Bei unserer Tour Richtung Petatlan hatten wir kurz vor der Stadt ein Hinweisschild auf eine "Sitio arqueológico" gesehen. Also entschlossen wir uns, diese Ausgrabungsstätte einmal näher anzuschauen und machten uns nach der Besichtigung Potosís auf den Weg dort. Wir bogen an dem Hinweisschild rechts ab und folgten dem Sandweg, der sich immer weiter Richtung Küste schlängelte. Nach vielen Kilometern erreichten wir ein armseliges Dörfchen, Soledad de Maciel, in welchem wir aber vergeblich nach einem Hinweisschild Ausschau hielten. Merkwürdig. Wir folgten der Piste, die zusehens schlechter wurde. Auf einmal kamen wir an einem Fluß vorbei, in dem Frauen standen und per Hand Wäsche wuschen. Auf einer Brücke ohne Begrenzung querten wir den Fluß und standen - vor einem geschlossenen Gatter! In der Ferne sahen wir eine Art Viehfarm. Wir waren ratlos. Die Landschaft war pittoresk aber wir suchten nun schließlich die Ausgrabungen oder was auch immer. Auf einmal sah ich mehrere Kinder aus dem Dorf auf uns zulaufen, die scheinbar irgendwas von uns wollten, sich aber nicht trauten, uns, die Ausländer anzusprechen. Also bemühte ich mein gebrochenes Spanisch und fragte nach den Ausgrabungen und das älteste Mädchen antwortet stolz: "En mi casa!" Also luden wir die ganze Kinderbagage in unser Auto und zurück ging es in das Dorf.

In einer der armseligen Hütten hatten die Eltern der Kinder tatsächlich eine Art Ausstellung initiiert. In einem Raum hatten sie in Glaskästen winzige Tonfigürchen aus der Olmekenzeit ausgestellt. Stolz erzählte mir der Vater, daß alle im Museum von Zihuatanejo befindlichen Exponate hier aus der Gegend stammten. Er berichtete auch von Ausgrabungen, die französische und amerikanische Archäologen durchführten. Nachdem uns die Mutter noch versucht hatte, T-Shirts zu verkaufen, führte uns der Vater zu einer kleinen Kirche, in die Teile einer olmekischen Stele eingemauert waren. Dann fragte er uns, ob wir noch Interesse an einer Tour in die Berge hätte. Dort gäbe es eine tolle Kaktee sowie phantastische Ausblicke. Wir überlegten länger. Berge? Davor waren wir doch gewarnt worden. Der Vater erklärt uns aber, daß es nicht weit vom Dorf entfernt sei. Also willigten wir ein.

Mit Vater und Tochter an Bord fuhren wir mit den Auto die Piste zurück Richtung Hauptstraße. Irgendwann sollten wir halten und das Auto parken. Dann ging es einen steilen Trampelpfad hoch auf einen Berg. Oben angekommen staunten wir nicht schlecht. Wir standen vor einer ca. 400 Jahre alten, riesigen Kaktee! Direkt davor befand sich ein Stein mit olmekischen Inschriften. Weiter ging es auf dem Kamm des Berges, bis wir auf einmal einen riesigen Felsblock sahen, der am Rande des Bergkamms lang. Dort sollten wir hinaufklettern, was wir unter Mühen auch machten. Der Mann hatte nicht zuviel versprochen: von diesem sehr prekären Standort hatte man einen unglaublichen Ausblick auf die Tiefebene bis hin zur weit entfernt liegenden Küste. In der Ferne konnten wir die Umrisse von olmekischen Pyramiden sehen, die die Archäologen gerade ausgruben. Einen ähnlichen, wenn auch nicht ganz so spektakulären Ausblick hatten wir später dann auch an einer anderen Stelle zur anderen Seite des Berges. Das Kraxeln bei der Hitze hatte sich gelohnt aber ohne Spanischkenntnisse wäre man aufgeworfen gewesen, da niemand im Dorf englisch sprach.

Nun entrichteten wir unseren obligatorischen Obolus und brachten die beiden wieder zurück ins Dorf. Dort wurde ich von einem Einheimischen auf Spanisch angesprochen, ob ich Spanisch und Englisch könnte? Ich bejahte und schon berichtete er mir, daß er eigentlich aus Zihuatanejo käme, seine Brüder in der Tourismusindustrie arbeiteten und Englisch sprächen. Er hingegen könnte nur einige Brocken, möchte die Sprache "wegen der Touristen" aber gerne lernen. Ob ich seine Aussprache korrigieren könnte? Also sprach er mir auf Englisch seine geringen Kenntnisse vor und ich gab mitten auf der Dorfstraße in gleißender Sonne Englischstunden. Dann erkundigte er sich ausgiebig darüber, ob uns der Aufenthalt in Mexiko gefiele etc. und strahlte mich an, als ich sein Heimatland lobte. Lustigerweise erzählte er dann noch, daß sie, die Mexikaner, eigentlich gar kein Interesse an den archäologischen Ausgrabungen in der Gegend hätten. Die Sachen seien schließlich immer schon dagewesen. Auf die Idee, damit Geld zu verdienen, hätten sie die französischen und amerikanischen Archäologen gebracht!

Nachdenklich ging ich wieder zurück zum Auto, als jemand mit dem Fahrrad auf mich zukam, bremste und mich fragte, ob wir rauchten. Rauchen? Ich verneinte vehement, fand die Frage komisch, und der Mann radelte weiter. Später erfuhr ich, daß man uns verdeckt Drogen angeboten hatte!

Nachdenklich fuhren wir wieder zurück in Richtung zur Hauptstraße, als wir am Wegesrand auf einmal einen Mann sahen, der auf einem Platz mit einer Axt Kokosnüsse zerhackte. Was sollte das denn? In einem netten Gespräch erzählte er uns, daß das Innere der trockenen Nüsse in der Kosmetikindustrie und zur Herstellung von Seife verwendet würde.

