Geschichte von Spindlermühle

Spindlermühle wird bereits in der älteren Literatur als Perle des Riesengebirges bezeichnet, dies wegen der außergewöhnlich schönen und geeigneten Lage im Herzen des höchsten böhmischen Gebirges, dessen heutiges Zentrum wir im Tal des Zusammenflusses von Elbe und Peters-Seiffen vorfinden. Die Stadt ist von allen Seiten von den Gebirgszonen des bereits im Landesinneren gelegenen Böhmischen Kammes mit den Anhöhen Bockflußkamm, Planur, Krkonoš und am Ende mit der Anhöhe Schüsselberg geschützt. Nur die enge Klamm zwischen den Bergen, durch die sich der spätere europäische große Strom den Weg ins Landesinnere bahnt, verbindet diesen Ort mit der übrigen Welt. Die günstigen klimatischen Bedingungen und der Reiz des Gebirgsmilieus bildeten die Voraussetzung für die Entstehung des vielbesuchten Fremdenverkehrs-, Touristik-, Wintersport- und Erholungszentrums.

Die vergangenen zweihundert Jahre seit dem Zeitpunkt, da Spindlermühle als selbständige Siedlung in die Geschichte einging, bieten Gelegenheit, uns einige Daten aus seiner Entwicklung in Erinnerung zu rufen. Ein wichtiger Tag war diesbezüglich der 13. Juli 1793, als der Kaiser der habsburgischen Donaumonarchie Franz Il. den Bau einer Kirche in diesem Teil des Gebirges durch ein einschlägiges Patent genehmigte. Da wurden endlich die Bemühungen der hiesigen Ansiedler von Erfolg gekrönt, die auf dem Elbeufer in der dem Müller Spindler gehörenden Mühle zusammenzukommen pflegten. Die Bewohner der Holzfällerhütten auf den Hängen des Bergkammes Ziegenrücken und des Schürffeldes in Langengrund unter dem Berg Heuschober konnten schließlich ein Heiligtum erbauen, das die halbverfallene Kapelle in St. Peter ersetzen sollte; die neue Kapelle sollte dem Patron der Metallgräber und Hüttenarbeiter, dem hl. Apostel Petrus, geweiht sein. Merkwürdigerweise lehnte der Vorgänger des genannten Kaisers, Josef II, der als einziger der Habsburger persönlich das Riesengebirge besucht hatte, hartnäckig die wiederholten Ansuchen aus diesem entlegenen Bergwinkel ab. Die Einwohner hatten sich bereits in den Jahren 1784 und 1787 vergeblich an ihn mit der diesbezüglichen Bitte gewandt. Hingegen hatte er in der unweit gelegenen Region um Marschendorf, in Groß Aupa und Klein Aupa, den Bau von Kirchen anstandslos bewilligt.

Kurios ist der Umstand, daß bei der Abfassung des Ansuchens und später Ausstellung des Patentes ein Irrtum unterlief. Es kam zur Verballhornung des Namens des Begründers der Mühle, anstelle von richtig "Spindler" wurde "Spindel" angeführt, was dann zu fehlerhaften Versuchen bei der Übersetzung des Ortsnamens ins Tschechische führte, so z. B. im Jahre 1842 in "Bretenský Mlejn" oder "Vretennı Mlın" nach dem Jahre 1918, was später durch einen speziellen Ministerialerlaß berichtigt werden mußte.

Die kleine Holzkirche entwickelte sich bald nach der Fertigstellung zum geistigen Zentrum der sich neu entfaltenden Gebirgsgemeinde. Erst am 26. Juni 1802 wurde der Grundstein für eine neue gemauerte Kirche gelegt, deren Bau sich aber mangels an Geldmitteln verzögerte. Sie wurde erst fünf Jahre später fertiggestellt, und die ersten Gottesdienste fanden dort am 1. November 1807 statt.

