Mittlerweile war ich zwei Mal auf Mauritius. Der unten stehende Bericht bezieht sich auf die erste Reise von 2005-2006. Fünf Jahre später, zum Jahreswechsel 2010/11, war ich erneut auf der Insel. Hier findet sich ein Bericht zu der Reise.
Nachdem wir mit unseren letzten beiden Weihnachtsurlauben Pech hatten (Dauerregen auf O'ahu und Kälteeinbruch in Florida), sollte es diesmal zu einem Ziel mit Wärmegarantie gehen, bei dem man trotzdem keine Malariaprophylaxe benötigt. Als wir uns im August für die in Indischen Ozean liegende Insel Mauritius entschieden, hatten wir schon massive Schwierigkeiten, noch einen Flug zu bekommen. Letztlich mußten wir mit dem Zug ganz frühmorgens von unserer Heimatstadt nach Düsseldorf, von dort nach Paris und nach einem Layover weiter nach Mauritius. Angefangen damit, daß die Lok des in aller Herrgotts Frühe eingesetzten Zuges nicht ansprang und wir mit Mühe und Not noch den Anschlußflug nach Paris erreichten, waren wir total von der Air Mauritius enttäuscht, auf der wir wegen der Länge des Fluges von 11 Stunden Business Class gebucht hatten. Der ältere Airbus 340 hatte in der First Class die alte Business Class Bestuhlung; wir in der Business Class nur einen Sitz weniger (sieben) in der Reihe als Economy. Das war eng und mehr als ärgerlich für den Preis. Hinzu kam eine wenig motivierte Crew.
Nach der sehr langen Reise kamen wir morgens früh gegen 6 Uhr auf dem Sir Seewoosagur Ramgoolam International Airport an. Zum Glück war es erst um die 24 Grad warm, als wir zu Fuß von der Maschine zum Terminal gingen. Die Paßabfertigung ging zügig, auffällig waren die sehr englisch wirkenden Uniformen der Beamten. Die Entgegennahme des Gepäcks zog sich hin - mein Boogie Board war nicht mitgekommen - es wurde aber versprochen, es schnellstmöglichst nachzuliefern (was am gleichen Tag auch noch geschah). Todmüde und genervt stiegen wir in den auf uns wartenden nagelneuen BMW, der uns zum Hotel bringen sollte.
Auf der Fahrt von etwa 1,5 Stunden zum am Nordende der Insel liegenden Grand Baie - der Flughafen liegt an der Südostküste - bekamen wir einen ersten Eindruck der Insel. Der Fahrer erteilte uns in gutem Englisch bereitwillig Auskunft auf alle Fragen. Auf dem nach englischem Vorbild gebauten Motorway (inklusive englischer Beschilderung und einem roundabout nach dem anderen) kamen wir flott voran. Der Eindruck der Insel, den ich schon aus dem Flugzeugfenster gehabt hatte - Zuckerrohr bis an den Horizont - bestätigte sich auch auf der Erde. Offenbar wurde jeder Quadratzentimeter der Insel, der sich halbwegs eignete, damit bepflanzt. Auffällig entlang dem Motorway waren an aztekische Pyramiden erinnernde Steinhaufen, die keine religiöse Bedeutung haben, sondern einfach nur das viele Vulkangestein, welches sich auf den Feldern findet, aufnimmt. Nach etwa einer Stunde zügiger Fahrt standen wir auf einmal im morgentlichen Stau: wir hatten die Hauptstadt Port Louis erreicht, durch die der Motorway mitten hindurch führt - ohne Alternative. Im Schrittempo ging es voran und wir sahen die Einwohner aus der Nähe, die vornehmlich indisch aussahen - in allen Hautschattierungen. Kurz vor Grand Baie endet der Motorway und es ging über schmalere Straßen durch das schon geschäftige, sehr touristisch wirkende Grand Baie.