Von einem Strand wurde von den Hotelangestellten immer wieder geschwärmt: Troncones. Da müßten wir unbedingt hin. Also machten wir uns auf den Weg Richtung Ixtapa und von dort weiter nördlich. Wir durchquerten mehrere ärmliche Ortschaften auf einer kurvenreichen Straße. Die Landschaft war hier schon ganz anderes als Richtung Süden. Irgendwann nach ca. 30 Km sahen wir dann das Schild Playa de Troncones und bogen links ab.

Nach einigen Kilometern erreichten wir den "Ort", der aus einem offenen Geschäft und einem Restaurant bestand. Daneben gab es einige Pensionen, die auf englisch Zimmer anboten. Im Hotel hatte man uns schon gesagt, daß die Surfprofessionals der Welt im Winter nach Troncones kämen. Offenbar hatte man sich in den gottverlassenen Nest schon darauf eingestellt.

Der Strand und die Wellen waren auch hier schier unglaublich. Kilometer weit Sandstrand und Wellen von mehreren Metern Höhe. Wie war es hier erst im Winter? Die bislang höchsten Wellen meines Lebens hatte ich an der Nordküste Oahus im Dezember gesehen. Diese Wellen hier waren im Juni schon so hoch die hawaiianischen! Aufgrund einer Empfehlung bogen wir in Troncones auf eine Schotterpiste nach rechts ab und waren schier erstaunt. Hier fanden sich am Strand, eine neben der anderen, villenartige Häuser, die ganz augenscheinlich Amerikanern gehörten. Leider stand die Qualität der Zuwegung in umgekehrt proportionaler Ausstattung zu der der Häuser. Angeblich führte die Schotterpiste nach Manzanillo Bay. Nach 40minütiger Fahrt war ein Ende des Weges aber nicht in Sicht und wir kehrten um. Wer hätte gedacht, hier in dieser Gegend solche Bauten zu finden!

Leider neigte sich unser Urlaub nun schon wieder dem Ende entgegen. Auf dem Flug von Ixtapa nach Mexiko City nachmittags hatten wir die hervorragende Gelegenheit, diese gigantische Stadt von 26 Mio. Einwohnern von oben zu betrachten, da unser Flugzeug einige Warteschleifen drehen mußte. Ein riesiges, bis an den Horizont reichendes Häusermeer!

Der Rückflug mit Lufthansa verlief glücklicherweise problemlos bis zum Landeanflug. Anstatt in Frankfurt, ging der Jumbo in Köln hinunter! Da Frankfurt wegen starker Unwetter gesperrt war und unser Flugzeug kein Kerosin mehr für Warteschleifen hatte, hieß es "Tanken in Köln". Uns war klar, daß wir wegen dieses unfreiwilligen Zwischenstops unseren Anschlußflieger von Frankfurt nach Hause verpassen würden und irgend jemand kam auf die Idee, die Stewardeß zu fragen, ob man nicht in Köln aussteigen könne. Dies wurde bejaht, allerdings könnten wir nur ohne Gepäck aussteigen. Gesagt getan. Für uns wurde extra eine Treppe ans Flugzeug geschoben, der Zoll aktiviert (der sich köstlich über unser kleines Handgepäck amüsierte), wir fuhren mit dem Bus zum Bahnhof und von da mit dem Zug nach Hause, wo wir viel früher als ursprünglich geplant ankamen. Das Gepäck wurde übrigens am nächsten Tag nachgeliefert.

Resümee der Reise: Will man die kulturellen Highlights Mexikos besichtigen, ist man in Zihuatanejo denkbar falsch aufgehoben. Möchte man hingegen einen Eindruck von Land und Leuten erhalten und sich gut erholen, kann ich den Ort bestens empfehlen. An erster Stelle der sportlichen Aktivitäten stehen alle Arten von Wassersport. Das Hotel Villa des Sol ist hervorragend und ebenfalls uneingeschränkt empfehlenswert. Neben den beiden Restaurants des Hotels gibt es noch 1-2 Restaurants im Ort, die absolut bedenkenlos zu besuchen sind (nicht immer eine Selbstverständlichkeit in den Tropen!).
Alle Mexikaner, mit denen wir Kontakt hatten, waren sehr freundlich und zuvorkommend. Bemerkten sie meine nicht guten Spanischkenntnisse, bemühten sie sich um eine deutliche Aussprache. Ohne, und wenn auch nur geringe Sprachkenntnisse, bekommt man außerhalb des Hotels aber sicher Verständigungsprobleme. Mexiko ist ein augenfällig armes Land, das mich in vielen Bereichen an Thailand erinnerte. Es versteht sich von selbst, daß man in einem solchen Land entsprechend zurückhaltend auftritt und sich ggf. vor Ort nach bestimmten Sicherheitsrisiken erkundigt.
Autofahren ist nicht so abenteuerlich, wie zuerst befürchtet, allerdings bin ich durch viele Touren auch abgebrüht. Man muß eben immer mit allem rechnen, dann geht es schon, zudem herrscht Rechtsverkehr. Auf nächtliches selber Fahren haben wir allerdings verzichtet.
Bei der Reisebuchung sollte man unbedingt die Klimaverhältnisse der Region prüfen. Mitte Juni beginnt die Regenzeit, die im Juli/ August ihren Höhepunkt erreicht. Touristische Hochsaison mit dem angenehmsten Klima ist die Zeit von November-April.


Literaturempfehlungen:


- Mexiko. Starnberg. Neuaufl. 2002 (vis-à-vis)
- Luhnow, Chris A. (ed.): Travelers Guide to Mexico. 26th ed. 2002