Über den Thompson Pass erreichten wir Idaho. Die Straße wurde wieder schlechter und auf einmal sahen wir auf der linken Seite einen Bach, den Prichard Creek, der aussah wie nach einem Bombenangriff. Wir hatten das Silver Valley erreicht! 1910 hatten Goldsucher im Goldrausch mit Dynamit und riesigen Baggern das Bachbett umgegraben, um schneller an das Edelmetall zu gelangen. Bald erreichten wir auch den Goldgräberort Murray, in dem heute noch Goldsucher in kleinen Stollen nach dem Metall graben. Leider hatten wir keine Zeit, uns in diesem Wildweststädtchen weiter umzusehen. Auf einer Schlaglochpiste, die sich mit extremen Steigungen und S-Kurven durch die Berge windet ging es weiter Richtung Wallace, wo wir wieder die I-90 erreichen wollten. Die Straßenführung war abenteuerlich, im Schatten von Ponderosakiefern und über Hochmoore und Sümpfe erreichten wir endlich unser Ziel! Ein Allradfahrzeug wäre für diese Tour wirklich angemessener gewesen, trotzdem bereuten wir nichts. Der Abstecher hatte uns gezeigt, das der Wilde Westen auch heute noch lebendig ist.
Auf der I-90 fuhren wir durch eine wunderschöne Landschaft noch ca. 70 km bis Coeur d'Alene. Wir erreichten die Stadt am frühen Abend bei strahlendem Sonnenschein und quartierten uns im Coeur d'Alene Resort ein. Das Hotel liegt am Lake Coeur d'Alene und wird als einer der 5 schönsten Seen der Welt bezeichnet. Der See trägt besonders zur touristischen Popularität der Stadt bei, wie wir an den Nummernschildern der Autos ablesen konnten. Trotz seiner erheblichen Belastung mit Schwermetallen, ein Erbe des Goldrausches im Silver Valley, tummeln sich Unmengen Besucher an und auf dem See. Bei uns am Hotel befand sich ein großer Jachthafen.
Einen besonderen Eindruck des Sees erhielten wir am Abend, als wir im dem Hotel angegliederten Gourmetrestaurant, welches sich in einem der oberen Geschosse befindet, zu Abend aßen: wir hatten einen traumhaften Blick übe das Wasser und die sich darin spiegelnde Sonne..
Am nächsten Tag wollten wir endlich die Westküste erreichen und starteten sofort nach dem Frühstück. Kurz vor Spokane überquerten wir die Staatsgrenze nach Washington und durchfuhren die riesige Ebene des Columbia Basins. Stundenlang ging es auf der I-90 schnurgerade durch eine staubtrockene Prärie rechts und links vom Highway - und das ganze beim bekannt langsamen US-speed limit. Es war zum Einschlafen.
Endlich erreichten wir den Snoqualmie Pass, "die" Ost - West-Passage durch das Kaskaden Gebirge. Bei strömenden Regen quälten wir uns und unzählige Lastwagen auf vielen Spuren den Highway hinauf.
Weiter ging es dann durch das pittoreske Kaskaden Gebirge, allerdings immer noch bei strömendem Regen. Kurz vor Seattle verließen wir dann die I-90 und bogen nach Süden in Richtung unseres Endziels, Olympia, ab, welches wir nach weiteren Stunden erreicht hatten. Wir konnten es nicht fassen, daß Mr. Lawyers diese Wahnsinnstour einmal wöchentlich absolvierte!
Nach einigem Suchen nach einer Unterkunft quartierten wir uns in der Nähe des Capitol Lake im Holiday Inn ein.
Bereits am nächsten Tag stand die Besichtigung der Olympia-Zweigstelle des Betriebes von Mr. Lawyers an, wo wir sehr freundlich aufgenommen wurden. Ein Angestellter zeigte uns auch noch die Firmen von "Mitbewerbern", die alle europäischen Dimensionen sprengten.
Danach machten wir einen Abstecher zum Pudget Sound, eine breite und tiefe Meerenge, die weit in den Staat Washington hineinreicht. In dem Gewässer befinden sich zahlreiche Inseln und Halbinseln, die ganze Gegend ist wildromantisch. Zudem hatten wir das unglaubliche Glück, einen Tag mit strahlend blauem Himmel erwischt zu haben - dadurch konnten wir in weiter Ferne glasklar den ansonsten von Nebel und Wolken verdunkelten Mt. Rainier sehen - wirklich eine Seltenheit!
Anschließend und abends stand ein Besuch von Downtown Olympia auf dem Programm. Olympia ist die Hauptstadt des Staates Washington, entwickelte sich aber nie zu einer Metropole wie beispielsweise das nahegelegene Seattle. Das Stadtzentrum ist überraschend klein und besteht an und für sich nur aus einigen Straßen mit Restaurants und Geschäften. Überragt wird alles durch das Capitol, einer originalgetreuen Nachbildung des Capitols in Washington DC. Gelegen sind die Verwaltungsgebäude am Capitol Lake, der im Zentrum der Stadt liegt. Eigentlich ist der See ein Seitenarm des Pudget Sounds. Die Stadt ist im Gegensatz zu vielen anderen amerikanischen Gegenstücken ziemlich belebt. Tagsüber kann man die zahlreichen Angestellten der staatlichen Organisationen beobachten und abends die Studenten des Evergreen State College. Besonders beliebt zum Ausgehen ist der Bereich in der Nähe des Capitol Lake Parks an der 4th Ave., direkt am Wasser gelegen. Abends gingen wir oft ins Oyster House, dessen Wahlmotto war "The Oysters you can eat today slept last night in Oyster Bay!" Dort überredete man uns zum Trinken des lokalen "Microbrew" Biers. Dabei handelt es sich um kleine, lokal ansässige Brauereien, deren Bier besonders gut sein soll. Problemlos durften wir alle Sorten durchprobieren, blieben aber dann doch lieber beim bekannten Budweiser oder Miller.
