Die Geschichte des Ortes Blasdorf bei Schömberg (Kreis Landeshut i. Schles.), heute Błażejów (Polen)

Über Blasdorf

Ein kleines Straßendorf am östlichen Fuß des Rabenstein-Berges und im südlichen Teil des Grüssauer Talkessels. Die höher gelegenen Gebäude liegen am Ende des Tals und den Ostabhängen des Schaf-Berges, die tiefer gelegenen Gebäude grenzen an Schömberg in dem Gebiet der alten Eisenbahnstrecke und der Weberei "Watra" (heute eine Ruine). Blasdorf zieht sich etwa 2 km entlang des Zieder (Zadrny-Fluß) und erreicht eine Höhe von rund 500-800 m.

Das Areal, auf welchem sich Blasdorf befindet, besteht aus Sandstein, während die Höhen des Rabengebirges aus den Porphyren des Perms (Trachit) bestehen. Diese wurden in einem alten Steinbruch nördlich des Dorfes abgebaut. Die Berghänge sind mit Fichtenwäldern bestanden, aber das Dorf umgibt landwirtschaftliches Gebiet auf quartären Flächen und Ablagerungen aus Lehm.

Blasdorf ist ein landwirtschaftlich geprägtes Dorf. 1988 existierten 35 Höfe aber nur 13 % der Bevölkerung konnte alleine von den Erträgen leben.

Geschichte

Blasdorf gehört zu den älteren Dörfern im Südteil des Rabengebirges und des Grüssauer Talkessels. Der Ort wurde laut einer Urkunde vom 23.8.1289 gegründet vom Schweidnitzer Herzog Bolko I. und dem tschechischen König Wenzel II. Blasdorf wurde als Geschenk in das Herzogtum Schweidnitz eingegliedert. Das Dorf existierte damals schon. 1343 kaufte der Grüssauer Abt Nikolaus II. für 280 Gulden von Jeriko de Ysinburg [Erich von Isenburg?] und dessen Neffen Presechem de Gutinsteyn [von Gutenstein] Schömberg und sechs umgebende Dörfer, darunter auch Blasdorf. Von da an bis zur Säkularisierung kirchlicher Güter gehörte Blasdorf zum Besitz des Klosters Grüssau.

Das Dorf entwickelte sich ruhig, es ist aber nicht ausgeschlossen, daß der Ort während der Hussitenkriege beschädigt wurde. Von Anfang an bestand eine enge Beziehung zu Schömberg als landwirtschaftliches "Hinterzimmer" und sozusagen als eine Vorstadt. Wegen dieser engen Beziehungen wurde in Blasdorf selbst nie eine Kirche errichtet und die Bauern waren immer Schäfchen der Pfarrei der Stadt. Im XVI. Jahrhundert existierte einiger Bergbau in der Umgebung, vermutlich um Steinkohle abzubauen. Genaue Nachrichten darüber fehlen aber, mit Ausnahme einer Erwähnung von 1545, in der es um die zur Mine führende Straße geht. Später wurde eine alte Porphymine in Betrieb genommen und am Zieder fünf Fischteiche angelegt.

Die Grundlage der Entwicklung von Blasdorf, neben Landwirtschaft, bestand in der Heimweberei, wodurch eine unmittelbare Beziehung mit dem großen Textilzentrum in Schömberg bestand. 1747 lebten in Blasdorf 33 Bauern und 79 Heimarbeiter, darunter 14 Handwerker. 1782 lebten 33 Bauern und 70 Heimarbeiter. Auch wurden ein Vorwerk und zwei Wassermühlen erwähnt. Vorwerk und Mühlen sind in der Müllerschen Karte von 1837 eingezeichnet. Leider fehlt für das Vorwerk, im Gegensatz zu anderen in der Karte verzeichneten, eine Benennung. Die Einwohner von Blasdorf spielten eine aktive Rolle im Weberaufstand, der im März 1793 in Schömberg ausbrach aber durch die Armee niedergeschlagen wurde.