An der Nordostecke der Buch befindet sich das beste Resort der ganzen Insel, das Royal Palm. Trotz der frühen Morgenstunde wurden wir vom Hoteldirektor persönlich begrüßt und konnten unsere Suite beziehen. Wunschgemäß hatten wir eine ebenerdige mit Terrasse und Zugang zu Garten und Strand erhalten. Wir waren beeindruckt! Nach dem Auspacken nutzen wir die Zeit, uns die Hotelanlage anzuschauen. Da es in Mauritius glücklicherweise die Vorschrift gibt, daß kein Hotel höher als eine Palme sein darf, hatte unser Hotel auch nur 2 Stockwerke. Alle Zimmer zeigten zum Meer. Die ganze Architektur war offen und luftig, inklusive der drei Restaurants, die einen phantastischen Blick auf das wirklich türkisblaue Wasser ermöglichten. Jeglicher Wassersport ist im Hotelpreis mit inbegriffen: Segeln, Wasserskifahren, Die Werse an der Pleistermühle, Windsurfen, Glasbottomboat etc. Eine Crew von immerhin 8 Leuten steht jederzeit bereit, auch Anfängern Unterricht zu erteilen. Der Strand ist wie in Thailand öffentlich, aber durch Felsen für Einheimische schlecht erreichbar. Trotzdem fanden täglich immer einige fliegende Händler den Weg dorthin. Auffällig war, daß es immer die gleichen waren. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, daß in Richtung des immer vorhandenen Securitymannes am Strand für dieses Privileg Schmiergelder flossen....Täglich abends ab 19 Uhr gab es im Hotel unterschiedliche Livemusik sehr guter Qualität, die wir immer genossen. Hotelgäste waren überwiegend Franzosen, Engländer, einige versprengte Italiener, Deutsche und vor dem russischen Weihnachtsfest (1 Woche nach dem unsrigen) auch Russen und Ukrainer samt Großfamilien. Der Service im Hotel war der allerbeste, den ich jemals erlebt habe. Nach nur einem Tag wurde man von jedem Angestellten mit Namen angesprochen. Die Angestellten selbst waren von bewundernswerter Sprachkompetenz: fließend wurde zwischen Englisch und Französisch gewechselt, viele hatten noch zusätzlich Italienisch, Deutsch und Russisch gelernt. Das war mehr als peinlich, denn die Sprachkenntnisse der meisten Deutschen im Ausland sind einfach grottenschlecht. Ich wurde wie ein Weltwunder betrachtet, weil ich nicht nur ausgezeichnet Englisch kann, sondern auch noch einigermaßen Französisch.
Da wir in der ersten Urlaubswoche noch kein Auto hatten, gingen wir mehrmals zu Fuß in das Ortszentrum von Grand Baie. Rechts aus dem Hotel heraus erreichte man einen öffentlichen Beachpark. Angenehmerweise ist es auf Mauritius Pflicht, zwischen zugebauten Stränden überall Beachparks für die Öffentlichkeit zu errichten. Durch den Park, der rege von den Einwohnern genutzt wurde, erreichte man über Trampelpfade am Meer entlang eine Bungalowanlage und einen Yachtclub. Angrenzend war der Strandabschnitt des Beachcomber Le Mauricia, einem 4-Sterne Hotel. Ein Stückchen weiter war schon wieder ein Beachpark und der Beginn des Ortes Grand Baie. Der Streifen zwischen Küstenstraße und Meer ist unbebaut und wurde als Bushaltestelle, Verkaufsstand für einheimische Früchte und Parkplatz genutzt. Im Meer dümpelten die Boote der Fischer. Entlang der Hauptstraße reihten sich Banken, Restaurants und kleine Geschäfte. An der Kreuzung mit der einzigen Ampel des Ortes war eine Art Shoppingcenter errichtet worden, wo Waren vor allem für Touristen verkauft wurden. So u.a. ein Geschäft für Brautmode, ein Herrenausstatter Karl Kaiser (d.i. Hugo Boss) etc. Alles machte einen recht neuen und ordentlichen Eindruck... an die Ortseinfahrt hatte man einen riesigen Supermarkt mit noch größerem Parkplatz geklotzt, in dem es wirklich alles zu kaufen gab. Alles wirkte sehr französisch bis hin auf die winzigen Plastikbeutel, in denen die gekauften Waren gepackt wurden. Fleisch kam zu meinem Erstaunen aus dem "nahegelegenen" Australien (6000 Km), Milch aus den Philippinen, Plätzchen aus China und Joghurt aus Frankreich... um den Parkplatz herum war eine Geschäftszeile errichtet worden, in der sich eine Bank, ein Buchgeschäft (mit 99% französischsprachigen Büchern) usw. befanden. Zu Fuß bis in das Ortszentrum hatten wir am Stand entlang etwa 20 Minuten vom Hotel benötigt.
Verließ man das Hotel links heraus, erreichte man nach etwa 200 m die Hauptstraße, wo es einen kleinen Supermarkt, Restaurants und einen Hindutempel gab.
