Unser nächster Ausflug führte uns in die ca. 380.000 Einwohner zählende Inselhauptstadt Denpasar. Von unserem Taxifahrer ließen wir uns am 1932 von den niederländischen Kolonialherren erbauten Bali-Museum absetzen. Das ausgezeichnete Museum gibt einen guten Überblick über die Kultur Balis und spiegelt die traditionelle Palast- und Tempelarchitektur wider. Kaum hatten wir das Museum verlassen, sprach uns ein Balinese in ausgezeichnetem Englisch an und bot sich als Führer an. Da er einen vertrauenswürdigen Eindruck machte, engagierten wir ihn.

Als erstes besuchten wir den direkt neben dem Museum gelegenen Pura Jagatnatha, einen der 9 Staatstempel, wo wir uns mit Hilfe unseres Dolmetschers mit 2 Mönchen unterhielten.

Gegenüber von Museum und Tempel befindet sich der Puputan-Platz. 1906 hatten sich hier im Zuge kolonialer Auseinandersetzungen rund 2000 Balinesen in einen rituellen ungeschützten Amokangriff gegen die Holländer gestürzt und waren grauenvoll umgekommen. Sie hatten den Tod einem Leben in Unfreiheit vorgezogen. Auf dem Platz erinnert ein Denkmal in Form einer stilisierten Lotusblüte an den Massenselbstmord. Der Platz wird von einem völlig chaotischen Verkehr umflutet, denn hier treffen sich die beiden Hauptverkehrsstraßen von Denpasar. Wir folgten einer der Straßen und gelangten zum Pasar Badung, einem modernen, mehrstöckigen Markgebäude. Der Besuch im Untergeschoß, in dem Fleisch und Fisch verkauft wurde, war im wahrsten Sinne des Wortes bei der Hitze "atemberaubend".

Wir überquerten den Fluß Tukad Badung, der sich als stinkende Kloake entpuppte, in der nichtsdestotrotz aber Leute standen und angelten und gelangten zum Pasar Kumbasari, einem Einkaufszentrum für Kunstgewerbe.
Unser Führer konnte so gar nicht verstehen, daß wir kein Interesse am Kauf der kitschigen Holzfiguren hatten! Womöglich war er aber auch über eine entgangene Provision enttäuscht. Über schmutzige Seitenstraßen gelangten wir schließlich zum Puri Pemecutan, einer originalgetreuen Rekonstruktion des 1906 zerstörten Palastes des Rajas von Badung (alter Name von Denpasar). Unzählige Handwerker waren mit Steinmetzarbeiten beschäftigt, was wir mit großem Interesse verfolgten.

Damit war unsere Stadtbesichtigung beendet, wir entlohnten unseren Führer und nahmen ein Taxi zurück nach Nusa Dua. Denpasar hatte auf uns den Eindruck einer lauten, überbevölkerten und schmutzigen Stadt gemacht, die allerdings einige Sehenswürdigkeiten verbirgt.

Nach dem Besuch der chaotischen Hauptstadt beschlossen wir nun, eine Tour ins Landesinnere zu den berühmten Reisterrassen zu unternehmen. Von jedem Taxifahrer, mit dem wir innerhalb des Nusa Dua Distrikes Kontakt hatten, waren wir massivst bedrängt worden, mit ihm eine Tour "zu den Vulkanen" zu unternehmen. Nie fehlte der Hinweis auf die "guten Einkaufsmöglichkeiten" dort. Nach unseren einschlägigen Erfahrungen bislang, entschlossen wir uns, bloß weit weg von diesen Massentourismuszielen zu bleiben und statt dessen selbst anhand eines Reiseführers eine Tour auszuarbeiten.

Wir engagierten einen netten, vor allem unaufdringlichen Hoteltaxifahrer und los ging es morgens früh Richtung Denpasar und weiter nördlich nach Tabanan, einer größeren Stadt. In Antosari bogen wir rechts ab und fuhren nach Norden in in Richtung des 2276 m hohen Mount Batukau. Schon bald wurden wir von phantastischen Ausblicken auf die für Bali so typischen Reisterrassen entschädigt, die sich an die Bergänge schmiegten.

