Nach diesem feuchten Erlebnis entschlossen wir uns am darauffolgenden Tag, eine Fahrt durch die Khlongs Bangkoks zu unternehmen. Den östlich des Chao Praya Rivers gelegenen Stadtteil Thonburi durchziehen zahlreiche natürliche und künstlich angelegte Wasserstraßen, die mit Longboats befahrbar sind. Diese Boote sind, wie der Name es schon sagt, extrem lang und schmal. Angetrieben werden sie durch einen Außenbordmotor thailändischer Art. Die Antriebsschraube sitzt an einem ca. 3 m langen Metallrohr, welches in den im Boot befindlichen Motor reicht. Die Stange ist beweglich, kann aus dem Wasser gehoben werden und dient auch als Lenkung. Der Lärm, den diese Motoren verbreiten, ist unbeschreiblich!
Die Tour durch die Kanäle war sehr sehenswert. Das Leben der Bevölkerung an und in den Kanälen unterschied sich grundlegend von dem, welches ich vorher in Bangkok gesehen hatte. Hütten standen direkt am Wasser oder auf Stelzen im Wasser. Unzählige Kinder badeten in der schmierigen Brühe, an den Pfählen waren Boote befestigt. Das Leben war ganz auf das Wasser ausgerichtet, Wäsche waschen, Abfall entsorgen, Baden - für alles dienen die Kanäle.

Mein nächster Tag stand ganz im Zeichen von Shopping, schließlich genoß Bangkok den Ruf einer Shopping Metropole. Auffällig waren überall die fliegenden Händler, die einem "garantiert echte Rolex-Uhren oder Kleidung aus Thai-Seide" verkaufen wollten. Natürlich waren weder die Uhren echt noch handelte es sich um echte Seide. Fertige Kleidung konnte man außer im Central Kaufhaus an der Silom Road nirgends kaufen.
Überall hieß es "Made to Measure", also Maßarbeit. Ich besuchte zig Geschäfte, wo man mir europäische Kaufhauskataloge in die Hand drückte. Ich solle mir ein Modell aussuchen, sie würden das dann nachnähen. Die Preise waren alles andere als günstig und mit den verschiedenen Seidenqualitäten kannte ich mich nicht aus. Also ließ ich die Finger davon, was bei den Betreibern der Schneidereien immer sehr unfreundlich aufgenommen wurde.
Da ich an diesen unerfreulichen Konversationen die Lust verloren hatte, ließ ich mich per Tuk Tuk zum Pratunam Markt in der Nähe der Rama 1 Road fahren. Es handelt sich um einen riesigen, überdachten Markt, der aus engen Gassen besteht, die mit Waren und Menschen vollgestopft sind. Bei etwa 30° C Außentemperatur, im Markt sicher einiges mehr, sah ich auch sog. Sweatshops. Hier bügelten Männer im Akkord gefälschte Marken-Jeanshosen. Hitze und Geruch war unbeschreiblich! Eine mörderische Arbeit. Angeboten wurde ansonsten alles, was man sich träumen lassen konnte, sowohl Lebensmittel als auch Kleidung. Völlig geschafft machte ich mich nach einer Stunde wieder auf den Heimweg zum Hotel.

Da ich nun erst mal eine Erholungspause brauchte, verbrachte ich den nächsten Tag am Pool des Hotels. Es war brüllend heiß, obwohl Bangkok ständig unter einer Dunstglocke hing, die die Sonne nicht vollständig durchließ. Abends besuchten wir eine Thaibox-Veranstaltung, die für Europäer sehr gewöhnungsgedürftig sind. Erlaubt sind Schläge und Tritte, die Kämpfe gehen über mehrere Runden, unterbrochen von schriller Thaimusik. Die Kämpfer sind höchst durchtrainierte, extrem zähe Burschen, die sich wirklich nichts schenken. Die sonst so zurückhaltenden Thailänder gingen hier bei den Kämpfen als Zuschauer ungewohnt aus sich heraus, es wurde gewettet und angefeuert, was das Zeug hielt.

