Wassersport wurde am Playa la Ropa ebenfalls groß geschrieben. Ich hatte wie immer mein Boogie Board im Gepäck und erfreute mich der phantastischen Wellenbedingungen und des warmen Wassers. Durch den absolut sandigen Untergrund war das Surfen auch gefahrlos. An einigen Tagen waren die Wellen dann aber selbst für mich zu hoch. Ebenfalls angeboten wurden Tauchtouren, Parasailing, Jetski etc. Aufgrund der Nebensaison mit entsprechend wenigen Touristen wurden wir durch derartige Aktivitäten allerdings kaum belästigt.

Einige Tage nach Ankunft im Hotel lernten wir durch Zufall den Besitzer kennen, der sich uns eines Abends vorstellte. Helmut W. Leins ist in den 1960er Jahren von Deutschland nach Mexiko ausgewandert und hat über die Jahre dort seinen, wie er selbst sagte "großen Traum erfüllt". Nach und nach vergrößerte er die Anlage von sechs auf ca. 50 Zimmer und Suiten und kontrolliert selbst kleinste Details. Der Erfolg gibt ihm recht. Das Villa de Sol ist Mitglied in "Small Luxury Hotels of the World" und "Relais et Chateau" und hervorragend geführt. Eine ganze Anzahl von Angestellten ist von Anbeginn an im Hotel beschäftigt und läßt nichts auf ihren Chef kommen. Das spricht sicherlich für sich. Nach einem persönlichen Schicksalsschlag vor einigen Jahren (Entführung der Tochter) versucht sich Herr Leins etwas aus dem Geschäft zurückzuziehen, die Verantwortung teilweise Managern zu übertragen und baute sich in Miami ein zweites Standbein auf. Seitdem pendelt er 14tägig zwischen diesen beiden so unterschiedlichen Welten. Als er erfuhr, daß wir für unsere zweite Urlaubswoche ein Auto gemietet hatten, warnte er uns eindringlich vor Fahrten in die im Hinterland gelegene Bergkette Sierra Madre, denn die Entführer seien bis heute nicht gefaßt...

Mit diesen und einigen anderen Tips von ihm - "bloß nichts nachts fahren, neben Schlaglöchern gibt es Tiere und Betrunkene auf der Fahrbahn!" - machten wir uns dann zur Halbzeit unseres Urlaubes auf nach Ixtapa, um unseren Leihwagen entgegenzunehmen.

Ixtapa, nur ca. 15 Autominuten von Zihuatanejo entfernt, ist dessen genaues Gegenstück. 1972 wurde diese Stadt aus der Retorte geboren, Hotel-Betonklotz reihte sich an Hotel-Betonklotz. Der Strand war phantastisch weiß und breit, allerdings war das Schwimmen im offenen Meer wegen der enormen Wellen und des Soges lebensgefährlich. Zur Zeit unseres Aufenthaltes wehten permanent die schwarzen Flaggen, die höchste Lebensgefahr bedeuteten. Gegenüber der Hotels wurde ebenfalls künstlich ein Markt- und Restaurantzentrum angelegt. Der Ort an sich machte mit den bepflanzten Alleen einen sehr gepflegten und sauberen Eindruck, historisch gewachsen war hier wie in Zihuatanejo aber nichts. Im Gegensatz zu unserem Hotel, in dem sich zu 80 % Amerikaner aufhielten, sahen wir in Ixtapa nur einheimische Touristen.

Nach Entgegennahme unseres Wagens folgten wir auf gut Glück der Hauptstraße Ixtapas, die sich unendlich hin zog. Manchmal sah man das Meer, manchmal nicht. Rechts war oft noch naturbelassene Mangrovenlandschaft. Auch hier warnten Schilder vor Krokodilen! Die Straße an sich war bestens ausgebaut und mit blühenden Pflanzen bepflanzt. Irgendwann fand sich ein Schild "Playa Quieta", der aber durch Zäune abgegrenzt war. Nach einem weiteren Stück führte die Straße nicht weiter und am Ende fanden sich einige rustikale Restaurants. Als wir den Strand erreichten, stockte uns der Atem. Dies war also Playa Linda, der schöne Strand. Er war ca. 5 Km lang, palmenbewachsen und völlig naturbelassen. Hier bekamen wir einen ersten Eindruck von den schon im Reiseführer gerühmten Stränden der mexikanischen Pazifikküste.

Da wir an einem Freitagspätnachmittag dort waren, herrschte allerdings im Bereich des Straßenendes Hochbetrieb. Von dort aus verkehrten kleine Boote als Fähren zur nahegelegenen Isla Ixtapa. Da auch am Playa Linda wegen des Wellenganges Schwimmen unmöglich ist, lassen sich die Einheimischen zur Insel herübersetzen, deren Gewässer völlig ungefährlich sein sollen.

Ein Einheimischer machte uns dann noch auf eine weitere Attraktion Playa Lindas aufmerksam: am Ende der Straße führte diese mit einer kleiner Brücke über ein mangrovenartiges Gewässer, in dem wir zig Krokodile sichteten!

Vom Hotel aus hatte man uns einen Besuch von Playa Larga empfohlen, den müßten wir uns unbedingt anschauen. Also fuhren wir am nächsten Tag auf der 4spurigen Hauptstraße los nach Süden, bis wir tatsächlich das Hinweisschild sahen und rechts abbogen.