Überall konnten wir Menschen bei der Bestellung ihrer Felder beobachten, bei dem Klima eine unglaublich harte Arbeit! Den ganzen Tag stehen die Bauern gebückt mit nackten Füßen in den gefluteten Feldern. Maschinen sahen wir keine. Mit Hilfe unseres Fahrers konnten wir zu den Arbeitern Kontakt aufnehmen, die sehr freundlich reagierten.

Die schmale Straße führte durch eine Reihe von kleinen Dörfern und ab Pupuan in engen Kurven zurück zur Küste. In Pasut, mitten in den Bergen, zweigten wir nach rechts ab, um in das Gebiet des Gewürzanbaus zu gelangen. Schon bald sahen wir überall am Straßenrand Plastikplanen oder geflochtene Matten auf denen Vanille und Gewürznelken getrocknet oder in Beuteln zum Verkauf angeboten wurde. Unser Fahrer zeigte uns auch die oftmals direkt an der Straße stehenden Vanille- und Gewürznelkenbäume. Ein unvergeßliches Erlebnis, die Früchte, die wir nur getrocknet kennen, direkt vom Baum zu ernten! Mit Hilfe unseres Fahrers nahmen wir auch Kontakt zu Frauen auf, die Kaffeebohnen ernteten.

Auffällig war für uns die ungeheure Freundlichkeit, mit der uns alle Menschen in den Bergen begegneten. Als uns zufällig eine Festgesellschaft entgegenkam, winkten und lachten uns die Frauen zu und stellten sich in Pose, um photographiert zu werden. Was war das doch für ein ungeheurer Unterschied zu den Balinesen, mit denen wir bislang in den Touristenbezirken Kontakt hatten! Alle waren unglaublich aufdringlich, versuchten zu betrügen und waren meistenteils unfreundlich. Sie alle wollten - auf welche Art auch immer - ein Stückchen vom Kuchen der Tourismusindustrie abhaben, zu Lasten der Gäste. Die Menschen in den Bergen hingegen hatten augenscheinlich selten mit Touristen zu tun und waren neugierig, sich mit uns zu unterhalten. Wir waren heilfroh, nicht die angepriesenen Touren zu den Vulkanen unternommen zu haben. Vermutlich hätte uns dort die gleiche Atmosphäre empfangen, wie in den Strandbezirken.

In Asahduren führte die Straße durch einen unglaublich dicken Baum, "die" Attraktion des Ortes, die mich sofort an den Yosemite Nationalpark erinnerte. In zahlreichen Kehren wand sich die Straße wieder Richtung Strand, den wir bei Pekutatan erreichten. Auf der Küstenstraße, mit Zwischenstop in einem Fischerdorf, dessen schwarzer Strand und die bunten Fischerboote beeindruckten, ging es zurück zum Hotel.

Mit diesem ganz ausgezeichneten Ausflug neigte sich unser Urlaub auch schon wieder dem Ende entgegen.

Fazit der Reise: Vor dem Reiseantritt sollte man sich genau überlegen, wie man logieren möchte: Remmidemmi in Kuta ohne Chance, den aufdringlichen Händlern zu entgehen, dafür allerdings traumhafte Surfbedingungen (Gezeiten beachten!) oder exklusiver Urlaub in der Touristenoase Nusa Dua mit Privatstrand ohne Kontakt zur Bevölkerung. Letzterer sollte man in den Touristenorten sowieso mit Vorsicht begegnen, statt dessen lieber selbst Ausflüge weg von den klassischen Touristenzielen unternehmen. Zum Verständnis der balinesischen Kultur sollte man vor der Reise unbedingt einen guten Reiseführer zu Rate ziehen. Aufgrund des Klimas ist absolute Tropenfestigkeit Bedingung!


Literaturempfehlungen:


- Dusik, Roland: Bali, Java, Lombok, Köln 7. Aufl. 1995 (= DuMont Reisetaschenbücher)
- Eu, Geoffrey (Hrsg): Bali Baru. Singapore 1995 (Apa Guides)