Wirtschaftliches Zentrum der Gemeinde blieb die erwähnte Mühle. Wo sie genau stand, wissen wir nicht, vielleicht an der Stelle des nachmaligen Hotels "Spindelmühle". Die Annalen verraten, daß sich damals im Elbetal von Hohenelbe bis hinein ins Gebirge drei "Klappermühlen" befanden. Über sie berichtet eine Beschreibung des Herrschaftsgutes Hohenelbe aus der Feder des Justiziars Lamb (1830), daß sie nur selten etwas zu mahlen hatten, da man das Getreide hierher bloß im Winter auf Schlitten befördern könne.

Die wahrscheinlich älteste Siedlung auf dem Gebiet der Stadt von heute bildete eine nicht allzu wichtige Gruppe ärmlicher Hütten, die vielleicht in der Saison als Behausungen der Kumpel und des Gesindes um die das geförderte Erz verarbeitenden Hüttenwerke dienten.

Die Erwähnungen einer Montantätigkeit in diesem Gebiet reichen bis an den Beginn des 16. Jahrhunderts zurück. Damals bewilligte der böhmische König Ludwig aus dem Geschlecht der Jagellonen (1516-1526) den Kumpeln in St. Peter Stundungen bei der Zahlung der Zehnten sowie sonstige Erleichterungen. Der Historiker Erhard Müller behauptet jedoch, St. Peter sei erst nach dem Jahre 1600 entstanden, und will dies durch die Behauptung untermauern, daß der Ort auf der Landkarte aus dem Jahre 1580 nicht angeführt ist. Auf Grund von Analysen dieses Werkes wissen wir jedoch, daß der Autor der Karte, Maler Simon Hüttel aus Trautenau, die Topographie des mittleren und westlichen Riesengebirges nicht genau kannte und demnach die Glaubwürdigkeit seiner Angaben zweifelhaft ist.

Die Förderung von Silber-, Kupfer- und Arsenerzen an diesem Ort interessierte zweifelsohne auch Christoph von Gendorf, dem das Herrschaftsgut Hohenelbe zugefallen war und der sich um die Erhebung von Hohenelbe zur Montanstadt Verdienste erworben hatte. Wenngleich die Erträge der Edelmetallförderung in St. Peter nicht mit jenen in Kuttenberg zu vergleichen waren, wurde auch Silber aus dem Riesengebirge an die königliche Münzstätte abgeführt. In der Blütezeit der Zechen im Jahre 1621 lieferte St. Peter an Prag Kupfer und Silber um 9 728 Gulden. Es ist nicht uninteressant, daß - wenngleich ohne historischen Beweis - der Tradition nach Silber aus dieser Lokalität zur Anfertigung edlen Glockengutes für den Abguß des "Totenglöckchens" verwendet wurde, das ursprünglich in der alten Kapelle in St. Peter hing und später in die heutige St.-Peterskirche im Stadtzentrum übertragen wurde.

Die Edelmetallförderung war mühselig und sehr schwierig, dies nicht nur wegen des harten Gesteins, sondern vor allem wegen zeitweiliger und unerwarteter Naturkatastrophen, die dann die Förderung für eine gewisse Zeit unterbrachen. Des öfteren kam es zur Überflutung der Stollen durch Springfluten bei Wolkenbrüchen, aber auch zu Bränden; im Winter wiederum drohte die Gefahr von Schneelawinen. Die Grubentechnik war unzureichend, daher hatten die Namen der Schürffelder, wie z. B. "Bei Gottes Segen" auf dem Berg Heuschober (1589) oder "Gottes Hilfe" im Langen Grund, für die Bergleute einen besonderen Klang. Im 17. Jahrhundert wurde die Montantätigkeit durch den Dreißigjährigen Krieg unterbrochen. Die neuen Besitzer des Herrschaftsgutes Hohenelbe bemühten sich, den Montanbetrieb zu erneuern, jedoch mit wenig Erfolg. Weitere Versuche fanden eine Wiederholung bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Spärliche Spuren dieser Bestrebungen können wir auch noch jetzt vorfinden. Es zeigte sich jedoch, daß die unberührten, wunderschönen und bislang von der Förderung nicht allzu stark betroffenen Riesengebirgswälder weitaus größeren Reichtum bieten können.