Pattaya

Am nächsten Tag machten wir einen Ausflug nach Pattaya, einem Badeort, der leider das Bild der meisten Deutschen von Thailand prägt. Wir hatten aufgrund des chaotischen Verkehrs ein Taxi für den Tag gemietet, und los ging es morgens um 11 Uhr. Die Fahrt dauerte genau 3 Stunden und führte aus Bangkok hinaus und an der völlig zugebauten Küste entlang. Wir durchquerten auch mehrere größere Städte, der Verkehr war überall chaotisch. Endlich erreichten wir den Ort, der als "Rest & Recreation" Ort der GIs während des Vietnamkrieges Berühmtheit erlangt hatte, und ließen uns von unserem Fahrer an der Strandstraße absetzen.

Am Strand hatte man augenscheinlich vor nicht allzu langer Zeit eine Art Strandpromenade errichtet, die einen netten Eindruck machte. Das Wasser hingegen machte keinen sauberen Eindruck, kein Wunder eigentlich, denn Pattaya liegt in einer offenen Bucht, in der es augenscheinlich nicht zu einem entsprechenden Wasseraustausch kommt. Wir liefen über die Strandstraße und bekamen einen ersten Eindruck vom Charakter des Ortes. Da es früher Nachmittag war, war natürlich noch nicht viel Betrieb. Entlang der Straße reihte sich offene Bar an offene Bar, typische thailändische Einrichtungen, in deren Mitte eine Runde Theke steht um die herum sich fest installierte, drehbare Barhocker befinden.

Je weiter wir uns dem Zentrum des Ortes, South Pattaya, näherten, desto mehr Bars fanden wir vor, nur unterbrochen durch GoGo Clubs und ähnliche Einrichtungen, die durch aggressive Leuchtreklame auf sich aufmerksam machen wollten. Durch die engen Straßen knatterten die obligatorischen Mopeds, besetzt grundsätzlich mit einer Thailänderin und einem Weißen. Je weiter die Zeit fortschritt, desto mehr Frauen sahen wir auch an den Bars, offenbar Prostituierte beim Warten auf Kundschaft. Immer in Erinnerung bleiben wird mir ein Pärchen, die in einem offenen Lokal nebeneinander saßen: älterer Weißer mit jüngerer thailändischer Freundin. Er schaute desinteressiert auf die Straße, sie saß neben ihm und strickte! Viel hatten sich die beiden augenscheinlich nicht zu erzählen! Erstaunt nahm ich allerdings zur Kenntnis, daß die Großzahl der weißen Kunden von Thaiprostituierten nicht die älteren Männer des Klischees sind, sondern Männer mittleren Alters, die dort das exotische, anschmiegsame Thaigirl, das ihnen nie widerspricht, suchen. Was für Loser!

Zusammenfassend kann man sagen, daß Pattaya ein einziger großer Puff ist. Entnervt machten wir uns wieder auf den Rückweg nach Bangkok, der erneut 3 Stunden dauerte.

Bangkok

Nach diesem Rotlichtausflug stand am nächsten Tag wieder Kultur auf dem Programm. Ich besuchte den Palast König Chulalongkorn aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts. Vimanmek ist mit 81 Räumen das größte aus Teakholz bestehende Gebäude der Welt. Das Gebäude ist ein thailändisch-europäisches Gemisch, weil Rama V der erste thailändische Monarch war, der sich dem Westen öffnete. Durch ihn wurden beispielsweise im Königreich Stühle eingeführt, traditionell saßen die Thais auf dem Fußboden. Auch das Interieur des Palastes stellt einen großen Stilgemisch dar und ist sehr interessant zu sehen.

Ganz in der Nähe Vimanmeks befindet sich auch die Abhiseh Dusit Thronhalle, die ebenfalls aus der Zeit Rama V stammt und viktorianische mit Thai-Einflüssen paart. Im Gebäude findet eine interessante Ausstellung thailändischen Kulturhandwerkes statt, bei dessen Besichtigung ich das Glück hatte, eine thailändische Großfamilie beobachten zu können, die ganz offenbar der absoluten Oberschicht des Landes angehörte. Enkel, Großelten, Eltern, andere Anverwandte mit natürlicher Autorität. Welch ein Unterschied zu den Frauen, die ich am Tage vorher gesehen hatte!

