Eine Reise nach Kopenhagen

Um im August 2003 der Hitze in Deutschland von über 37° zu entfliehen, buchten wir ganz kurzfristig eine Reise nach Kopenhagen. Leider waren alle Direktflüge vom unserem Heimatflughafen nach Kopenhagen schon ausgebucht, so mußten wir den Umweg über Frankfurt nehmen. Trotzdem waren wir mit den Maschinen der Eurowings und Lufthansa schnell an unserem Zielort. Nach einigem Suchen fanden wir dann im Flughafen von Kopenhagen auch den Bahnhof, von wo aus es in nur etwa 15 Minuten zum Hauptbahnhof Kopenhagens ging, der mitten in der Stadt liegt.

Bereits in Sichtweite des Bahnhofs lag unser vorab gebuchtes Hotel, das Radisson SAS Royal, 1960 vom berühmten Designer Arne Jacobson entworfen und originalgetreu erhalten. Hierbei handelt es sich um eines der wenigen Hochhäuser im Stadtzentrum von Kopenhagen. Von unserem Zimmer im 4. Stock konnten wir direkt in die Parkanlagen des Tivoli schauen!

Abends entschlossen wir uns, in dem in unserem Hotel in der 20. Etage gelegenen Gourmetrestaurant Alberto K. zu essen, wo sowohl Essen als auch Ausblick phantastisch waren. Anschließend wollten wir uns noch etwas die Füße vertreten und passierten den Eingang des Tivoli, das immer noch geöffnet war und vor dem sich Menschen drängten. Weiter ging es zur Haupteinkaufsstraße Strøget. Bei 27° Außentemperatur herrschten an diesem Freitag abend sowohl auf dem riesigen Rathausvorplatz als auch auf der Strøget mediterranes Flair. Straßenmusikanten, Zauberer, Gaukler und eine Vielzahl Menschen beherrschten das Bild. Es war mehr als eindrucksvoll!

Am nächsten Tag konnten wir uns die Szenerie auf der Strøget ("Strich") bei Tageslicht anschauen: auf 1,8 Kilometern reihten sich in der Fußgängerzone alteingesessene Läden, Boutiquen, Kaufhäuser, Cafés und Kneipen aneinander, häufig untergebracht in liebevoll restaurierten Häusern. Die zahlreichen Straßencafés waren voll besetzt. Am Ende der Strøget bestaunten wir das Hotel d'Angeleterre, eines der ältesten Grandhotels der Welt. Auf dem direkt davor gelegenen Kongens Nytorv Platz fand ein kleiner Flohmarkt statt.

Vom Platz geht die Straße Nyhavn ab, eine "der" Attraktionen Kopenhagens! Alte Fischerei- und Handelskontore reihen sich, ebenfalls liebevoll restauriert, aneinander, in fast jedem eine Kneipe untergebracht mit Blick auf den kleinen historischen Stichkanal. Straße und Straßencafés waren bestens besucht. Am Pier lagen einige historische Fischerboote, die teilweise auch als Restaurants genutzt werden. Vom Anfang des Kanals startete auch ein Großteil der Ausflugsboote zu Hafenrundfahrten, die bei dem phantastischen Wetter voll ausgebucht waren.

Unser Ziel hingegen war - natürlich - die kleine Meerjungfrau. Also gingen wir weiter nach Norden, vorbei an den riesigen Fähren nach Norwegen und Bornholm, entlang der Hafenpromenade, die durch eine lebensgroße Kopie von Michelangelos David geschmückt ist, durch den Churchill Park bis wir endlich die kleine, 1913 entstandene Bronzestaue sahen. Den langen Weg dahin bei der Hitze hatten wir gründlich unterschätzt. Die Statue an sich ist ziemlich unscheinbar und wurde von einer Menge von Bustouristen belagert, die alle möglichen Verrenkungen unternahmen, um mit der Figur photographiert zu werden.

Wir hingegen gingen zurück zum schattigen Churchill Park, wo wir vor der englischen St. Albans Church erst einmal eine Rast einlegten. Von dort ging es weiter zum Schloß Amalienborg, dem Sitz der Königin. Um den achteckigen Amalienborg Schloßplatz gruppiert sich das Rokoko-Palais. Die armen Wachen standen bei der Gluthitze mit ihren Bärenfellmützen und historischen Uniformen Wache. Gerade noch bekamen wir den "kleinen Wachwechsel" mit, der immer dann abgehalten wird, wenn die Königin nicht anwesend ist. Im Schloß selbst kann man das Glücksburg-Museum besuchen mit Wohnräumen der Königin Louise, die im typisch überladenen und verstaubten viktorianischen Stil eingerichtet sind.

Von dort ging es weiter zur in Sichtweite liegende Marmorkirche, die mir ihrer enormen Kuppel von 46 m Höhe imponierte. Langsam machten wir uns wieder auf den langen Weg zurück zu unserem Hotel. In einer Seitenstraße der Strøget sahen wir dann noch das bekannte "Museum Erotica" und statteten ihm einen recht amüsanten Besuch ab.

