Militärdienst und Kriegsgefangenschaft

Mein Großvater mütterlicherseits existierte seit meiner Kindheit nur in den Erzählungen meiner Mutter. Ein Jahr nach dem Tode ihrer Mutter wurde ihr Vater, mein Großvater, zum Militär einberufen. Neben einigen Feldpostbriefen und sehr wenigen verblichenen Photos gab es keine weiteren Hinweise auf ihn. Aus den Erzählungen wußte ich nur, daß er seit 1944 als "vermißt" gemeldet worden war und es keine weiteren Nachrichten über ihn gab. Dann gab es noch obskure Hinweise eines Kriegsheimkehrers über die letzte Sichtung meines Großvaters. Demnach sei er, der Nichtschwimmer, bei der Überquerung eines Flusses abgetrieben worden. Die gekritzelten, kurzen - zensierten - Feldpostbriefe waren wenig aufschlußreich. Sie stammten irgendwo "aus dem Südosten" Europas, einmal wird Bessarabien genannt, und mein Großvater wunderte sich über die Deutschkenntnisse der dortigen Bewohner. Sein letzter bei meiner Mutter angekommene Brief datiert vom 31.7.1944.

Ich wollte mehr wissen und stellte 1988 einen Nachforschungsantrag an die Deutsche Dienststelle (WASt) in Berlin. Hier erfuhr ich, daß er

  • am 24.7.1942 einberufen wurde
  • am 3.8.1942 der 1./ Kraftfahr-Ersatz-Abteilung 16 angehörte
  • im August 1944 Angehöriger der Veterinärkompanie 306 war und
  • zwischen dem 20. und 23.8.1944 bei Ermoclia (30 Km westl. von Tiraspol, Rumänien) vermißt wurde.

Militärdienst

Die Kraftfahr-Ersatz-Abteilung 16 wurde am 5. Juli 1941 in Krefeld, Wehrkreis VI, aufgestellt. Die Abteilung unterstand der Division 156. Am 1. Oktober 1942 wurde die Abteilung in je eine Kraftfahr-Ersatz-Abteilung 16 und eine Kraftfahr-Ausbildungs-Abteilung 16 geteilt. Beide Einheiten unterstanden ab diesem 1. Oktober der Division 526. Am 1. Februar 1943 wurden beide Abteilungen aufgelöst und das Personal in die Kraftfahr-Ersatz-Abteilung 6 und Kraftfahr-Ausbildungs-Abteilung 6 eingegliedert.

(Quelle: Lexikon der Wehrmacht)

Die 306. Infanterie-Division wurde 1940 im Raum Hamm/ Westfalen aufgestellt und von Belgien direkt an die Ostfront verlegt. Vom Don aus kam es zu Rückzugsgefechten bis nach Siebenbürgen/ Rumänien. Am 9. Oktober 1944 wurde die Division formell aufgelöst. Eine tabellarische Geschichte und Aufgliederung der 306. Infanterie-Division findet sich hier, eine ausführliche Geschichte der Divsion hier. Die Einsatzorte habe ich auf folgender Übersichtskarte gekennzeichnet.

Zu dem Divisionseinheiten der 306. Infanterie-Division gehörte auch die Veterinärkompanie 306. Typischerweise gehörte eine Veterinärkompanie zu den rückwärtigen Diensten einer Infanterie-Division.

Hier finden sich Photos von der Veterinärkompanie 306.

Quelle: G. Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939-1945, Bd. 1, Osnabrück 1977, S. 276;


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Militärdienst und Kriegsgefangenschaft - Einleitung
Die 306. Infanterie-Divsision, Aufstellung bis nach Rußland, 1940 - Januar 1943
Rußland - Vom Tschir zum Dnjepr, Januar - November 1943
Rußland und Rumänien - Vom Dnjepr zum Dnjestr, Oktober 1943 - Mai 1944
Rumänien, August - Oktober 1944
Kriegsgefangenschaft Oktober 1944 - April 1945: das Spezialhospital 6031 Roja