Auf einer schmalen aber immerhin asphaltierten Straße ging es durch Palmenplantagen Richtung Küste bis wir auf einmal mehrere Häuser sahen, eins davon augenscheinlich ein sehr rustikales Restaurant direkt am Strand. An dem daneben gelegenen Parkplatz warnte ein Schild vor extremen Wellen und einer Unterwasserströmung. Schwimmen sei lebensgefährlich. Ein Blick am Schild vorbei bestätigte uns sofort, daß die Warnung nicht übertrieben war. Rechts und links erstreckte sich ein unglaublicher Strand von vielen Kilometern Länge, der zurecht den Namen "großer Strand" verdiente. Wahnsinn. Außer den paar Häusern am Ende der Straße gab es keine Bebauung, alles war naturbelassen und Menschen waren auch nicht zu sehen. Die Wellen, die vom offenen Pazifik an den Strand knallen, raubten mir die Sprache.

Nur schwer konnten wir uns vom Strand trennen, entschlossen uns dann aber doch noch, weiter zur nächst größeren Stadt Petatlan zu fahren. Bis zum Flughafen war die Straße großzügig vierspurig ausgebaut, ging ab dort aber zweispurig weiter. Wir durchquerten einige ärmliche direkt an der Straße gelegene Dörfchen, in denen auch tagsüber viele Erwachsene zu sehen waren, wohl Indiz für eine hohe Arbeitslosigkeit. An der Straße sahen wir unzählige Hinweisschilder, Müll nicht "wild" zu entsorgen, leider wurde diesen Hinweisen aber wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Überall sahen wir vor allem weggeworfene Plastikflaschen in der Landschaft aber auch anderen Schutt und Müll.

Nach ca. 45 Minuten erreichten wir Petatlan, welches keinen besonderen Eindruck auf uns machte. Rechts und links der Straße fanden sich einige kleine Geschäfte, im Vorfeld des Ortes wurde anscheinend in kleinem Maße Viehzucht betrieben (Rinder), man sah an einigen Stellen Corrals. Wir schenkten uns eine Besichtigung der Stadt und fuhren wieder retour. Die Gegend entlang der Straße war nach 6 Monaten Trockenzeit trocken und karg. Landwirtschaft außer zum Eigenbedarf wurde scheinbar nicht betrieben.

Nervig beim Fahren waren die sog. Topes, z.T. sehr hohe Schwellen in der Straße, die die Geschwindigkeit des Durchgangsverkehrs drosseln sollten. Da sie nicht immer angekündigt wurden, und wenn ja, durch ein Schild unmittelbar am Topes, war das Fahren nicht ungefährlich. Ebenso mußte man auch mitten in Hauptstraßen mit tiefen Schlaglöchern rechnen.

Den nächsten Tag nutzten wir nur zu einem kleinen Ausflug auf die unserem Hotel gegenüberliegende Seite der Bucht von Zihuantanejo, deren Küste in diesem Bereich ausgesprochen felsig war. Leider mußten wir feststellen, daß sich zwischen den Felsen auf dem stark welligen Wasser braune Schäume bildeten. Ganz so gut war es dann mit der Wasserqualität dann doch nicht bestellt. Immerhin standen bei uns am Strand offizielle Schilder, die die Wasserqualität als "nicht gesundheitsgefährdend und akzeptabel" bezeichneten.

Nun stand ein weiterer Ausflug auf dem Programm. Wir fuhren auf den Hauptstraße nach Süden direkt bis zum Flughafen. Unmittelbar davor wies ein kleines Schild auf den Ort Barra de Potosí hin, dessen Besuch uns empfohlen worden war. Ein fürchterliche Holperpiste führte entlang des Flughafenzaunes Richtung Meer. Unser Informant hatte von einem Fischerdörfchen gesprochen, wir machten uns nach einschlägigen Erfahrungen aber keine besonderen Illusionen. Auf einmal sichteten wir die Küste. Direkt daran lag ebenfalls ein sehr rustikales Haus, in dem ein Restaurant untergebracht war. Niemand war weit und breit zu sehen, der Parkplatz, der einen sehr romantischen Blick auf den Strand und ein einmündendes Gewässer offenbarte, war samt des angrenzenden Palmenhaines total zugemüllt.

Die Schotterpiste bog nach links ab und wir folgen ihr. Zwischen der Piste und dem Strand befand sich ein Streifen Land, der teilweise in Grundstücke ausgemessen und mit "en vente" Schildern ausgestattet war. Teilweise standen auf diesen Grundstücken schon Schilfhütten, rustikale Häuser sowie auch das eine oder andere sehr schöne Steinhaus. Eines machte sogar einen richtig exklusiven Eindruck und paßte so gar nicht in das sonstige Ambiente. Irgendwann ging der Weg nicht weiter und wir mußten umdrehen. Ein Fischerort war das hier sicher nicht! Warum ausgerechnet hier Grundstücke zum Verkauf angeboten wurden, war uns schleierhaft. Der Blick auf Strand und Ozean war zwar unglaublich, die Häuser lagen aber genau in der Einflugschneise des Flughafen. Bei unserer Abreise konnten wir aus dem Flugzeug jedes einzelne Haus ausmachen!