Auf meinem Besichtigungsplan stand noch der Lumphini Park, gelegen am Ende der Silom Road. Es ist Bangkoks größter und populärster Park, eine grüne Oase mit künstlichem Teich und vielen gepflegten Rasenflächen inmitten des Stadtmolochs. Ein bißchen erinnert er an New Yorks Central Park, inklusive des Blicks auf die angrenzenden Hochhäuser.

Meine letzten Urlaubstage verbrachte ich mit ziellosem Umhergehen in der Stadt, was mich auf einmal unvermittelt in eine Art Armenviertel in der Nähe des Flusses führte. Hierhin verirrte sich wohl kein europäischer Tourist, wohl fühlte ich mich nicht in meiner Haut, kam aber auch in keine unangenehme Situation - trotz Kameratasche. Meine Devise galt immer - stetig freundlich lächeln, wie es die Thais auch praktizieren. Ich erntete zwar erstaunte Blicke von den Bewohnern des Viertels, erfuhr aber keine dumme Anmache.
Vorbei kam ich auch am verrufenen Nana Complex und der Soi Cowboy, die nunmehr die Hauptrotlichtattraktionen Bangkoks darstellen. Schon tagsüber herrschte reger Betrieb von westlichen billigen Bumstouristen...

Zum Schluß muß ich noch zugeben, daß wir von einem Taxifahrer in eine einschlägige Show abgeschleppt wurden. Abends nach dem Essen gingen wir häufig in das an der Silom Road gelegene Holiday Inn, wo abends gute Livemusik gespielt wurde. Einer der Taxifahrer, der uns zurück zum Hotel bringen sollte, bequatschte uns zum Besuch einer Show. Das Haus läge am Wege... Nun denn. Vor einem Gebäude in einer Nebenstraße der Silom Road wurden wir abgesetzt, es sah von außen völlig unspektakulär aus, unten befand sich sogar eine Art Kneipe, die wir durchqueren mußten. Weiter ging es in den ersten Stock, wo wir ein ordentliches Eintrittsgeld entrichten mußten. Der Showraum war bis auf die Bühne abgedunkelt, trotzdem konnten wir das Publikum erkennen. Es handelte sich ausschließlich um Japaner. Darunter waren auch zahlreiche Ehefrauen der Besucher. Es war schon ein komisches Auditorium. Da die "Show" schon im vollen Gange war, bekamen wir einen "Ehrenplatz" auf einem Sofa (!) direkt an der Bühe. Eine detaillierte Beschreibung der Machenschaften auf der Bühe schenke ich mir hier, die interessieren sicherlich eher einen Gynäkologen. Auffällig waren die total genervten Gesichter der Mädchen - bei dem Job kein Wunder. Nach einer Stunde war endlich alles vorbei, es war so ziemlich das Abtörnensde, was ich in meinem Leben gesehen habe...

Fazit der Reise: In Bangkok gibt es enorm viel zu sehen. Zur Besichtigung gehört allerdings eine absolut tropenfeste Konstitution, ein hervorragender Reiseführer mit Stadtplan und eine exakte Planung der Wege zu den Sehenswürdigkeiten, da der Verkehr jede westliche Vorstellungskraft übersteigt. Obwohl ich fast immer allein unterwegs war, bin ich nie in unangenehme Situationen geraten, einmal abgesehen von extrem aufdringlichen Händlern und deren Schlepper. Lassen Sie sich niemals von Leuten auf der Straße unaufgefordert ansprechen und bereden, Geschäfte zu besuchen. Da ist der Ärger vorprogrammiert! Es ist extrem schade, daß unser westliches Bild von Thailand vom Bumstourismus geprägt wird, der leider recht offensichtlich ist. Das Land hat mehr zu bieten!


Den Reisebericht für die Bangkokreise im Januar 2009 findet man hier.


Hier auf der nächsten Seite (3) geht es weiter mit einem Bericht über die Reise von Dezember 2009 bis Januar 2010.