Zwischen 1993 und 2004 war ich bislang insgesamt fünfmal auf O'ahu, um dort Urlaube zu verbringen. Detaillierte Infos zu den Reisen findet man hier. Einmal bin ich ebenfalls zu einem Tagesausflug nach "Big Island" Hawaii geflogen.
Im Januar 2004 entschloß ich mich zu einer Tagestour nach Maui. Nicht nur, daß es äußerst schwierig geworden war, überhaupt noch einen Tagestrip zu buchen, auch die Preise für Aloha Airlines waren ganz schön in die Höhe gegangen. Trotzdem wollte ich diesmal unbedingt Maui besuchen.
Also hieß es morgens um 5 Uhr raus aus den Federn und mit unserem Wagen ab zum Flughafen Honolulu, wo der Flieger der Aloha Airlines pünktlich um 7.15 Uhr abhob, nachdem alle Passagiere selbst für diesen 25-Minuten-Hüpfer gründlichst gefilzt worden waren. Bei der Ankunft am Flughafen von Kahului war es noch empfindlich kalt, so waren wir froh, endlich in unserem vorab gebuchten Mietwagen sitzen zu können.
Hauptziel unseres Besuches auf Maui sollte der Haleakala-Berg sein. Von der sonst beliebten "Road to Hana" (pittoreske Strecke entlang der Nordküste) hatte man uns aufgrund der vorhergegangenen sintflutartigen Regenfälle massiv abgeraten. Niemand konnte evtl. auftretende Erdrutsche ausschließen...
Los ging es also vom Flughafen in Richtung des höchsten Berges der Insel. Die fruchtbare Ebene, die wir auf dem Highway 37 durchquerten, bot ein ganz anderes Bild als Oahu. Hier gab es noch riesige Zuckerrohrfelder und Ananasplantagen. Nun erklärte sich für mich auch, warum wir beim Frühstück immer "cane sugar" aus Maui bekamen! Bei Pukalani zweigten wir links auf den Haleakala Highway ab, der sich schon langsam in die Höhe wand. Nach einem weiteren Abzweig links auf die Crater Road 378 wußten wir, daß es auf den höchsten Berg gehen sollte: eine Serpentine folgte der anderen und wir schraubten uns langsam aber sicher in die Höhe. Ständig kamen uns Gruppen von Radfahrern auf Mountainbikes entgegen, die sich augenscheinlich Räder geliehen hatten und den Berg herunterrollen ließen. Immer wieder hielten wir an und genossen atemberaubende Ausblicke auf die Nordküste Mauis, die nun in der Morgensonne erstrahlte. Nach ca. einer Stunde Fahrt hatten wir dann endlich das Eingangstor zum Nationalpark erreicht, wo wir unseren Obolus von 10 $ entrichteten. Nach einer weiteren halben Stunde Fahrt hatten wir dann auch das Visitor Center passiert und standen endlich auf dem Parkplatz unterhalb des 3055 m hohen Pu'u'ula'ula Kraterrandes. Einige Stufen höher hatten wir dann wirklich den höchsten Punkt der Insel erreicht.
Beim Haleakala handelt es sich um eine Caldera, d.h. einen eingestürzten Vulkan, deren Größe von 12 x 4 Km zu den größten der Welt zählt. Einst war der Berg ca. 3600 m hoch und vor gut 200 Jahren fand der letzte Ausbruch statt. Die Landschaft ist einzigartig und erinnert so sehr an die des Mondes, daß die amerikanischen Astronauten vor ihren Flügen im Haleakala trainierten. Im Krater selbst finden sich eine Reihe von kleineren Vulkankegeln, die die Landschaft noch pittoresker aussehen lassen.
Der Pu'u'ula'ula Overlook ist der höchste Punkt des Kraterrandes und bot uns nach Süden einen phantastischen Blick (bei glücklicherweise sehr klarem Wetter) bis zu den schneebedeckten Höhen des Mauna Kea und Mauna Loa auf Big Island Hawaii. Der Wind, der dort oben wehte, war empfindlich kalt und wir freuten uns über die verglaste Aussichtshütte, die man dort gebaut hatte. Ebenfalls zu sehen war die Science City, eine Ansiedlung mit Wissenschaftlern, die mit riesigen Teleskopen den Himmel beobachten. Am Parkplatz des Lookouts und in der Umgebung sahen wir auch die berühmteste Pflanze Mauis, das seltene Silberschwert.
Das etwas tiefer gelegene Visitor Center bot zwar einen schönen Ausblick über die Caldera, war aber ansonsten im Vergleich mit anderen Nationalpark Visitor Centern enttäuschend. Auf dem Parkplatz präparierten sich schon wieder Gruppen von Mountainbikern für den Weg nach unten. Gerät man mit dem Auto zwischen eine solche ca. 10köpfige Gruppe hat man für die Abfahrt schlechte Karten, denn ein Überholen ist nicht möglich. Wir hatten Glück und somit freie Fahrt. Glück hatten wir auch mit dem Wetter gehabt. Schon als wir der Caldera den Rücken kehrten, zogen in der Ferne langsam Wolken auf, die den Ausblick trübten...
