Port Louis

Dem Reiseführer konnte ich schon entnehmen, daß es in der Hauptstadt Port Louis nicht so sehr viel zu sehen gab. Wir waren auch schon einige Mal über den Motorway gefahren und hatten einen Eindruck von Downtown bekommen. Unser Besuch hatte hauptsächlich das Ziel, den bekannten Markt zu besuchen und Gewürze zu kaufen.

Die Fahrt dauerte gut 30 Minuten und wir fanden mit Mühe und Not einen Parkplatz bei einem alten Hafengebäude (zu happigen Gebühren). Zu Fuß mußten wir einen Überweg über die Autobahn suchen, die direkt vorbeiführte. Schnell fanden wir dann den Markt. Schon auf der Straße davor war geschäftiges Treiben. Der Markt selbst war in verschiedenen Hallen untergebracht, eine sehr enge vornehmlich für Bekleidung und Souvenirs, die danebenliegende sehr großzügige mehrstöckig für Gemüse und Früchte und - klimatisiert - für verderbliche Produkte. Das war kein Vergleich zu den stinkenden Märkten in Asien! Nett, aber nicht aufdringlich wurde man in den verschiedensten Sprachen zum Kaufen aufgefordert - je nachdem, welche Nationalität der Händler bei uns vermutete. Wir bekamen einen guten Eindruck über die vielfältigen Früchte des Landes (Litschis, Mangos, Bananen, Ananas...) aber auch über Importprodukte (Kartoffeln aus Südafrika...).

In unmittelbarer Nähe des Zentralmarktes ist der Place S. Bissoondoyal, rechts und links umtobt von heftigem Verkehr aber bestanden mit wunderschönen hohen Königspalmen. Am Ende, flankiert von rot blühenden African Tulip Trees befand sich das aus dem Jahre 1736 stammende Regierungsgebäude. Davor - typisch Britisch - eine Statue von Königin Victoria. Am anderen Ende, dort wo der Platz an den Motorway grenzt, herrschte totales Verkehrschaos, weil nichts mehr lief. Auffällig waren die hohen, postmodernen Bankgebäude an der Ecke, die architektonisch gar nicht hierher paßten. Wir überquerten die Straße und schauten uns den neuen Caudan Waterfront Komplex an, offenbar auf alten Hafeneinrichtungen erbaut. Dieser Komplex im Kolonialstil könnte sonst wo in der Welt stehen mit seinen Straßencafes, Boutiquen, Kinos, einem Hotel etc. Typischerweise ballten sich hier die Touristen, während im Bereich der Markthallen vornehmlich Einheimische zu sehen waren. Auf dem Weg zurück zum Auto kamen wir an der typisch englischen Hauptpost aus den 1860er Jahren vorbei.

Es wäre die eine oder andere Sehenswürdikkeit in Port Louis noch zu sehen gewesen, die Wärme erstickte aber unseren Elan und ließ uns schnell nach Hause fahren.

Der Südwesten

Die längste Tour auf der Insel führte uns auf eine Rundtour durch den Südwesten und Westen der Insel. Über den Motorway ging es bis Nouvelle France, von dort über eine Nebenstraße nach Bois Chérie, wo eine Teefabrik auf Besucher eingestellt ist. Schnell wurden die paar vorhandenen Besucher in eine englisch- und französischsprachige Gruppe geteilt und wir konnten ein kleines Museum zur Geschichte des Teeanbaus und anschließend die Teefabrikation an sich besichtigen. Passenderweise fuhren gerade Traktoren die Ernte des Morgens heran. Die Säcke wurden über eine Förderanlage auf ein Trocknungsgestell gebracht. Weitere Maschinen verarbeiteten den Tee bei ohrenbetäubendem Lärm weiter. Stolz zeigte man uns die Abfüllanlage "Made in Germany", die den Tee in kleine Tüten verpackte. Daneben gab es eine kleine Maschine, die Tee in Beutel abfüllte. Kaum ein Mensch macht sich Gedanken über die komplizierte Verpackung von Tee in Beutel mit Papier, Band, Metallklipp und Etikett! In Bois Chérie wird nicht nur "reiner" schwarzer Tee, sondern auch aromatisierter mit Passionsfrucht, Vanille etc. hergestellt. Der Tee wird immer morgens gegen 5 Uhr geerntet, wenn die Temperaturen noch erträglich sind. Es werden sowohl Menschen als auch Maschinen eingesetzt und nach 14 Tagen sind die oben abgeflückten Teeblättchen wieder nachgewachsen und erntereif.

Im Anschluß an die Teebesichtigung fuhren wir ca. 2 Km durch Teeplantagen auf einen auf einem Berg mit phantastischer Aussicht gelegenen Pavillon, wo wir Tee verkosten und auch kaufen konnten. Ich als Teetrinkerin fand den Besuch höchst interessant!

Einige Kilometer hinter der Bois Chérie erreichten wir das Grand Bassin, ein Kratersee mit umliegenden Tempeln, der von den Hindus der Insel als Heiligtum verehrt wird. Einmal im Jahr wird hier das größte Hindufest außerhalb Indiens gefeiert. Auch als wir dort waren, beteten viele Gläubige in den Schreinen.

Bei Grand Bassin erreicht man auch schon die hohen Berge des Black River Georges National Parks, den man an und für sich nur zu Fuß richtig erkunden kann. Wir begnügten uns mit einer Fahrt über die pittoreske Höhenstraße. Irgendwann links war ein Aussichtspunkt ausgeschildert, den wir anfuhren. Der große Parkplatz ließ auf einen größeren Besichtigungsansturm zu anderen Zeiten schließen. Wir waren die einzigen Besucher. Über einen Trampelpfad erreichten wir schließlich einen grandiosen Aussichtspunkt über die Südküste. "Nebenbei" konnte man auch noch Alexandra Falls, einen imposanten Wasserfall, betrachten. Jetzt, im Hochsommer auf der Südhalbkugel, führte er allerdings nicht so viel Wasser.

