Am nördlichen Ende grenzt die Stadt Cherokee direkt an den Great Smoky Mountains National Park. Die Smokies sind ein Teil des Appalachengebirges und der Name stammt von dem durch die hohen Niederschläge verursachten Verdunstungsnebel. Am besten erschließt man diesen Nationalpark, der der meistbesuchte der USA ist, auf Wanderungen, denn letztlich durchquert nur eine Nord-Süd-Verbindung den Park - eine Rundfahrt, wie beispielsweise in Yellowstone, ist nicht möglich.
Aufgrund der bereits fortgeschrittenen Zeit entschlossen wir uns, nicht den gesamten Park von Süd nach Nord zu durchqueren, sondern auf dem Kamm der Appalachen bei Newfound Gap nach Westen abzubiegen. Ziel war der höchste Punkt im Park, Clingman's Dome mit 2024 m. Die 11 km lange Straße bietet eine Reihe schöner Aussichtspunkte, sie endet in der Nähe eines Aussichtsturmes, den man nach circa 20minütigen Fußmarsch auf einem Weg mit einer ordentlichen Steigung erreicht. Wir hatten das ganz außerordentliche Glück, daß bereits andere Touristen vor uns in einem Baum nur zirka 5 m vom Weg entfernt eine Schwarzbärin und ihr Junges entdeckt hatten. Unglaublich, aber das Muttertier beäugte die Menschen zwar ständig, ließ sich aber ansonsten nicht vom Fressen abhalten. Ein unvergeßlicher Anblick! Sehr schön ist auch der Ausblick vom Aussichtsturm, der einen hervorragenden Eindruck vom landschaftlichen Charakter des Parks ermöglicht.
Am nächsten Tag hieß es Abschiednehmen von Asheville. Nächstes Ziel war das in gut 400 km Entfernung an der Küste in South Carolina gelegene Charleston. Über den Interstate 26 ging es in südöstliche Richtung. Als einzig sehenswertes Ziel hatte der Reiseführer die in der Nähe von Spartanburg gelegene Walnut Grove Plantation erwähnt und wir steuerten dieses Ziel an. Die Besonderheit dieser aus dem Jahre 1765 stammenden Plantage ist, daß es sich um keine hochherrschaftliche Anlage, sondern um ein eher einfaches Gebäude handelt.
Schnell hatten wir das ganz in der Nähe des Highways liegende Haus gefunden. Zu meinem großen Ärger hatte es am heutigen Sonntag leider erst nachmittags geöffnet. Erstaunlicherweise wurde darauf nicht nur auf Englisch, sondern auch auf deutsch hingewiesen. Ein Hinweis auf zahlreiche deutsche Besucher oder doch eher auf deutschstämmige Kuratoren?
Am späten Nachmittag erreichten wir bei schwülwarmen 38° die auch als "Perle des Südens" betitelte Stadt Charleston. Sie ist für die USA eine alte Stadt, immerhin wurde sie bereits 1670 gegründet. Den Reichtum von Charleston, ursprünglich Charlestown (eine Schenkung von King Charles II.), stellten vier Produkte sicher: Reis, Indigo, Hirschfelle und Baumwolle. Bekannt wurde die Stadt durch den amerikanischen Bürgerkrieg, der praktisch vor den Stadttoren begann. Die Unionstruppen hatten sich auf ein der Stadt vorgelagertes Inselchen, worauf Fort Sumter errichtet worden war, zurückgezogen. Die Südstaatler nahmen die Anlage am 12.4.1861 bis zur Aufgabe der Unionstruppen unter Beschuß und der Krieg nahm seinen Lauf.
Wir logierten uns im sehr zentral gelegenen Charleston Place Hotel ein und nutzten die nächsten Tage zur Erkundung der Stadt. Deren Attraktivität beruht in erster Linie aus den zahlreichen alten, zumeist liebevoll restaurierten Häusern aus allen Epochen der USA. Charleston bietet sich im Gegensatz zu den allermeisten Städten der USA für eine fußläufige Besichtigung an. Gerade in Downtown reiht sich ein wunderschönes (Herren-)Haus an das andere. Sehr interessant ist auch das Charleston Museum.
Aufgrund der großen Hitze von fast 40° entschlossen wir uns zu einer Fahrt ans Meer. Sullivan's Island und Isle of Palms sind die "Strandinseln" von Charleston und bieten die übliche Infrastruktur. Schön anzuschauen sind auch die zahlreichen älteren Strandhäuser. Am Ende der Straße der Isle of Palms befindet sich Fort Moultrie, eines der Forts, von denen aus Fort Sumter im Bürgerkrieg beschossen wurde. Auf dem Rückweg zur Stadt machten wir einen Zwischenstop am Patriot's Point am Fuße der imposanten Cooper River Bridge. Hier liegt, schon von weitem gut sichtbar, ein riesiger Flugzeugträger aus dem Zweiten Weltkrieg sowie ein U-Boot, beides kann besichtigt werden.
Ausgesprochen sehenswert sind zwei am Stadtrand von Charleston gelegene Plantagen. Boone Hall, gegründet immerhin 1681, befindet sich circa 10 km östlich der Innenstadt und ist vermutlich eine der bekanntesten Plantagen der Südstaaten. Mehr als eindrucksvoll ist die mehrere 100 Jahre alte, zum Herrenhaus führende Eichenallee. Das Haus selbst darf nur mit einer Führung besichtigt werden, an der man aber teilnehmen sollte. Ernüchternd oder auch interessant, je nach Blickwinkel, ist die Rundfahrt durch das Plantagengelände. Ein Großteil des Areals wurde verkauft, auf dem Rest der immer noch in Familienbesitz stehenden Plantage wird nun zum größten Teil Obst und Gemüse zum Selberpflücken angebaut. Durch diesen Nutzungswandel hatte sich auch die Landschaft verändert: wo sich früher riesige, offene Baumwollfelder befanden, sieht man heute durch Baumreihen getrennte Gemüsefelder.