Die Prospektoren- und Montantätigkeit, für die St. Peter ein Beispiel liefert, wurde von einer neuen Welle der wirtschaftlichen Nutzung des Riesengebirges abgelöst, die sich auch auf das Gebiet des heutigen Ortes Spindlermühle und seines Ortsteiles Krausebauden konzentrierte. Die ältere und vielleicht zutreffendere Bezeichnung dieser Lokalität, Krausebauden, wird heute noch oft verwendet. Die ersten Kolonisten kamen hierher aus dem oberen Donautal um das Jahr 1550. Ursprünglich übersiedelten sie, ähnlich wie die Erlebachs und weitere Familien, hierher als Kumpel, aber später wurde die wunderschöne dreieckförmige Wiesenenklave nördlich von Honzova strouha (Hans Graben/Kanal??) zu einem Zentrum der Nutzung des hiesigen Waldreichtums. Die Zuwanderer wurden renommierte Holzfäller, die auf Grund ihrer Erfahrungen aus den Alpenländern die Holzförderung für die Gruben von Kuttenberg organisierten. Für den Abtransport dieses Rohstoffes benützten sie die Wasserläufe. An den oben gelegenen Bächen wurden zu diesem Zweck sog. "klausy" (Talsperren) zwecks Aufstauung der Wässer angelegt. In den Frühlingsmonaten wurde das Holz bis nach Kolin verflößt und von dort dann auf Wagen nach Kuttenberg gebracht. Einen Beweis für diese Tätigkeit liefern bereits untergegangene Bezeichnungen in St. Peter: Klaußengraben (heute Tal des Baches Dolskı potok) oder Klausenbach, ein in die Elbe mündender Bach (heute Drevarskı potok). Die erhaltenen Mischwälder des Riesengebirges verschwanden allmählich unter den Schlägen der Äxte und beim Kreischen der Sägewerke.

Hierher kamen auch noch weitere Siedler und Fachleute, die sich auf einem Territorium niederließen, das heutzutage in Spindlermühle zwischen der Elbebrücke und der Kirche abgegrenzt werden kann. Der in Vergessenheit geratene Name dieses Ortes Spaltenbauden läßt uns nicht im Zweifel darüber, wer hier zu den ersten Bewohnern seinem Beruf nach gehörte. Die neuen Zuwanderer kamen nach der lokalen Tradition, zum Unterschied zur Familie Kraus, aus Württemberg um das Jahr 1785. Übrigens kann der oft vorkommende Zuname von Alteingesessenen im Riesengebirge Holzmann, dafür als Beweis dienen. Durch das rücksichtslose Abholzen der hiesigen Wälder nicht nur für die Bergwerke, sondern auch für das Brennen von Holzkohle in den Meilern, entstanden ausgedehnte Kahlschläge und es kam, in der heutigen Terminologie ausgedrückt, zur ersten ökologischen Krise. Die Verwaltungen der Herrschaftsgüter suchten nach Auswegen in Form einer ungeeigneten Aufforstung durch die Anlegung rasch wachsender Nadelbaummonokulturen größtenteils aus fremden Samen.

Hand in Hand mit dem Aufschwung der wirtschaftlichen Tätigkeit ändert sich allmählich die Erwerbsweise der Holzfäller von Krausebauden. Neben dem Interesse am Wald weitete sich die Viehzucht in Form der Baudenwirtschaft auf den neuentstandenen Wiesenenklaven aus. Dabei entstanden auf Kosten des Waldes Knieholzbestände. Manchmal waren sie auch entfernt von der Gemeinde auf den Hängen des Grenzkammes in Silberkamm. Über Anregung der Verwaltung des Gutes der Familie Harrach entstehen Hofbauden unter dem Berg Große Sturmhaube, wie z. B. Martinsbaude (1624), Bradlerbaude (1637), wenn wir nur die ältesten nennen wollen. Bis dorthin trieb man in den Sommermonaten das der hiesigen Herrschaft gehörende Vieh auf die Weide. Die Baudenwirtschaft wird nach und nach seit der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert neben der Waldnutzung zur dominierenden Form der wirtschaftlichen Verwertung des ausgedehnten Gebietes in der Umgebung der heutigen Stadt Spindlermühle. Eine gewisse Rolle spielte hier die Beendigung der Grenzstreitigkeiten (1710) zwischen den böhmischen Herrschaftsgütern der Familien Harrach und Morzin und der schlesischen Familie Schaffgotsch; die Grenze stabilisierte sich auf dem Schlesischen Kamm.

