Zypern ist u.a. auch bekannt für seine zahlreichen Ausgrabungen antiker Stätten. Besonders bekannt sind die Ruinen und Mosaiken von Paphos, welches etwa eine Stunde von unserem Hotel entfernt lag. Paphos ist eine der größten Städte Zyperns und Bezirkshauptstadt der Region. Zu römischer Zeit war Paphos Hauptstadt der gesamten Insel. Die Stadt gliedert sich in eine Ober- und eine Unterstadt. In der Unterstadt, direkt am Hafen gelegen, entdeckte 1962 ein Bauern beim Pflügen zufällig Mosaiken. Was die Archäologen daraufhin zu Tage förderten, ist im archäologischen Freiluftpark heute zu bewundern: u.a. das Haus des Theseus, das Haus des Aion, das des Orpheus und des Dionysos. Die imposanten Mosaiken sind heute durch Dächer vor Umwelteinflüssen geschützt.

Direkt am Hafen befindet sich auch das noch aus türkischer Zeit stammende Fort. Der Hafen selbst ist mit Restaurants etc. sehr touristisch aufgemacht.



Da wir Gefallen an den Ausgrabungen gefunden hatten, entschlossen wir uns an einem der nächsten Tage in Richtung Limassol zu weiteren antiken Stätten zu fahren. Bis Paphos ging es die gewohnte einstündige Strecke durch die Berge. In Paphos begann dann die nach deutschen Vorbild gebaute Autobahn, auf der wir nach etwa einer weiteren Stunde das Amphitheater von Kourion erreichten. Kourion oder lateinisch Curium war seit dem 12. Jht. v. Chr. ein bedeutendes Stadtkönigreich mit der entsprechenden Infrastruktur. Vom restaurierten Amphitheater hat man einen sehr schönen Blick über das Mittelmeer.

In der Nähe befinden sich auch die Ruinen einer frühchristlichen Basilika, die noch bis zu den Arabereinfällen von 649 genutzt wurde.

Etwas westlich an der Küstenstraße gelegen, findet sich auch das Stadion von Kourion sowie das Apollon Hylates-Heiligtum. Apollon wurde in Kourion zu antiker Zeit als Beschützer des Waldes und der Tiere und auch als Heilgott verehrt. Der Apollontempel aus dem 1. Jht. war eine Pilgerstätte und ist teilweise restauriert worden.

Der Rückwerg führte uns entlang der malerischen Steilküste, bis wir auf einmal durch britisches Hoheitsgebiet fuhren. Die Briten haben sich als ehemalige Kolonialherren das Recht auf einige Gebiete vorbehalten und ein solches durchquerten wir auf einmal. Auch ohne Beschilderung hätte man es erkannt: die Briten hatten einfach typisch englische Häuser auf Zypern errichtet. An einem in wunderschönen grün glänzenden Cricketplatz (in der ansonsten doch sehr trockenen Landschaft) standen große Hinweisschilder, daß zur Bewässerung kein Trinkwasser verwendet werde! Leider war in dieser britischen Enklave auch das Photographieren verboten. Hier hätten sich lohnenswerte Motive ergeben!

Die nächste Zeit nutzten wir zu zahlreichen Fahrten in das Hinterland von Polis. Immer wieder fielen uns in den kleinen Dörfern geschlossene oder verfallenen Moscheen auf, die nach der Teilung des Landes und der Vertreibung der türkischen Zyprioten nicht mehr benutzt wurden. In vielen Orten sah man auch verfallenen Häuser, oftmals durch einen Halbmond über der Eingangstür als ehemaliger türkischer Besitz gekennzeichnet.

Ganz drastisch von der Vertreibung der Türken getroffen worden war das von uns besuchte Dorf Evretou am gleichnamigen Stausee, aus dem dem Region von Polis ihr Wasser bezieht. Augenscheinlich hatte es sich um ein rein türkisches Dorf gehandelt, denn kein einziges Haus war mehr bewohnt. Vielmehr hatte man die verlassenen Häuser zu Schafs- und Ziegenställen umfunktioniert. Alles machte einen entsetzlich öden Eindruck.

Überhaupt gewannen wir bei unseren Touren in das Hinterland den Eindruck, daß es zu einer massiven Landflucht gekommen sein mußte, denn in den Kaffeehäusern, die es in jedem Dorf gab und die noch an die türkische Tradition erinnerten, saßen nur alte Männer.

Manchmal konnte man am Wegesrand ganz in Schwarz gekleidete alte Frauen sehen, die Esel oder Ziegen hüteten oder bei der Feldarbeit beschäftigt waren.

Auffällig war die intensive Nutzung des Landes trotz der Trockenheit. Jeder noch so kleine Flecken wurde bewirtschaftet, sei es durch das Anpflanzen von Zitrusbäumen oder durch Weinstöcke. Bei einer abenteuerlichen Fahrt durch die Berge des Landesinneren kamen wir mit einem Zyprioten ins Gespräch, der uns erzählte, wie er während des Bürgerkrieges nach Australien ausgewandert sei, dort das Handwerk des Weinanbaus erlernt habe und nun in seinem Heimatland eine Winzerei betreibe. Der Weinanbau hat in Zypern einen hohen Stellenwert. Es gibt qualitativ gar nicht mal so schlechte Weine, allerdings wird ein Großteil des in Deutschland vertriebenen "Glühweins" auch in Zypern hergestellt und ist zum Trinken wirklich nur bedingt zu empfehlen!


Eine weitere Attraktion Zyperns ist der Geburtsort des Erzbischofs Makarios, welcher 1960 erster Präsident der Republik nach Erlangender Unabhängigkeit von den Briten war. Makarios wird heute noch in Zypern als nationale Ikone verehrt und somit steht der Bergort Panagia ganz im Zeichen seines berühmten Sohnes. Interessant ist die Besichtung des Makarios Birthplace, eine ärmliche, aus nur 2 Räumen bestehende Hütte. Der Vater war Ziegenhirte und seine Tiere lebten im hinteren Raum der Hütte.

Ganz in der Nähe ist auch das Makarios Historical und Cultural Center, in dem einige Gewänder und Bilder des Bischofs ausgestellt sind. Vor dem Gebäude befindet sich ein großes Makariosdenkmal.

Auf dem Rückweg besuchten wir noch das Kloster Panagia Chrysorogiatissa, welches für seinen selbst gekelterten Wein bekannt ist.

Fazit: Zypern ist unbedingt eine Reise wert, wobei man die Insel sicher besser in der Vor- oder Nachsaison besucht, weil es im Hochsommer zu warm wird. Absolutes Muß ist das Mieten eines Autos, um mobil zu sein. An den Linksverkehr gewöhnt man sich nach einiger Zeit auch. Durch die auffällige Kennzeichnung der Mietwagen sind Touristenautos für die Einheimischen schnell zu erkennen und man nimmt erkennbar Rücksicht. Die Zyprioten sind unglaublich freundlich gegenüber Touristen und eine Verständigung auf Englisch ist überhaupt kein Problem. Ist man an der intensiven Besichtigung der kulturellen Highlights der Insel interessiert, sucht man am besten ein Quartier in der Umgebung Limassols. Unser hervorragendes Hotel lag für einige Ausflüge einfach zu peripher. So mußten wir leider auf die Besichtigung der Hauptstadt Nicosia und eine Fahrt in das Troodos-Gebirge mit dem Kloster Kykkou verzichten.


Literaturempfehlungen:


- Färber, Felix: Zypern, München 2001 (Polyglott Reisebuch)
- Varelas, Nikos: Zypern, Köln 2002 (DuMont extra)