Die Truppenveterinäroffiziere (Regiments-, Abteilungs-, Bataillonsveterinäre) leiteten den Veterinärdienst ihres Dienstbereiches nach den militärischen Weisungen ihre Kommandeure und den veterinärdienstlichen Anordnungen ihrer vorgesetzten Veterinäroffiziere. Hauptaufgabengebiet war die Erhaltung der Pferdebestände und der Dienst am Pferd (Pflege, Fütterung....). Stand noch bei Kriegsbeginn ein Veterinäroffizier für 300 Pferde zur Verfügung, hatte sich in den letzten Kriegsjahren die Zahl auf 450 erhöht.
Eine Veterinärkompanie umfaßte maximal 250 Mann. Eine solche Kompanie hatte den Nachteil, daß in ihr kranke und gesunde Pferde zusammengefaßt waren. Zudem war die Kompanie teilmotorisiert und bespannte und motorisierte Teile mußten stets getrennt verlegt werden. Die Aufgaben umfaßten den stationären Lazarettbetrieb, bewegliche Pferdesammelplätze und Ausbildung der Vorratspferde für Reit- und Zugverwendung. Die Vorteile waren die kleine Größe der Einheit, durch die recht gute Ausstattung mit Kraftfahrzeugen war eine schnelle Verlegung der motorisierten Gruppen möglich, die vorgesehene Zahl der aufzunehmenden kranken Pferde erleichterte im Bedarfsfall eine schnelle Räumung.
Bei Beginn des Krieges gab es drei Typen von Veterinärkompanien:
Durch Einsparungen wurden neue, meist gekürzte Typen geschaffen:
Am 1. März 1942 und 1. September 1944
Neben den Kürzungen wurde die Leistungsfähigkeit der Veterinärkompanien mit der Dauer des Krieges stark durch Auskämmungen beeinträchtigt. Aus den Versorgungungstruppen wurden nach und nach die volltauglichen jüngeren Jahrgänge abgezogen. Als Ersatz wurden immer ältere, mehr und mehr mit körperlichen Mängeln, militärisch mangelhaft ausgebildete Mannschaften zugewiesen. Diese Aussage dürfte voll und ganz auf meinen Großvater, Jahrgang 1901 und Postbeamter ohne jede Erfahrung mit Pferden, zutreffen.
In der Regel gehörte zu jeder bespannten Infanteriedivision, Gebirgsdivsion und Kavalleriedivision eine Veterinärkompanie. Die Veterinärkompanien gehörten als selbständige Versorgungstruppen zu ihrem übergeordneten Verband und unterstanden militärisch und fachdienstlich dessen Leitendem Veterinäroffizier.
Die Veterinärkompanie gliederte sich in eine Gruppe Führer, eine Sammelstaffel (für die Einrichtung von zwei Pferdesammelplätzen), eine Lazarettstaffel, eine Vorratsstaffel sowie eine Wirtschafts- und Verpflegungsstaffel. Die Lazarettstaffel hatte ein Fassungsvermögen für 150 kranke Pferde, das oft überschritten wurde, die Vorratsstaffel ein Soll von 130 Pferden. Der Marsch erfolgte meist getrennt nach motorisierten und bespannten Teilen, deren Tagesleistung 150 - 200 Km bzw. 40 Km betrug. Die Marschtiefe mit Vorratspferden ohne kranke Pferde umfaßte etwa 575 Meter. Für das Einrichten der Kompanie wurden ca. 6-12 Stunden benötigt, für Abbau und Verladung mind. 12 Stunden.
Die Ausstattung der Veterinärkompanie mit Veterinärgerät war reichlich. Die Bewaffnung zunächst allerdings unzureichend. Später erhielt jeder Soldat eine Handfeuerwaffe und die Einheit mehrere MGs.
Zu den Obliegenheiten der Veterinärkompanie gehörten grundsätzlich:
In den von der Sammelstafftel eingerichteten Pferdesammelplätzen wurden die Tiere mit Futter versorgt, nach Seuchen untersucht und eine erste Behandlung durchgeführt. Dann wurden sie an die Lazarettstaffel der Veterinärkompanie oder die rückwärtige Veterinärtruppe der Armee abgegeben. Die Lazarettstaffel behandelte Pferde, deren Wiederherstellung nach ca. 4 Wochen zu erwarten war. Bei einer länger dauernden Behandlung wurden die Tiere an rückwärtige Veterinärtruppen (Pferdelazarette oder Veterinärkompanien der Heerestruppen) abgegeben. Da die Veterinärkompanien der Divsionen kurzfristig marschbereit sein mußten, konnten sie nur solche Pferde mitführen, die voll marschfähig waren. Die Lazarettstaffel war hier nur Durchgangsstation. Bei größeren Bewegungen, wie es bei der 306. Infanteriedivision beispielsweise permanent vorkam, mußten die abzuschiebenden Pferde gesammelt und zurückgelassen werden, bis sie durch die Veterinärtruppen der übergeordneten Kommandobehörden übernommen wurden. Bei Personalmangel behalfen sich die Truppen im Osten häufig durch die Einstellung von Landeseinwohnern als Hilfswillige.
Bei Bahntransport wurde die Einheit allgemein nach der fechtenden Truppe, aber vor den Kolonnen verladen. Auf dem Marsch wurde sie in motorisierte und bespannte Teile getrennt. Die bespannten Teile marschierten am Ende des Gros der fechtenden Truppe, die motorisierten Teile bei der motorisierten Staffel der Division. Entlang der Marschstraße der Division wurden Pferdesammelplätze eingesetzt. Bei langen Marschbewegungen folgte die Sammelstaffel den bespannten Truppen und sammelte die zurückgelassenen Pferde ein.