Nach der Säkularisierung der Klostergüter 1810 wurde Blasdorf königliches Eigentum. 1825 existierten 101 Gebäude, das freie Amt des Gemeindevorstehers, Brennerei und 2 Wassermühlen, unter den Einwohnern waren 56 Leinenweber. 1840 waren es 104 Gebäude sowie einen Stärke- und Walkmühle. Es gab eine katholische Schule im Dorf und von den Einwohnern waren 11 Leinweber sowie 10 andere Handwerker, drei Händler und 18 Hausierer. Am 23.3.1847 brach in der gesamten Gegend ein Hungeraufstand durch arbeitslose Weber aus. Um die Bevölkerung zu beruhigen und mit Lohn zu versorgen wurde eine Straße nach Albendorf gebaut.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fiel Fischfang und Heimweben als Erwerbsquelle komplett aus, aber Blasdorfer Einwohner fanden neue Arbeit in den mechanischen Webereien in Schömberg. Dies führte zu einer noch stärkeren Bindung des Dorfes an die Stadt aber auch zu einer schleichenden Entvölkerung. Nicht gestoppt wurde diese Entwicklung durch die Verlängerung der Eisenbahn von Landeshut nach Blasdorf 1896 und 1899 dann nach Albendorf. 1871 existierten 117 Häuser in Blasdorf. Ein Försterhaus wurde gebaut, weil sich das Dorf bis in das Rabengebirge ausdehnte. 1935 wurde der Ortsname in Tannengrund geändert, weil Blasdorf einen offensichtlich slawischen Wortstamm hatte. Trotz der idyllischen Lage wurde Blasdorf nie ein Feriendorf und spielt keine größere Rolle im Tourismus.

Nach 1945 behielt Blasdorf seinen landwirtschaftlichen Charakter, war aber von der deutschen Bevölkerung verlassen. Die meisten Einwohner arbeiteten in der Textilfabrik von Schömberg. Die ganze Region befindet sich im Abschwung und 1970 wurde neben anderen auch die Eisenbahnlinie geschlossen. Auch in den letzten Jahren hatte die lokale Industrie mit starken Problemen zu kämpfen. Deshalb verdienen die Einwohner Blasdorfs ihr Geld mit Land- und Forstwirtschaft.

Über den Zieder-Fluß

Am Fuße des Berges in der Nähe der Zieder-Quellen stand das Haus eines Blasdorfer Holzfällers. Der Holzfäller hatte eine liebliche Tochter mit goldenem Haar und grünen Augen. Sie war faul und hatte nur Tanzen im Kopf. Jungen schauten sich nach ihr um und luden sie auf Tänze in Erlenlichtungen und nach Schömberg ein, was sie gerne annahm. Ihrem Vater mißfiel das und er verbat ihr das Ausgehen am Abend. Im Frühling an einem Samstag hörte das Mädchen nicht auf ihren Vater. Sie wartete, bis der ermüdete Holzfäller einschlief und verließ das Haus. Die Nacht war dunkel und gefährlich aber das Mädchen meinte Musik zu hören und rannte in diese Richtung. Unglücklicherweise verlief sie sich und ging statt in das Dorf in die Tiefen des Waldes. Sie lief in das Moor und versank darin. Am nächsten Tag suchte der Blasdorfer Holzfäller seine Tochter, um seine unfolgsame und faule Tochter zu strafen.

Die ungehorsame und faule Tochter aber verwandelte sich in den Wasserstand des Zieder. Der ruhige Fluß änderte sich auf einmal. Plötzlich trat er über die Ufer auf die Felder, Wiesen und Anwesen, ganz besonders, wenn Musik und Tänze zu hören waren, um diese zu ertränken. Der Fluß richtete großen Schaden unter den Menschen an und mehr als einmal konnten Jungen in der Nacht bei der Rückkehr von Spielen ein wunderschönes Mädchen mit goldenem Haar in weißem Kleid sehen, welches auf einer Sandbank tanzte. Sie lockte mehrere mit ihrer Schönheit in den Fluß. Sie wurde Zadranka genannt und das Dorf, in dem ihr Vater lebte, wurde Blasdorf genannt.

Nach dem Krieg warnten ältere Frauen immer noch Kinder vor einem Bad im Fluß. Seit der Fluß bei Landeshut zu einem Stausee gestaut wurde lebt Zadranka in ihm und lockt Jungen und Männer zum Tanz. Etliche hat sie schon ertränkt.