Besonderen Wert wird auf der Anlage auch auf die Darstellung der Geschichte der Sklavenarbeit gelegt. In den einzelnen auf dem Gelände befindlichen Sklavenhäuschen gibt es Ausstellungen zur Thematik. Fernerhin finden regelmäßig Aufführungen zur Gullah-Kultur, der die Sklaven angehörten, statt. Die eigentümliche Bezeichnung leitet sich möglicherweise von Angola ab, einem der Hauptherkunftsländer der Sklaven.
Interessant ist auch der Besuch der 15 km nördlich der Innenstadt gelegenen Plantage Drayton Hall. Diese ehemalige Reisplantage von 1738 befindet sich im Besitz des National Trust und das Herrenhaus kann ebenfalls nur mit einer Führung besichtigt werden. Im Haus selbst befindet sich keinerlei Mobiliar und ich empfand die Führung als viel zu ausführlich. Geradezu lächerlich für einen Europäer war die stetig wiederholte Mahnung der Führerin, um Himmels willen bloß nicht die Wände zu berühren, denn diese seien ja schon soooooo alt.
In die Zeit unseres Aufenthaltes in Charleston fiel auch der Staatsbesuch von Kanzlerin Merkel. Hätte ich nicht ab und an über das Internet meine deutsche Lokalzeitung gelesen, wäre mir dieser Besuch in den USA verborgen geblieben, denn er wurde schlicht und einfach medial nicht beachtet. Fast täglich wurde hingegen in den großen amerikanischen Zeitungen über die EHEC Epidemie in Deutschland berichtet. In was für einem krassen Gegensatz dazu stand die auf allen deutschen Kanälen intensivste Berichterstattung über den Kanzlerbesuch. Der Besuch der Kanzlerin bei Obama hatte in den USA denselben Stellenwert wie der Besuch des Präsidenten von Burkina Faso in Deutschland.
Der Urlaub neigte sich langsam dem Ende entgegen und die letzten Tage wollten wir in Miami Beach verbringen. Von Charleston dauerte der Flug mit American Eagle nach Miami nur eineinhalb Stunden. Unser letzter Besuch in Miami datierte aus dem Jahre 2007 und in der Zwischenzeit hatte es hier einige Veränderungen gegeben. Erfreulicherweise war das Mieten von Leihwagen nun komplett reformiert worden. In unmittelbarer Flughafennähe war ein großes Gebäude errichtet worden, welches nunmehr alle Leihwagenfirmen beherbergt. Die früher so lange und lästige Anfahrt mit verschiedenen Bussen zu den peripher gelegenen Leihwagenfirmen entfiel nunmehr. Wie angenehm!
Nach gut 30minütige Fahrt hatten wir vom Flughafen aus unser letztes Ziel auf dieser Reise, das Ritz Carlton South Beach, in Miami Beach erreicht. Hier war es mit circa 30° etwas kühler als in Charleston, auch verstärkte der doch recht starke Wind und die vielen Quellwolken diesen Effekt. Wir nutzten unseren Aufenthalt zu einer langen Besichtigungsfahrt bis hinauf nach Pompano Beach, dem Augenschein nach gab es aber keine großen Veränderungen. Auch ein ausgiebiger Shoppingtrip zur Sawgrass Mall durfte natürlich nicht fehlen, ebenso wenig wie Erholungspausen am Strand. Ärgerlich und neu war, daß man die Straßennutzungsgebühr auf diversen Toll Roads und Express Lanes nicht mehr bar bezahlen kann. Die Kassenhäuschen waren Streichungen zum Opfer gefallen. Entweder man kauft nun einen Sun-Pass oder die Gebühr wird - samt happigem Aufschlag - via photographiertem Nummernschild von der Kreditkarte abgezogen. Es ist schon eine fahrerische Meisterleistung, sich im Miamier Highwaygewirr zurechtzufinden und gleichzeitig die Highways zu meiden, bei denen eine Barzahlung nicht mehr möglich ist!
Die Abende verbrachten wir zumeist bei Spaziergängen entlang des weltberühmten Ocean Drive. Auch hier ging alles wie seit Jahren seinen gewohnten Gang, Restaurant reihte sich ein Restaurant und die Menschenmassen quetschten sich an den Tischen vorbei. Eine Einheimische sagte zu mir: "das ist hier wie im Zoo". Das sie recht hat wurde mir spätestens klar, als uns ein splitternackter Mann in dem Park am Ocean Drive entgegenkam. Undenkbar in den USA, wo es selbst verboten ist, "Oben ohne" am Strand zu liegen!
Bei strömendem Regen verließen wir Miami in Richtung Frankfurt mit einem A 380 der Lufthansa. Der Riesenvogel landete erst seit einer Woche in Miami und wurde dementsprechend noch vom Publikum beachtet. Erfreulicherweise saßen wir diesmal auf dem Oberdeck und genossen den ruhigen Flug.
Fazit der Reise: Washington und Charleston sind unbedingt eine Reise wert. Inwieweit dies auf die besuchten Nationalparks zutrifft, muß man für sich selber beurteilen. Sicherlich sind sie landschaftlich schön, erinnerten mich aber häufig auch an Gegenden in Europa. Zudem wiederholen sich die Landschaftseindrücke. Ich persönlich bin mehr vom Westen der USA fasziniert.