Im Gefecht wurde die Veterinärkompanie einsatzbereit gemacht, während in der Regel zunächst ein Pferdesammelplatz ca. 5-10 Km hinter der vordersten Linie eingerichtet war. Der Pferdesammelplatz übernahm die Pferde von der Truppe, versorgte sie und leitete sie zur Lazarettstaffel weiter.
Bei Absetzbewegungen und Rückzügen sollten die Veterinärkompanien rechzeitig und restlich von allen kranken Pferden durch Abschub an rückwärtige Armeeveterinärtruppen vor Beginn der Truppenbewegungen entlastet werden. Die Masse der Veterinärkompanien sollte im neuen Aufstellungsraum bereitgestellt werden und Pferdesammelplätze einsetzen. Die noch nicht von Armee -Einrichtungen übernommenen Tiere sollten von den Pferdesammelplätzen teils im Fußmarsch, teils auf den Pferdetransportwagen der Kompanie zurückgeführt werden. Diese Regel konnte zumeist nicht befolgt werden. Meist marschierte die Veterinärkompanie mit den bespannten Trossen der kämpfenden Truppe und nahm die Ausfälle an Pferden auf. Zumeist war es aber unmöglich, Pferdesammelplätze bei oder hinter den zurückgehenden bespannten Gefechtsfahrzeugen einzusetzen. Diese kranken Pferde waren verloren.
Hier finden sich Photos vom Einsatz von Veterinärkompanien an der Ostfront.
1939 bestanden 28 Armeepferdelazarette, 1940: 32, 1943/44: 48. Die Armeepferdelazarette sollten die Hauptträger der veterinärärztlichen Versorgung im Feldheer sein und eine Krankenbetreuung durchführen, die der in den Heimatpferdelazaretten gleichkam. Die Lazarette sollten 50-100 Km hinter der Front in Bahnnähe liegen und ausreichend Unterbringungsmöglichkeiten bzw. Weidegelegenheiten bieten. In der zweiten Hälfte des Krieges lagen die unbeweglichen Lazarette oft bis zu 400 Km hinter der Front. Diese Entfernung mußte durch Armeepferdesammelplätze überbrückt werden, die in der Nähe von Nachschubstraßen eingesetzt wurden. Dadurch kam es zu erheblichen Verzögerungen. Bis ein Transport vom Sammelplatz zum Lazarett zusammengestellt war, vergingen oft 1-3 Wochen. War ein Pferd schwer krank, erfolgte der Weitertransport zur Heimat. Transporte erfolgten aber nur alle 4-5 Wochen. Die Normalbelegung betrug 500 kranke Pferde, wurde aber meist überschritten.
Der Armeepferdepark enthielt den beweglichen Vorrat an Ersatzpferden für die Armee, die zum Auffüllen des Pferdebestandes der Vorratsstaffeln der Divisionsveterinärkompanien und zum Decken des Pferdebedarfs der Armee- und Korpsgruppen dienten. Die Pferde wurden im allgemeinen den Empfängern im Fußmarsch durch den Pferdepark oder mit Pferdetransportkolonnen zugeführt. Der Vorrat der Parke wurde durch geheilte Pferde der Pferdelazarette, durch Nachschub aus Heimatpferdparken, durch Aushebungen im Lande und erbeutete Pferde ergänzt. Die Einheiten waren meist über verschiedene Orte verteilt auf der gleichen Höhe wie die Armeepferdelazarette. Pferdeparke hatten eine Sollstärke von 540 Ersatzpferden, hatten oft aber über 2000 Tiere zu betreuen.
Veterinäruntersuchungsstellen wurden meist in der Nähe eines Armeepferdelazaretts eingesetzt. Das Einrichten brauchte mindestens 24 Stunden, der Abbau 12 Stunden. U.a. wurden serologische, hämatologische und bakteriologische Untersuchungen durchgeführt.
Der Veterinärpark hatte als Hauptaufgabe die Lagerung und Ausgabe von Veterinärgerät für den Bedarf seines Bereiches. Daneben hatte er Instandsetzungsarbeiten am veterinärärztlichen Gerät durchzuführen.
Die Pferdetransporteinheiten hatten die Aufgabe, kranke Pferde von den Veterinärkompanien zu den Pferdelazaretten zu transportieren, Pferde von den Veterinärtruppen zu Verladebahnhöfen zu bringen, Ersatzpferde und Veterinärgerät zuzuführen. Pferdetransportkompanien und -kolonnen wurden meist in der Nähe von Pferdelazaretten untergebracht. Ihre Marschleistung betrug leer ca. 30 Km, beladen 20-25 Km/h.
Hierzu zählten Tierkörperverwertungsanlagen und bewegliche veterinäre Lebensüberwachungsstellen.
Der Wehrkreisveterinär war Vorgesetzter der Heimatveterinärparks. Er war für die Pferdeaushebungen im Wehrkreis zuständig.
Der Truppenveterinärdienst hatte die truppeneigenen Tierbestände (auch Hunde und Tauben) zu überwachen und zu behandeln.
Navigation
Das deutsche Heeresveterinärwesen im Zweiten Weltkrieg, Teil 1
Das deutsche Heeresveterinärwesen im Zweiten Weltkrieg, Teil 2
Das deutsche Heeresveterinärwesen im Zweiten Weltkrieg, Teil 3