. Wanderer haben sowieso die Möglichkeit, die Kaldera zu Fuß zu durchlaufen.

Am südöstlichen Rand der Kaldera zweigt von dem Crater Rim Drive die Chain of Craters Road ab, deren Länge (es ist eine Sackgasse) hin- und zurück 80 Km beträgt. Vor dem Befahren der Straße sollte man sich unbedingt darüber informieren, ob sie befahrbar ist, da sie in der jüngeren Geschichte häufiger von Lavaflüssen zerstört wurde. Dei Straße schlängelt sich durch Areale, die in den 1970er Jahren von Lava bedeckt wurden. Rechts und links der Straße kann man ausgezeichnet beobachten, wie die Natur dies Mondlandschaft wieder erobert: in Spalten und Ritzen des gehörteten Lavastroms hatten sich auf angewehtem Sand bereits wieder die ersten Pflanzen niedergelassen. Die Straße ist spektakulär, sie führt an vielen kleinen Vulkankratern, druch wüstenartige Lavafelder und Areale üppoger Vegetation.

Stetig steigt die Straße hinab Richtung Küste. Etwa auf halben Wege zum Meer hat man an einer Stelle einen unglaublichen Ausblick auf eine wüstenartige Landschaft, die Küste und den Pazifik. Endlich erreichte die Straße die Küste und folgte ihr Richtung Osten. Ursprünglich konnte man hier weiter zur Ostküste und zurück nach Hilo fahren. Fortgesetzte Lavaströme aus dem Pu'u O'o Vulkan blockieren aber seit den 1980er Jahren die Durchfahrt.

Einige parkende Autos und Warnschilder markierten nach ca. 6 Km das Ende der Straße: über die Fahrbahn hatte sich meterhohe erkaltete Lava geschoben. Schilder markierten einen Fußweg über die Lava und zusätzlich zeigte mir ein Ranger, wo ich entlang gehen konnte. Schon nach kurzem Weg merkte ich eine enorme Hitze unter meinen Füßen, wußte erst gar nicht, wo diese herkam. Auf einmal sah ich den Auslöser: glühende Lava, die extrem langsam den Berg herunterfloß, deren Oberfläche schnell erkaltete, wo unter dieser abgekühlten Schicht die Lava aber weiterfloß. Ich war sprachlos. In den sonst so auf Sicherheit bedachten USA ließ man Touristen bis auf wenige Zentimeter an fließende Lava - es war unglaublich. Bald tänzelte ich auf der Lavaoberfläche herum, weil ich die Hitze nicht mehr an meinen Füßen ertrug, konnte mich an dem Schauspiel aber gar nicht sattsehen. Das war Vulkanismus live und keine trockene Geographievorlesung!

Ein Ranger machte mich auf eine weiteres Schauspiel aufmerksam. An der Stelle, an der die glühende Lava ins Meer floß, stiegen Nebelwaden auf, die aus der Verdunstung des Meerwassers entstanden.

Leider mußte ich angesichts der vorrückenden Zeit weiter, schließlich wollte ich noch andere Sehenwürdigkeiten anschauen. Die nächste befand sich gleich am Rückweg, an der Stelle, wo die Straße von der Küste wieder hinauf in die Berge führte. Bei Pu'u Loa findet man nämlich die größte Ansammlung urgeschichtlicher Petroglyphen auf Hawaii. Nach einem kurzen Fußweg weg von der Hauptstraße fand ich viele Felssteine, in die die verschiedensden Figuren und Symbole geritzt waren. Sehr eindrucksvoll!

Nach einiger Zeit erreichte ich wieder den Crater Rim Drive und bog nach rechts Richtung Haupteingang ab. Dort wechselte unvermittelt das Landschaftsbild: statt öder Kraterlandschaften nun dichter Regenwald. An einer Stelle kann man auf einem Fußpfad durch einen Wald aus Baumfarnen in den alten Lavatunnel Thurston Lava Tube vordringen. Ein Stop ist unbedingt empfehlenswert!

Zurück ging es dann über den Highway nach Hilo, von dort über den Küstenhighway 19 weiter nach Norden. Nach ca. 10 Km zweigt rechts der Pepe'ekeo Scenic Drive ab, den man unbedingt befahren sollte. Auf 6,5 Km fürht er durch tropische Wälder, verschlafene Ortschaften und eröffnet spektakulöre Blicke auf den Ozean. Kurz nachdem man den Highway wieder erreicht hat, biegt links eine Straße in die Berge ab, die zum Akaka Falls State Park führt. Von einem Parkplatz aus schlängelt sich ein etwa halbstündiger Rundweg durch üppigen tropischen Regenwald in seiner ganzen Vielfalt. Man weiß gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll! Absoluter Höhepunkt des Parks sind die 120 m hohen Kahuna und die 135 m hohen Akaka Wasserfälle, die in einen grün umrankten Gebirgsteich hinabstürzen.

Da es leider schon abends war, mußte ich mich auf den 30 km langen Rückweg zum Flughafen nach Hilo machen. Trotzdem nutzte ich verbliebene Restzeit zu einem Abstecher auf die den Bergen zugewandte Seite des Highways. Mit einer guten Karte bewaffnet hatte ich mir einen Rundweg herausgesucht, der wieder auf den Highway mündete. Die Fahrt war allerdings haarsträubend, der große Van für die Schotterpiste so gar nicht geeignet. Eigentlich hätte ich mit dem Fahrzeug die Streckt laut Mietvertrag gar nicht fahren dürfen. Trotzdem wurde ich durch sehenswerte Eindrücke entschödigt. So kam ich an einer Blumenplantage vorbei, bei der alle Blüten auf dem Feld in kleinen Hüllen steckten. Ein smalltalk mit dem netten Farmer erklärte das Phänomen: es handelte sich um die Bird of Paradise genannten Blumen, die sehr empfindlich sind. Um sie zu schützen, werden sie verpackt. Der Farmer sagte auch, daß er die Pflanzen in erster Linie auf das amerikanische Festland liefere.

Leider mußte ich noch das Flugzeug zurück nach O'ahu erreichen, welches mich nach einer guten Stunde Flug wieder sicher in Honolulu absetzte. Die Tagestour war sehr anstrengend aber außergewöhnlich sehenswert. Big Island unterscheidet sich enorm von O'ahu und vor allem die Bereiche mit aktivem Vulkanismus sind unvergleichlich!


Literaturempfehlungen:


- Allen, Helena G.: The betrayal of Liliuokalani. Last queen of Hawaii 1838-1917, Honolulu 1982 (Hochinteressante Biographie der letzten Hawaiianischen Königin)
- Nelles, Günter (Hrsg.): Hawaii. München 2. Aufl. 1993 (= Nelles Guides)
- Riedel, Burkhart et al.: Hawaii. München 1999 (Polyglott Reiseführer)