Also ging es weiter, bei Chamarel bogen wir auf der Hauptstraße links ab zu unserem Ziel, den bekannten Terres de couleurs. Gegen 60 Rupees Eintritt (ca. 2 Euro) wurden wir auf eine grottenschlechte Straße geschickt, die uns zuerst zum in jedem Reiseführer beschriebenen Chamarel Wasserfall führte. Er stürzt ca. 100 m tief in ein natürliches Bassin. Auch er führte nicht so viel Wasser wie im Winter, trotzdem war es eindrucksvoll! Weiter ging es über die Holperpiste, bis wir einen Parkplatz erreichten. Nach einem Fußweg erreichte man ein umzäuntes wellenförmiges Areal, dessen nicht bewachsener Boden in den Farben Braun, Rosa, dunkelrot leuchtet. Es handelt sich um ein Naturphänomen, denn die Farben werden vom Regen nicht abgewaschen.

Mittlerweile war es schon Spätnachmittags und wir mußten den ganzen Weg bis Chamarel wieder zurückfahren. Auf der recht schmalen "Hauptstraße" ging es dann nach links und in ganz steilen Haarnadelkurven, die immer wieder einen hervorragenden Ausblick auf den Ozean ermöglichten, hinunter bis auf Meeresniveau - fahrtechnisch sehr anspruchsvoll und anstrengend!

Endlich hatten wir die Küste erreicht und weiter ging es nach Norden. Leider verpaßten wir den Abzweig zu den Salzgewinnungsanlagen bei les Salines, wurden dann aber bei Tamarin entschädigt, wo sich auch Salinen direkt an der Straße befinden. Meerwasser wird in flache Becken geleitet und durch Verdunstung in dieser niederschlagsarmen Gegend Salz gewonnen. Wir nutzten die Gelegenheit und fuhren auch in den Ort Tamarin, der seine Bekanntheit durch die angeblich guten Surfmöglichkeiten hat. Hier mündet der Tamarin Fluß ins Meer und es gibt kein vorgelagertes Riff. An Tag unseres Besuches hatten die Wellen aber noch nicht einmal 10 cm Höhe und waren zu Surfen denkbar ungeeignet. Viel höher waren die gewesen, die wir bei Trou aux Biches gesehen hatten! Trotzdem tummelten sich in den engen Gassen des Ortes viele junge Leute mit Boogie Boards und Surfbrettern.

Da es immer später wurde und ich keine große Lust verspürte, auf Mauritius im dunkeln zu fahren, strichen wir unseren eigentlich vorgesehen Besuch im bekannten Urlaubsort Flic en Flac, sondern fuhren über die A 3 geradewegs auf Port Louis zu. Die Beschilderung dort war einfach miserabel und wir fanden die Auffahrt auf den Motorway nicht. So landeten wir mitten in der Stadt und mußten uns den Weg durch die völlig verstopften Straßen suchen.

Nach acht Stunden Rundfahrt und kurz nach Dunkelheit erreichten wir endlich unser Hotel. Man sollte die Entfernungen auf der Insel doch nicht unterschätzen und gerade Touren in den Süden dauern recht lange. Aus diesem Grunde schafften wir es in diesem Urlaub auch nicht mehr, uns z.B. die Domaine Ylang Ylang, die Domaine du Chasseur oder den Naturpark Le Val anzuschauen.

Die Rückreise war ziemlich chaotisch. Wir mußten um 5 Uhr morgens aufstehen, nach der Fahrt zum Flughafen landeten wir in der total überfüllten Business Class Lounge. Dann hatte unser Flug auch noch Verspätung. Entschädigt wurden wir damit, daß die Rückreise mit einer B 747 der Air France erfolgte (samt Sleeper-Sitzen) und nicht in der schlechten Air Mauritius. Da es sich um einen Tagflug handelte, 11 Stunden können ganz schön lang werden, hatte ich Gelegenheit, den Kilimandscharo aus nächster Nähe zu sehen. Dann ging es über den Sudan nach Libyen. Die Sahara von oben war unglaublich eindrucksvoll - sie sah aus wie ein gigantischer Backkasten, die Luft flimmerte so stark, daß man den Boden nicht richtig sehen konnte und das Blau des Himmels war in einer nie vorher gesehenen Intensität. In Libyen schließlich waren durch den Sand gelegte Pipelines erkennbar... es war schon sehr eindrucksvoll. Jedenfalls erreichten wir mit Verspätung Paris, wodurch wir unseren Anschlußflug nach Düsseldorf verpaßten und fast vier Stunden in der ebenfalls sehr vollen Lounge verbringen mußten. Nach weiteren 1,5 Stunden waren wir dann im eisigen Düsseldorf, nur um festzustellen, daß es keinerlei Auskunft über Zugverbindungen nach Hause mehr gab. Wir griffen uns um 23 Uhr also irgendeinen Zug in unsere Richtung, durften dann noch drei Mal umsteigen - inklusive des Schleppens der Koffer, des Boogie Boards und des Handgepäcks aus den doppelstöckigen Zügen und Bahnsteige rauf und runter (bei Regionalbahnsteigen gibt es keine Transportbänder). Insgesamt waren wir 23 Stunden unterwegs gewesen.