Da wir eine Abfahrt verpaßten, mußten wir wieder den ganzen Weg bis Kahului zurück von dort nach Süden. Das Tiefland zwischen den beiden höchsten Bergen der Insel Puu Kukui und Haleakala durchquert der mehrspurige Highway 380 bis wir endlich die Südküste erreichten. Erstes Ziel war der Papawai Point Lookout, von dem aus man angeblich Wale beobachten könne. Nach unserer fehlgeschlagenen Whale watching Tour einige Tage vorher auf Oahu wollte ich nun diesmal doch unbedingt die Buckelwale sehen - und richtig, man konnte die Wale von Land aus mit bloßem Auge sehen. Ich konnte es nicht fassen! Die Tiere bewegten sich in unterschiedlicher Entfernung von der Küste, schwammen hin und her, wie man unschwer an den Blasfontänen sehen konnte. Dann und wann sah man auch eine Schwanzflosse oder auch einen Rücken aus dem Wasser schauen. Ich war fasziniert, auch wenn wir kein spektakuläres breaching, d.h. aus dem Wasser Springen sahen!
Weiter ging es an Westküste nach Norden, vorbei an einsamen, schmalen Sandstränden, die irgendwie an die Westküste Oahus erinnerten. Zur rechten Hand sah man die Berghänge des Puu Kukui, immerhin auch 1764 m hoch. Endlich erreichten wir den wohl "historischten" Ort Mauis, Lahaina. Das Städtchen steht noch ganz in der Tradition des Walfangzeitalters. Von ca. 1810 bis 1940 rasteten jeden Winter Hunderte von Walfangschiffen, deren Besatzungen sich an Land vergnügten, was wiederum Heerscharen von Missionaren auf den Plan rief.
Ein Gang entlang der Front Street führt zu allen Sehenswürdigkeiten des Ortes: der gewaltige, 1873 gepflanzte Banyanbaum, die Überreste des alten Lahaina Forts, der Segelschiff-Frachter Carthagian und das älteste Haus Lahainas (Baldwin Haus 1834). Daneben gibt es auch noch ein Whaling Museum. Der Tourismus hat Lahaia fest im Griff, als wir nachmittags dort waren, war fast kein Parkplatz mehr zu ergattern. Vor dem Hafen lag gerade ein riesiges Kreuzfahrtschiff vor Reede und auch dessen Passagiere tummelten sich in den Straßen. Trotzdem strahlte der Ort einen Charme aus, den so viele amerikanische Städte missen.
Unser Weg führte uns durch Lahaina weiter nach Norden nach Kaanapali, wo in den 1960er Jahren die ersten Resorts außerhalbs Waikikis entstanden waren. Die Anlagen haben in der Tat das Flair der Zeit, waren aber scheinbar gut ausgebucht. Das schönste an diesem Touristenghetto ist der Blick auf die Nachbarinsel Lanai!
Da die Zeit unaufhaltsam fortschritt, machten wir uns auf den Rückweg, stoppten aber noch mal an dem tollen Wal-Aussichtspunkt, wo wir nochmals die Tiere sehen konnten. Unvergeßlich! Nunmehr war unser Ziel Wailea an der Südküste, wo es die besten Hotels der Insel geben sollte. Die Fahrt auf der South Kihei Road enttäuschte aber total. Sie führte nicht am Wasser entlang, sondern stellte sich als x-beliebige amerikanische Straße dar. Am Ende fanden wir dann völlig versteckt einen winzigen Zugang zum Strand. Dieser lag zwischen verschiedenen Felsformationen rechts und links und das offene Meer war wohl auch nur was für gute Schwimmer. Boogie Boarden und Surfen ist nicht möglich.
Kurz darauf fanden wir das erste 5-Sterne-Hotel der Küste, das Wailea Marriott, am Hang über einer felsigen Küste gelegen. Möchte man Sandstrand, muß man schon ein ganzes Stück nach rechts oder links gehen, dort betritt man dann aber schon den Strand des Grand Wailea, welches wir uns auch anschauten. Das teilt sich den Strand nicht nur mit dem Marriott, sondern auch mit dem Four Seasons. Etwas weiter wurde der Strand wieder durch Felsen unterbrochen. Nun ja.... Das Grand Wailea, in welchem wir dann zu Abend aßen, ist sicher ein phantastisches Hotel, mich würde aber die Strandsituation stören. Aber es soll ja Leute geben, die sowieso nur in die Hotelpools gehen... Die Anlage des Grand Wailea erinnerte mich irgendwie die ganze Zeit an das Phoenician in Arizona.
Nun wurde die Zeit nach dem Essen schon knapp und wir mußten zurück zum Flughafen nach Kahului, wo um 20.20 Uhr unsere Maschine zurück nach Honolulu ging...
Fazit: Auf einer Tagestour bekommt man einen ganz guten Eindruck von Maui, wenngleich auch die Zeit knapp wird. Das große Problem Mauis ist, daß es keine Rundstraße gibt - es sei denn, man verfügt über ein Allradfahrzeug. Sonst muß man immer wieder den gleichen Weg zurück fahren, was sehr zeitraubend ist. Selbst wenn die Straße passierbar gewesen wäre: Haleakala und Road to Hana sind nicht an einem Tag zu schaffen. Maui hat einen ganz anderer Charakter als das touristisch und militärisch geprägte Oahu, aber auch als Hawaii. Selbst weltweit fast einmalig ist der Haleakala National Park, vor allem, wenn man, wie wir, mit dem Wetter Glück hat. Vor allem sollte man sich an einem klaren Tag in den frühen Morgenstunden auf den Weg machen, bevor die ersten Dunstschleier aufsteigen. Lahaina ist touristisch, aber sehenswert. Gut kann man sich die Stimmung zur Zeit der Walfänger vorstellen... Papawei Point Lookout ist einer der wenigen auf der Welt, von wo aus man vom Lande Wale in nächster Nähe (zwischen Dezember und März) beobachten kann.