Mit der Geschichte der Stadt ist auch ein interessanter Umstand in bezug auf die Zugehörigkeit der einzelnen Gemeindeviertel zur Obrigkeit verknüpft. Es ist nicht allgemein bekannt, daß die Elbe eine strikte territoriale Trennungslinie darstellte. Alles auf dem rechten Ufer gehörte der Familie Harrach, die linksufrigen Gebiete den Familien Czernin und Morzin. Aus der Blütezeit der Baudenwirtschaft stammen Berichte über die Existenz einer weiteren, einst selbständigen Siedlung, die heute eingemeindet ist. Es geht um die Lokalität Ochsengraben, die zum erstenmal im Jahre 1676 erwähnt wird. Allgemein herrscht die Meinung vor, sie habe ihren Namen nach dem Weidengrund für das Vieh aus der Obrigkeit Hohenelbe bekommen. Es wird aber auch eine zweite Interpretation genannt, wonach die Siedlung von alten Kumpeln so genannt wurde, die Orte mit einem Vorkommen von Erzlagern zu bezeichnen pflegten. Erwähnen wir die nahen Lokalitäten Klauselberg und das Magnetitlager von Hartmannsdorf.

Etwas anders entwickelte sich der heute recht ansehnliche Teil von Spindlermühle-Friedrichsthal, früher Teil der Krausebauden. Er verdankt seine Entstehung dem Glasmacher Fabian Donth aus Rochlitz, der hier auf den Grundstücken des Grafen Harrach mit dessen Einwilligung im Jahre 1746 eine kleinere Glashütte erbaute. Sie sollte das Holz aus Windbrüchen nach Sturmwehen verarbeiten, hielt sich aber nicht lange am Leben und ging bald ein. Der Ort blieb aber bewohnt, entfaltete sich allmählich und gewann an Bedeutung. Vierzig Jahre darauf gebot Graf Johann von Harrach, in diesen Orten einen Eisenhüttenofen samt einem Pochwerk aufzustellen. Seit dem Jahre 1812 arbeitete hier dann auch ein herrschaftliches Sägewerk und produzierte u. a. Dachschindeln. Heute findet sich von diesen Anlagen kaum eine Spur. Der Name des Begründers der Glashütte Friedrich von Harrach -Friedrichsthal- blieb aber erhalten.

Während am Beginn des 19. Jahrhunderts die ersten Gruppen romantischer Liebhaber der wilden Gebirgsnatur mit Bergführern und Trägern aus der schlesischen Stadt Warmbrunn auf die Bergkämme aufbrachen, herrschte um die St.-Peterskirche noch immer beschauliche Stille. Der Bericht des Dr. K. Hoser über einen herrschaftlichen Jäger, der in Spaltebauden den dorthin kommenden Gästen Unterbringung und Verpflegung biete, war eigentlich der Uranfang des Tourismus. Der Autor prophezeite mit seiner Bewunderung für diesen Ort am Beginn des 19. Jahrhunderts eigentlich dessen künftige Zweckbestimmung. Damals standen dort nur einige Holzhütten. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verwandelt sich innerhalb einiger Dezennien die beschauliche Gebirgsgemeinde rasch in eine Sommerfrische. Die Schönheiten des Ortes mochten vielleicht zuerst vier Gäste aus Breslau in Schlesien beim ersten Besuch im Jahre 1864 "entdeckt" haben. Sie bezogen Quartier in zwei Räumen und in der "Mägdekammer" im Erdgeschoß der uns bereits bekannten Mühle Spindlers. Ganz bezaubert von dem hiesigen wunderschönen Milieu begannen sie dann alljährlich hierher zu reisen.

