Bau- und Kunstdenkmäler in Lengerich/Westfalen

von Friedrich Ernst Hunsche

Die evangelische Stadtkirche, spätgotisch, zweischiffig, zweijochig, zweijochig auch im Chor mit 5/8-Schluß und Sakristei an der Nordseite, löste 1497 einen älteren Bau ab, dessen reiches spätromanisches Portal (13. Jh.) an der Südseite erhalten ist. Lengerich gilt als alte Pfarrei, urkundlich 1147 erstmals genannt. Der Turm, in den drei unteren Geschossen mit großen Fenstern und Blendmaßwerk (2. Hälfte des 14. Jh.) ausgestattet, hat im oberen Abschluß neugotische Formen. Eine mächtige Säule trennt die beiden Schiffe, deren Joche Netzgewölbe zeigen. Die Fenster sind spitzbogig, dreiteilig, mit Maßwerk, vierteilig über dem Westportal.

Bei Grabung und Renovierung 1955/56 in der Kirche wurden Fundamente von zwei kleineren Saalkirchen mit eingezogener Rundapsis gefunden (12. und 13. Jh.)

Mehrere Epitaphien (Renaissance) aus dem 16. bis 18. Jh. erinnern an die ortsansässigen adeligen Geschlechter von Münster auf Haus Vortlage, von Diepen-broick und von Steinwehr auf Haus Marck. In der Kirche befand sich im Mittelalter ein Bild der hl. Margareta, das bei Wallfahrern als wundertätig galt, 1525 aber am Beginn der Reformation in der Grafschaft Tecklenburg vernichtet wurde. Im Turm hängt die älteste, der hl. Katharina geweihte Glocke des Tecklenburger Landes aus der Zeit um 1330.

Die evangelische Kirche im Ortsteil Lengerich-Hohne wurde 1924 eingeweiht. Die katholische Stadtkirche stammt von 1926-1928, 1971 umgebaut.

Ein Wahrzeichen Lengerichs ist das Torhaus - „Römer" genannt, Herkunft des Wortes nicht eindeutig geklärt — südöstlich der evangelischen Stadtkirche, ursprünglich Eingangstor zum Kirchhof, der an der Westseite, nach Bodenfunden zu urteilen, ein zweites Tor hatte. Das Torhaus hat spitzbogige Durchfahrt (von etwa 1500), zeigt unten spätgotische, im Aufbau Renaissanceformen (18. Jh.).

Haus Vortlage, ehemaliges Rittergut bei Lengerich, seit Mitte des 14. Jh. nachweisbar als Sitz der Herren von Münster. Jetzt ein schlichter Bau aus dem 18. Jh. Torpfeiler von 1730. Fachwerkmühle von 1782. Ein benachbarter Vorgängerbau des Rittergutes - aus dem 11./l2. Jh. vermutlich - wurde bei Straßenbauarbeiten fast vollständig zerstört.

Haus Marck, Wasserburg in der Bauerschaft Wechte südlich der Stadt Tecklenburg aus der Zeit um 1400, Sitz der Herren von Hörne, 1562-1565 Erneuerung und Erweiterung durch den kaiserlichen Obristen Jürgen von Holle (+ 1576). Danach im Besitz der Familie von Diepenbroick. Umbau im 18. Jh. Sehenswert der Rittersaal mit Porträtsammlung, Waffen, Mobiliar aus dem 16. bis 18. Jh. Auf Haus Marck wurde 1831 Friedrich von Bodelschwingh, Begründer der Betheler Anstalten, geboren (Erinnerungstafel im Innenhof).