Die Tierwelt an der Werse


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Mindestens seit den 1970er Jahren leben einige Wasserschildkröten in der Werse. Mehrere Tiere tauchten auf einmal an einer bestimmten Stelle auf. Es wird kolportiert, daß die Schildkröten den Schriftzug "Universität Münster" und eine fortlaufende Nummer in den Panzern eingraviert hatten. Damals waren die Tiere ein Sensation in einem heimischen Gewässer. Mitterweile liest man Internet von offenbar ausgesetzten Wasserschildkröten in ganz Deutschland.
An der Werse gibt es mittlerweile (mindestens) sechs Populationen. Da sich leider zahlreiche Bootsfahrer den Tieren gegenüber rücksichtslos verhalten, werde ich hier nicht die genauen Standorte nennen.
An der Stelle des ersten Auftretens lebten bis 2020 vier Rotwangen-Schmuckschildkröten. Ich vermute, daß sich die Tiere in den letzten Jahrzehnten in der Werse vermehrt haben.
Das Photo oben ist ein Schnappschuß vom März 2020. Gerne wird ein Baumstamm von mehreren Tieren besetzt, aber alle vier auf einmal vor die Linse zu bekommen war schon ein Glücksfall. Bei genauerer Betrachtung des Bildes stellte sich heraus, daß daß das dritte Tier von oben einer anderen Gattung angehört. Die Zeichnungen am Kopf sind sehr unspezifisch. Vielleicht ist es eine Gewöhnliche Schmuckschildkröte (auch: Hieroglyphen-Schmuckschildkröte).

Als ich an zwei außergewöhnlich warmen Tagen im Februar 2021 nach den Schildkröten Ausschau hielt, fand ich an der gewohnten Stelle jeweils nur drei Tiere früh aus der Winterstarre erwacht und auf Baumstämmen ein Sonnenbad nehmend. Einige Wochen später im März war auch Nr. 4 "erwacht".

Mitte Mai sah ich zu meiner großen Überraschung an der bekannten Stelle fünf Schildkröten auf zwei Baumstämmen beim Sonnen, war aber nicht schnell genug mit der Kamera bei der Hand. Und ich war noch überraschter, als ich etwa 200 Meter entfernt eine weitere, also sechste Schildkröte entdeckte, von der mir ein Schnappschuß gelang. Wurde dieses ebenfalls zur Gattung Rotwangen-Schmuckschildkröte gehörende Tier auch ausgesetzt oder vermehren sich die Tiere tatsächlich in freier Natur?

Ein einzelnes Tier (Rotwangen-Schmuckschildkröte) beim Sonnenbad im heißen Juli 2019.

Im Sommer 2022 tauchte auf einmal ein einzelnes Tier an einer völlig neuen Stelle deutlich flußaufwärts auf. Die Kopfzeichnung der Rotwangenschmuckschildkröte und ihre Größe ähnelt sehr stark der des Tiers auf dem Bild oben. Ist die Schildkröte gewandert? Photo vom Juni 2022.

Bei 16 Grad an einem Tag im März 2020 liegt die Schildkröte zwar in der Sonne, behält ihre Gliedmaßen aber noch angezogen unter dem Panzer. Der Bildvergleich ergab, daß es sich um das gleiche Tier handelt, wie beim obersten Bild auf dieser Seite, ggf. die Hieroglyphen-Schmuckschildkröte.

An einem warmen Sommertag reicht es zum Aufwärmen, nur den Panzer aus dem Wasser zu halten. (Rotwangen-Schmuckschildkröte) Photo vom Juni 2020.

Vorsichtig wird die Photographin beäugt. Photo vom Juni 2020.

Ist kein Baumstamm zum Sonnen vorhanden, reicht auch ein Stück vegetantionsfreies Ufer. (Rotwangen-Schmuckschildkröte) Photo vom Juni 2020.

Die Schildkröten leben in guter Nachbarschaft zu den anderen Wersebewohnern wie hier dem Bläßhuhn. Zum Zeitpunkt der Aufnahme passierte gerade auch ein Eisvogel die Szene. Photo vom Juli 2019.

Etwa zwei Flußkilometer flußabwärts von der vorherigen Stelle entfernt leben drei weitere Schildkröten. Auf diesem Bild ist mit größter Wahrscheinlichkeit eine Hieroglyphen-Schmuckschildkröte zu sehen. Photo vom August 2020.

Auch dieses Tier ist vermutlich eine Hieroglyphen-Schmuckschildkröte. Photo vom August 2020.

Hier die dritte Schildkröte, die ebenfalls ihren Besitzern lästig wurde. Photo vom August 2020.

An ungewöhnlich warmen Februartagen 2021 hatte ich an einer anderen Stelle flußaufwärts bereits drei Rotwangen-Schmuckschildkröten entdeckt. Im weiteren Umfeld der Stelle, wo ich im Jahr zuvor die oben beschriebenen drei unterschiedlichen Schildkröten gesehen hatte, lag nun eine einsame, ausgewachsene Rotwangen-Schmuckschildkröten beim Sonnenbad am Ufer.