Auf einmal wurden wir dann von zwei Leuten angesprochen, die sich als deutsch- bzw. schweizerisch-stämmige Amerikaner erwiesen. Die feucht-fröhliche Party endete schließlich nachts um 2.30 Uhr bei einem der beiden Zuhause!
Unglücklicherweise waren wir am nächsten Tag bei einem anderen Geschäftspartner in Oregon verabredet, einen Termin, den wir nicht mehr absagen konnten. Also ging es auf der I-5 Richtung Vancouver bei Portland. Vom Highway aus konnten wir auch zum ersten Mal den 1980 explodierten Vulkan Mt. St. Helens sehen.
Nach Besichtigung der Firma Brown entschlossen wir uns, weiter zum Columbia River zu fahren und uns das Stauwerk Bonneville Dam anzuschauen. Vorher hielten wir aber noch an den Multnohmah Falls, der aus über 230 m Höhe herabstürzt und anschließend in den Columbia River fließt.
An einer anderen Stelle gab es einem lookout mit einem spektakulären Blick über den riesigen Columbia River. Gut konnte man sich vorstellen, wie die ersten Siedler hier entlang des Oregon Trails nach Westen gezogen waren...
Ca. 60 km östlich von Portland liegt der 1937 eingeweihte Bonneville Dam. Dieses gigantische Stauwerk versorgt mit seinen Turbinen die ganze nordwestliche Region der USA mit Strom. Aus Naturschutzgründen wurden in den 1970er Jahren auch mehrere Fischtreppen gebaut, über die Lachse und Forellen die Möglichkeit haben, das Bauwerk auf ihrem Weg zu den Laichplätzen unbeschädigt zu passieren. Es wurde auch extra Personal eingestellt, welches die Anzahl der wandernden Tiere, die hinter einer Plexiglasscheibe zu sehen sind, zählt. In einer kleinen Ausstellung wird der Artenreichtum des Flusses dokumentiert.
Zurück fuhren wir nicht den Interstate, sondern den auf der nördlichen Flußseite verlaufenden Highway 84 und kamen erst abends in der Dunkelheit wieder im Hotel an.
Am nächsten Tag waren wir mit einem weiteren Geschäftspartner in Olympia verabredet, der uns auch schon mal in Deutschland besucht hatte. Sehr freundlich wurden wir aufgenommen und freuten uns über das Wiedersehen!
Den Rest des Tages "kurvten wir herum" und landeten schließlich am Fuße des Mt. Rainier im Örtchen Elbe. Diese Häuseransammlung wurde tatsächlich in den 1870er Jahren von deutschen Auswanderern gegründet, die nicht zu übersehende Kirche stammt aus dem Jahre 1906. Direkt daneben befindet sich die Mt. Rainier Scenic Railroad, eine Museumsbahn, mit der man eine wildromantische Tour durch die Gegend machen kann. Abends trafen wir dann im "Oyster House" in Olympia wieder unsere deutsch-amerikanischen Bekannten.
Den nächsten Tag wollten wir zu einem ausgiebigen Besuch des Mt. Rainier benutzen, der sich uns an der vorherigen Tagen bei klarem Wetter phantastisch präsentiert hatte. Heute hatten wir aber Pech, wie eigentlich wohl meistens verschwand der Berg in den Wolken. Man sah die Hand vor Augen nicht. Trotzdem fuhren wir los.
Beim Nisqually Entrance fuhren wir in den Park, hielten einige Male bei schönen Wasserfällen und Flußläufen, was aber angesichts des feinen Niederschlages keine rechte Freude machte. Langsam arbeiteten wir uns mit dem Auto in Richtung des Visitor Centers vor, der höchsten mit dem Wagen zu erreichenden Stelle des Vulkans. Je höher wir kamen, desto mehr Schnee sahen wir rechts und links der Straße. Oben im Ort Paradise angekommen trauten wir unseren Augen nicht: der Schnee lag noch in Brusthöhe und die Weiterfahrt zur am anderen Ende des Nationalparks gelegenen Ausfahrt war wegen der Witterungsbedingungen gesperrt! Damit hatten wir allerdings im Juni nicht gerechnet. Also besuchten wir das sehr informative Henry M. Jackson Visitor Center, in dem die Besucher über die Grundlagen des Vulkanismus und der heimischen Fauna und Flora aufgeklärt wurden. Daneben konnte man natürlich die unvermeidlichen Souvenirs kaufen. Letztlich blieb uns nichts anderes übrig, als den gleichen Weg, den wir gekommen waren, wieder zurück zu fahren. Was muß man aber an klaren Tagen von hier aus für einen tollen Ausblick haben!
Auf dem Rückweg zu unserem Hotel machten wir noch einen kleinen Umweg an den Stadtrand Olympias zur Nisqually Indian Reservation, einer in der Tat sehr kleinen Reservation mit den typischen ärmlichen Häusern. Brandneu war allerdings ein Spielcasino, durch welches man augenscheinlich auf Einnahmen hoffte.