Da es im Hotel leider erst immer ab 19.30 Uhr Abendessen gab machten wir es uns zur Angewohnheit, uns nach dem Essen etwas die Beine zu vertreten. So fanden wir heraus, daß im benachbarten Le Mauricia abends immer Themenshows stattfanden. Eines Abends gab es dann auch eine Séga-Aufführung. Séga ist eine zur Sklavenzeit entstandene Musikform, die auf Tamburin (Ravane), Triangel und Rhythmusgerät (Maravane) gespielt wird. Die Melodie ist recht einfach und schnell, dazu wird kreolisch gesungen. Die Tänzerinnen tragen einen weiten Stufenrock und ein kurzes Bustier und bewegen sich ausschließlich hüftschwingend. Heute wird Séga auch mit modernen Instrumenten gespielt, der einfache Rhythmus ist aber immer noch identifizierbar.
An einem Abend einige Tage nach Neujahr sahen und hörten wir schon beim Abendessen zahlreiche Feuerwerkskörper, die offenbar vom benachbarten Beachpark gestartet wurden. Also machten wir uns auf den Weg dorthin. Schnell sahen wir dort viele Gruppen von Menschen, die sich um Grills und Lampen gruppierten. Einige schossen die Raketen in den Himmel. Unsicher, ob wir weitergehen sollten, blieben wir am Rande des Geschehens stehen. Auf einmal wurden wir von einigen jungen Männern, die aßen, auf Französisch angesprochen: Ob wir Touristen seien? Es entspann sich ein sehr freundliches Gespräch, in dem uns erklärt wurde, es handele sich um das Schächtfest der Moslems, das hier von Familien groß gefeiert wurde. Sogar zum Essen wurden wir von den netten Männern eingeladen, was wir dankend ablehnten. Wir schauten uns weiter das Feuerwerk an und gingen am Ende durch den ganzen Park. Im Wasser konnte man Kinder erahnen, die badeten. Familien hatten Gasflaschen mit Leuchten und Gasgrills mitgebracht. Überall wurde gegessen. Nunmehr konnten wir auch die Kopftücher bei einigen Frauen sehen. Bei den gläubigen Moslems wurde natürlich keinerlei Alkohol getrunken und die Stimmung war sehr friedlich.
Begeistert war ich, als ich an einem Tag nicht weit vom Strand entfernt einen Delphin schwimmen sah. Sprachlos war ich einige Tage später, als ich mal wieder mit dem Seekajak unterwegs war und mich treiben ließ. Auf einmal tauchte keine zwei Meter vor mir eine riesige Seeschildkröte aus dem Wasser. Sie streckte den Kopf und ihre vorderen Schwimmbeine aus dem Wasser und schaute mich direkt neugierig an. Die nächsten 10 Minuten tauchte sie dann immer wieder in meiner unmittelbaren Nähe nach Tauchgängen auf. So eine Zutraulichkeit hätte ich nun wirklich nicht erwartet!
Nachdem wir in der zweiten Woche unseren Leihwagen im Empfang genommen hatten, konnten wir endlich mehr von der Insel anschauen. Wieder hieß es, sich an Linksfahren und Schalten mit der linken Hand gewöhnen. Leider hatte man uns keinen Automatikwagen gegeben. Höchst gewöhnungsbedürftig war auch der Blinker an der rechten Seite der Lenksäule - ich betätigte zu Anfang immer den Scheibenwischer!
Die ersten Erkundungsfahrten führten uns in den Nordosten der Insel. Los ging es über die Hauptstraße nach Norden, wo der Strand doch ziemlich zugebaut war. Gerade hier war es sehr angenehm, daß es immer wieder öffentliche, mit Pinien bestandene Beachparks gab. Häufig hatten gläubige Hindus am Strand kleine Tempelchen gebaut. Nach einigen Kilometern erreichten wir eines der touristischen Highlights der Insel: Cap Malheureux mit seiner fotogenen Kirche. Genau an dieser Stelle gingen 1810 die englischen Truppen an Land, um die Insel von den Franzosen zu erobern. Wir wunderten uns über einen Polizeiwagen auf dem Parkplatz der Kirche und die Polizisten an der Kante zum Strand. Unten auf dem Strand sahen wir dann, wie ein Fischer gerade seinen frischen Fang für die Polizisten tranchierte, die sich so offenbar ihr Abendessen besorgten. Nunmehr konnte ich mir auch die Uniform der Beamten genau anschauen: schwarze Hosen, blaue Hemden und Mützen mit schwarz-weiß kariertem Mützenband - very British!
Die Straße wand sich weiter entlang der Küste, die Bebauung wurde viel geringer. Bei Grand Gaube bogen wir ins Landesinnere ab Richtung Goodlands. Hier durchquerten wir zum ersten Mal die bis an den Horizont reichenden Zuckerrohrfelder.