Anfänglich war die Verbindung des Ortes mit der übrigen Welt sehr schwierig. Der vom Zollamt in Friedrichsthal kontrollierte, wenig passierbare Handelsweg über Leierbauden und den Sattel Spindlerpaß war für den Kontakt mit Preußen bedeutsam. Der Verbindung mit dem Landesinneren dienten sehr schlechte Fahrwege. Der eine führte von Starkenbach über Hinterwinkel zu den Krausebauden und nach Friedrichsthal, der zweite von Hohenelbe über Pommerndorf auf der Trasse des Stegs Verina stezka (Glaubenssteg??) nach St. Peter. Eine Änderung trat erst in den 1870er Jahren ein, wo der unzureichende Fußweg längs der Elbe durch eine solidere Fahrbahn ersetzt wurde. Große Verdienste um die Werbung für Spindlermühle erwarb sich der Österreichische Riesengebirgsverein seit dem Jahre 1880. Sein Begründer und führender Funktionär war Eduard Rudolf Petrák, Lehrer in Krausebauden und Marschendorf in den Jahren 1878-86, gebürtiger Tscheche aus Ober-Brennerei. In Spindlermühle entstanden zahlreiche Gasthäuser mit Unterkunftseinrichtungen, auch die allmählich entstehenden Bauden auf den Gebirgskämmen boten den Besuchern ihre Dienste an. Die hiesigen Gebirgler entwickelten sich allmählich zu Unternehmern, Gastwirten und Hoteliers. Der Riesengebirgsverein legte ein Netz markierter Wege an, die in Spindlermühle zusammenliefen. Das Riesengebirge wurde immer attraktiver.

Der günstige Trend war aber auch von unangenehmen Begleiterscheinungen überschattet. Vor dem Ende des 19. Jahrhunderts wurden Spindlermühle und die umliegenden Berge von katastrophalen Naturschäden in Form von Wolkenbrüchen betroffen, bei denen die Gebirgsbäche wild ausuferten und sich als unbezähmbares vernichtendes Element entpuppten. Es waren dies die Überschwemmungen vom 17. Juli 1882 und insbesondere dann am 29. und 30. Juli 1897. In der Gemeinde entstanden beträchtliche Schäden, insbesondere an den längs der Elbe stehenden Gebäuden. Lange Jahre arbeiteten an den so betroffenen Stellen Fachleute aus den südlichen Gebirgsregionen der Habsburger Monarchie (Italiener) als Steinmetzen an der Regulierung der Wasserläufe. Im Laufe dieser Arbeiten in der Nähe der Brücke wurde das Flußbett der Elbe etwas mehr nach Westen verlegt, so daß einige Gehöfte von Friedrichsthal auf das linke Ufer, jenseits des Wassers, gerieten.

Wichtigster Eingriff in das Landschaftsbild war allerdings der Bau einer Talsperre an der Elbe im Raum der Krausebauden in den Jahren 1910-14. Hier entstand ein etwa einen Kilometer langes Retentionsbecken mit einer Ausdehnung von 40 ha. Seine äußerst nutzbringende Funktion bei der Aufstauung der Sturmfluten bewährte sich oftmals, zum letzten Mal in den 1970er Jahren.