Abends stand der Besuch ein einem weiteren Gourmetrestaurant an, dem von Michelinsternen hochdekorierten "Era Ora" in Christianshavn, wo wir mit dem Taxi hinfuhren. In einem alten, unscheinbaren Haus hatte sich dieser Edelitaliener etabliert. Wegen des schönen Wetters hatten wir Gelegenheit, im Innenhof des Restaurants zu sitzen, wo uns eröffnet wurde, daß er nur ein gesetztes Menü gäbe. Nun gut, ein Preis wurde aber nicht genannt. Zwei Stunden und 14 Gänge später wurde uns dann die Rechnung präsentiert: umgerechnet 300 Euro für das Essen und eine Flasche Wein! Das war nun doch schon reichlich unverschämt, Sterne hin oder her.

Nach diesem desillusionierenden Erlebnis beschlossen wir, uns am nächsten Tag das 1843 eröffnete Tivoli anzuschauen. Das Tivoli ist der wohl älteste Vergnügungspark der Welt und erfreute sich an diesem sonnig warmen Sonntag Mittag eines regen Besucherstromes. Der Park ist eine Mischung aus Rummel und Restaurantmeile mit historischen Aspekten wie beispielsweise dem chinesischen Turm und Dänemarks meistbesuchte Sehenswürdigkeit. Wir schauten uns alle Attraktionen in Ruhe an und machten uns anschließend auf den Weg zum 1907 gebauten Christiansborg Palast, der Sitz des dänischen Parlamentes sowie vieler Ministerien und des höchsten Gerichtes ist.

Nach einem langen Fußmarsch, u.a. über eine Klappbrücke, erreichten wir dann den Stadtteil Christianshavn und dort auch die 1971 auf Teilen der Befestigungsanlagen Nyyværk gegründete Freistadt Christiania. Das von Hausbesetzern und Aussteigern gegründete Christiania ist heute eine alternative Kleinstadt mit ca. 850 festen Einwohnern, die sich vom Staate Dänemark losgesagt haben und auch keine Steuern bezahlen. Vom Staat wird Christiania toleriert, es wird nur auf einem Anschluß aller Gebäude an das Abwassersystem bestanden. Christianitter vertreten u.a. den Standpunkt, daß Cannabisprodukte zu legalisieren seinen, so sind in der "Pusher street" Haschischplatten offen zu erwerben. Der ganze Bereich machte einen ungepflegten, doch sehr alternativen Eindruck. Trotzdem gab es Touristen zuhauf. Wir nutzen den Besuch zu einem Gang über die historischen Befestigungsanlagen, die zur Wasserseite einen romantischen Blick auf das Gewässer Stadsgraven freigab. Eine Oase in einer großen Stadt!.

Um den Rest des Tages zu nutzen, ließen wir uns mit dem Taxi zum Botanischen Garten bringen, dessen Gewächshäuser mich sofort an die im Londoner Kew Garden erinnerten. Erstaunlicherweise war der Eintritt zum Garten frei und wir nutzten die Wege für einen wundnerschönen Spaziergang. Weil noch Zeit war, überquerten wir eine Straße und befanden uns schon vor dem Eingang zum Schloß Rosenborg, einer "der" Attraktionen Kopenhagens aus dem 17. Jahrhundert. Hier werden nicht nur die dänischen Kronjuwelen aufbewahrt, sondern das Schloß ist mit seinen drei Etagen komplett zu besichtigen und mehr als eindrucksvoll. Im obersten Stockwerk befindet sich u.a. der Thronsaal der Könige. Direkt hinter dem Schloß liegt der wunderschöne Schloßpark mit uraltem Baumbestand.

Abends hatten wir dann einen Tisch im Grandhotel d'Angleterre reserviert, welches sehr schön war. Leider war des Essen nicht entsprechend, schade...

Unseren letzten Tag in Kopenhagen nutzen wir zu einem Besuch im etwas außerhalb gelegenen Zoo, der mich allerdings nicht überzeugte. Der Zoo ist in einem Park gelegen und durch eine breite Straße durchtrennt. Die beiden Parkteile sind durch einen Fußgängertunnel unter dieser Straße verbunden, wobei der südliche Zooteil schon einen besseren Eindruck machte. Im nördlichen dominierte noch für meinen Geschmack zu sehr der Beton. Im Anschluß an den Zoobesuch gingen wir zum direkt nebenan gelegenen Schloß Frederiksberg, welches aber nicht zu besichtigen ist. Der Park hingegen ist für die Öffentlichkeit geöffnet und sehr weitläufig. Hier kamen wir mit einem netten älteren Kopenhagener ins Gespräch, der gut Deutsch konnte.

Leider mußten wir uns nachmittags schon wieder auf den Weg zum Flughafen machen, wo es diesmal via München zurück nach Hause ging.

Fazit: Kopenhagen ist eine sehr schöne Stadt mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten, die fast alle bequem zu Fuß von der Innenstadt aus erreichbar sind. Eintrittspreise für Sehenswürdigkeiten und Lebenshaltungskosten sind allerdings happig. Die Stadt liegt nur eine gute Flugstunde von Deutschland entfernt und hat sich uns bei strahlendem Sonnenschein von der besten Seite präsentiert.


Literaturempfehlung:


- Klüche, Hans: Dänemark. Köln 3. Aufl. 2001 (= DuMont richtig reisen)