An einer vierten Wersestelle, sehr weit von den beiden anderen entfernt, sah ich von Land aus im Frühjahr 2020 ein ausgewachsenes Einzeltier aus der Entfernung beim Sonnen und hatte keine Kamera zur Hand. Ende August nun fiel mir beim Bootfahren dort in der Nähe das Tier auf dem Photo auf. Auf die Entfernung war die Gattung des kleinen Tieres nicht ersichtlich. Die große Schildkröte vom Frühjahr war auch für den Rest des Jahres nicht mehr zu sehen. Photo vom August 2020
Die fünfte Stelle mit Schildkröten fand ich im Juni 2021, als mich die beiden Expemplare auf dem Photo argwöhnisch beäugten. Das verwundert nicht, denn im nahen Umfeld herrscht oftmals viel Trubel, der die Tiere sicher stört. Es könnte sein, daß es sich bei den beiden um Gewöhnliche Schmuckschildkröten (auch: Hieroglyphen-Schmuckschildkröten) handelt.
Im Juli 2024 entdeckte ich an einer sechsten Stelle eine weitere, noch recht kleine Schildkröte, vermutlich auch einen Gewöhnliche Schmuckschildkröte.. Der Sichtungsort liegt mit sechs Kilometern flußabwärts sehr deutlich von den anderen genannten Stellen entfernt. Photo vom Juli 2024

Anfang Mai brütete eine Graugans auf dem Nest. Da die Brutzeit 27 bis 29 Tage dauert und alleine das Weibchen brütet, zieht sich die Brutzeit für das Tier hin, welches - wie hier auf dem Photo - die Zeit mit hängendem Kopf und halbgeschlossenen Augen zu überbrücken versuchte. Gesellschaft leistete ihr eine Wildente mit ungewöhnlicher Färbung um die Augenpartie. Photo vom Mai 2022.

Anfang Juni hatte von der Kanadagans-Brut nur ein Küken überlebt. Photo vom Juni 2020.

An der Werse leben auch Nutria, manchmal Biberratten genannt. Diese ursprünglich aus Südamerika stammenden Tiere ernähren sich überwiegend vegetarisch. Durch das starke Unterwühlen der Ufer sind die ausgezeichneten Schwimmer bei Grundeigentümern zumeist sehr unbeliebt. Nach dem 2. Weltkrieg existierte eine Pelztierfarm zwischen Pleistermühle und Stapelskotten, die landläfig unter "Biberfarm" bekannt war. Nach einem starken Hochwasser entkamen Tiere. Ob die photographierte Population womöglich noch von diesen Tieren abstammt, ist pure Spekulation. Photo vom Oktober 2020.

An einem Tag mit Hochwasser ließ sich dieses Tier nicht beim Fressen stören. Photo vom Januar 2022.

Beobachtet man die Wasseroberfläche an einem ruhigen Tag aufmerksam, sieht man Nutria auch schwimmen. Photo vom Januar 2022.

Gab es bis in die 1990er Jahre deutlich mehr Teichrallen als Bläßhühner (Verhältnis 9 : 1) , so hat sich das Verhältnis nicht nur an der Werse, sondern deutschlandweit nunmehr umgekehrt. Ende März 2022 waren diese Bläßhühner im Hormonrausch.

Teichrallen unterliegen ganz offensichtlich mittlerweile einem deutlich größeren Verfolgungsdruck und haben eine höhere Fluchtdistanz Bläßhühner. Photos vom März 2022

Hier ein brütendes Bläßhuhn Mitte April 2021.

Zeitgleich mit dem brütenden Bläßhuhn begnete mir eine Stockente mit zwei offenbar gerade geschlüpften Küken.

Mitte Mai waren die ersten Bläßhühner mit frisch geschlüpften Küken unterwegs.

Mitte August hat von den Bläßhuhnküken bei der hohen Mortalitätsrate nur eines überlebt. Es ist noch nicht ganz ausgewachsen und hat ein helleres Gefieder als die rechts und links schwimmenden Eltern. Alle drei fraßen eifrig die Teichlinsen ("Entengrütze").

Zeitgleich schwammen in der Nähe drei halbwüchsige Teichrallen bereits ohne Begleitung der Eltern. Viel deutlich sichtbarer als die Bläßhühner sind sie noch als Jungtiere erkennbar (hellbrauners Gefieder, ungefärbert Schnabel).

An stillen Flußabschnitten sieht man häufiger einen Grau- oder Fischreiher auf Beute lauern. Im Hintergrund des Tieres sind noch die Reste des letzten Hochwassers zu sehen. Photo von April 2022. Auf dem rechten Bild ist ein Graureiher im Flug.

Waren Kormorane vor einigen Jahrzehnten an der Werse unbekannt, so gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von Tieren, die man gut auf Baumstämmen o.ä. beim Trocknen des Gefieders beobachten kann. Photos vom März 2021.

Nachdem die meisten Eisvögel an der Werse die extrem tiefen Temperaturen von ca. -17 Grad im Februar 2021 nicht überlebt hatten, erholt sich die Population langsam. Da die Tiere äußerst scheu sind und eine große Fluchtdistanz haben, sieht man sie meist von hinten (nämlich wegfliegen). Man braucht eine ruhige Umgebung und viel Geduld, um einen Vogel mit einer einfachen Digitalkamera gut abzulichten. Gut zu sehen auf diesem Bild ist der lange, spitze Schnabel. Photo vom Dezember 2022.

Ein Vogel von hinten in typischer Jagdhaltung auf einem niedrigen Zweig. Photo vom November 2022.

Diese beiden Wersebewohner genossen die warmen Sonnenstrahlen im Dezember . Photo vom Dezember 2022.

Diese Kraniche waren im Jahr 2021 Nachzügler und nutzten das klare Wetter wenige Tage vor Weihnachten zum Zug in den Süden. Wer hätte zu dem Zeitpunkt gedacht, daß nur wenige Wochen später im Februar wegen des extrem milden Winters die ersten Kraniche wieder zurückkkehrten. Photo vom Dezember 2021.