Mit der Zeit hörte Spindlermühle auf, bloß Sommerfrische zu sein. Im Winter wurde seine Stille zeitweilig durch die Fahrten ausgelassener Gesellschaften aus Schlesien über Peterbaude auf Schlitten, den sog. Hörnerschlitten, unterbrochen. Die Ausweitung des Skisportes bewegt die hiesigen Unternehmer dazu, ihre Objekte auch im Winter als Herbergen anzubieten. Nach der Entstehung der Tschechoslowakischen Republik zwischen beiden Weltkriegen setzt sich hier der tschechische Einfluß stärker durch, nicht nur unter den Besuchern des Gebirges, sondern auch in der Unternehmersphäre. Pächter in Elbfallbaude war Bedrich Hlošek, auf der Martinsbaude Ferdinand Nejedlı und auf der Spindlerbaude die Familie Lhota. Direkt im Zentrum von Spindlermühle leitete Josef Košfál das Hotel Slavia. Nach der Anlegung einer Landstraße zur Spindlerbaude strebte die Stadt eine Verbindung mit Schlesien an und verhandelte über die Fortsetzung der Landstraße über Hain mit dem Anschluß an das Netz des nördlichen Riesengebirges. Die schlesischen Grenzbewohner widersetzten sich aber der drohenden Konkurrenz. Es verliefen auch Verhandlungen über den Bau einer Seilbahn auf den Grenzkamm von Mädelkamm aus, aber diesbezüglich war die Stadt Johannisbad erfolgreicher. Dann aber kamen die traurigen 1930er Jahre. die Lostrennung des Grenzgebietes und der Zweite Weltkrieg. Das war eine Zeit, die ein selbständiges Kapitel erfordern würde.

Widmen wir uns aber lieber abschließend in dieser kurzen historischen Exkursion einigen für die Gegenwart charakteristischen Daten. Die Stadt Spindlermühle nimmt zusammen mit all ihren Siedlungen und Gebirgsbaudengruppen auf den Bergkämmen ein Territorium in der Ausdehnung von 7 692 Hektar ein. Auf 6 872 ha befinden sich noch immer schöne, an einigen Stellen jedoch durch Immissionen und Exhalationen ziemlich geschädigte Wälder. In der Stadt leben 1 285 ständige Bürger und annähernd weitere 1 700 vorübergehend untergebrachte Personen, die in der Stadt und ihrer Umgebung Arbeitsgelegenheit gefunden haben. In der Saison erhöht sich die Besucherzahl um ein Vielfaches. Mit den Dutzenden Hotels, Erholungsheimen, Pensionen und weiteren Dienstleistungsobjekten, Seilbahnen und Sportinstitutionen, der Zentrale des Bergrettungsdienstes gehört die Stadt zu den international bedeutsamen Erholungs- und Touristikorten. Sie entwickelte sich auch zum Schauplatz vieler gesamtstaatlicher, europäischer und weltweiter Sportwettkämpfe. Spindlermühle stellt heute das wichtigste Zentrum im Herzen des meistbesuchten Gebirges der Tschechischen Republik -des Riesengebirges- dar.

Orts- und Landschaftsnamen (tschechisch - deutsch)

Spindleruv Mlýn
Spindlermühle
Labe
Elbe
Dolský potok
Peters-Seiffen
Kozí hrbety
Bockflußkamm
Pláne
Planur
Krkonoš
Krkonoš
Medvedín
Schüsselberg
Dlouhý dul
Langengrund
Stoh
Heuschober
Svatý Petr
St. Peter
Maršov
Marschendorf
Velká Úpa
Groß Aupa
Malá Úpa
Klein Aupa
Vrchlabí
Hohenelbe
Trutnov
Trautenau
Kutná Hora
Kuttenberg
Krausovy Boudy
Krausebauden
Honzova strouha
(Hans Grund ????)
Starý Kolín
Kolin
Drevarský potok
Klausenbach
Špalkové boudy
Spaltenbauden
Sedmidolí
Silberkamm
Velký Sišák
Große Sturmhaube
Martinova bouda
Martinsbaude
Brádlerovy boudy
Bradlerbaude
Volský Dul
Ochsengraben
Struhadla
Klauselberg
Hertvíkovice
Hartmannsdorf
Bedrichov
Friedrichtsthal
Rokytnice
Rochlitz
Cieplice Sl.-Zdrój (polnisch)
Bad Warmbrunn
Jelení boudy
Leiderbauden
Slezské sedlo
Spindlerpaß
Jilemnice
Starkenbach
Rovinku
Hinterwinkel
Strázné
Pommerndorf
Verina stezka
Glaubenssteg??
Horní Branná
Ober-Brennerei
Petrovka
Peterbaude
Labská bouda
Elbfallbaude
Špindlerovka bouda
Spindlerbaude
Przesieka
Hain
Dívcí Lávky
Mädelkamm
Janské Lázne
Johannisbad